Wie macht man der Jugend die Klassik schmackhaft?
Zwei Weltklasse-Musiker machen sich vor dem Start des Festivals der Nationen Gedanken über die richtige Herangehensweise. Man dürfe die jungen Leute dabei nicht „für blöd verkaufen“, lautet einer der Tipps
Bad Wörishofen Weltstars geben sich in Bad Wörishofen die Klinke in die Hand: Das Festival der Nationen beginnt in dieser Woche. Ab Freitag, 22. September, geht es aber auch um die Stars von morgen – und um die beste Art, jungen Menschen klassische Musik näher zu bringen. Diese dürfe man dabei keinesfalls für dumm verkaufen, fordert Nils Mönkemeyer vor dem Eröffnungsabend.
„Wenn ich für Schulklassen gespielt oder Konzerte speziell für Jugendliche gegeben habe, wurde mir immer nahegelegt, es möglichst einfach und verständlich darzubieten, was ich nie gemacht habe!“, berichtet der Bratschist und Professor. „Wenn man jemanden für blöd verkaufen möchte, das funktioniert nicht“, sagt er. Zudem habe er „auch nie erlebt, dass Jugendliche meine Musik nicht verstehen.“Diese Vereinfachung sei oft die Lösung, mit der man einem ganz anderen Problem begegnen möchte, hat Mönkemeyer festgestellt. Seine Schwester etwa, Studentin des Musikbusiness, habe ihm geschildert, dass sie klassische Musik zwar schon immer möge, „die Konzerte mit ihrem Vermarktungsapparat aber irritieren sie mit dieser gewissen Abgeschiedenheit und Ausschließlichkeit für ’Eingeweihte’“, sagt Mönkemeyer in einem Interview. Seine Lösung: „Verschiedenste Projekte und das auch auf mehreren Ebenen, das ist die Antwort.“
Ihn störe, dass junge Menschen oft gleich denken, klassische Musik sei nichts für sie, nachdem man ihnen irgend ein Stück vorgespielt hat, das ihnen vielleicht nicht gleich gefallen hat. „Das ist falsch, denn die enorme Vielfalt der klassischen Musik ist mindestens so groß wie im Pop- oder Jazzbereich“, sagt der Musiker. „Man muss ihnen ganz viele verschiedene Stücke präsentieren und mit einer entsprechenden Vielfalt können sie fündig werden.“
Die Ansprache sei das Entscheidende, von „Mensch zu Mensch und das auf Augenhöhe“, rät Mönkemeyer. „Die Veranstalter, die Lehrer und die Künstler müssen an dieser Stelle zusammenarbeiten und darum finde ich Bad Wörishofen so besonders.“Der Kneippstadt ist Mönkemeyer übrigens verbunden, weil seine Großmutter hier jährlich zur Kur weilte. Nun denke er bei jedem Auftritt, er spiele hier für seine inzwischen verstorbene Oma, offenbart der Künstler. „Das ist ein sehr schönes Gefühl.“
Der Förderung von Nachwuchsmusikern hat sich Alice Sara Ott in einem Interview gewidmet. Dort sagt sie unter anderem, es sei sehr wichtig, dass die „jungen Talente gezielt gefördert werden und sich die Karriere nicht zu schnell entwickelt.“Hierfür sei ein „gutes Zusammenwirken von Künstler, Elternhaus, Agentur und CD Label erforderlich“, findet die Pianistin.
In Bad Wörishofen wird sie am Samstag, 30. September, bei der Abschlussgala zu sehen und zu hören sein. Nils Mönkemeyer steht am Mittwoch und Donnerstag, 27. und 28. September, mit Julia Fischer auf der Bühne im Bad Wörishofer Kursaal.
OVorverkauf Karten für die Konzerte des Festivals der Nationen gibt es unter anderem beim MZ Ticketservice unter der Telefonnummer (08247/35035).