Ein ziemlicher Murks
Ausgerechnet Joachim Herrmann, ausgerechnet dem ansonsten durch und durch zuverlässigen bayerischen Innenminister passiert so ein Murks. Normalerweise fragt Herrmann lieber dreimal nach, ehe er mit Zahlen in der Öffentlichkeit operiert. Er ist als Faktenchecker bekannt, der von seinen Mitarbeitern äußerste Präzision fordert. Und er kennt die Fallstricke der Kriminalstatistik wie kaum ein anderer. Nun aber hat er, wohl in der Hitze des Wahlkampfs, gründlich danebengegriffen und irreführende Zahlen genannt – noch dazu bei einem Thema, das mit verständlichen Ängsten und politischen Emotionen aufgeladen ist wie kaum ein anderes.
Es geht im Kern um die Frage, ob junge Männer, die jüngst aus anderen Kulturkreisen hierher geflüchtet sind, eine größere Gefahr für Frauen darstellen als Männer, die hier schon lange leben. Die Häufung einzelner Vergewaltigungsfälle in den vergangenen Wochen deutet darauf hin. Diese Fälle sollten – ähnlich wie die Vorfälle in der Silvesternacht in Köln – sehr ernst genommen werden. Dazu gehört auch, dass der Innenminister jetzt gründlich prüft, was seine statistisch erfassten Daten an seriösen Schlussfolgerungen hergeben.
Zu politischer Hysterie aber besteht kein Anlass. Und niemand sollte auf jene extremistischen Kräfte hereinfallen, die versuchen, Ängste zu schüren und für ihre Zwecke zu missbrauchen. Damit ist niemandem geholfen – am allerwenigsten den Frauen, die sich sicher und beschützt fühlen wollen.