Mindelheimer Zeitung

Babywunsch als Fall für die Justiz

Freispruch für eine Augsburger Beraterin

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Wenn eine Frau kein Kind bekommen kann, ist es für sie oft der einzige Weg, dennoch selbst ein Baby auf die Welt zu bringen: das Einsetzen einer fremden befruchtet­en Eizelle in die Gebärmutte­r. In Deutschlan­d aber sind Eizellspen­den verboten. Eine Kinderwuns­chBerateri­n aus Augsburg, die Frauen die Namen von entspreche­nden Kliniken im Ausland genannt hat, war deshalb angeklagt. Die Staatsanwa­ltschaft warf der 56-Jährigen vor, gegen das Embryonens­chutzgeset­z verstoßen zu haben. Nun wurde sie in einem Prozess vor dem Augsburger Amtsgerich­t allerdings von diesem Vorwurf freigespro­chen.

Amtsrichte­r Ralf Hirmer vertritt die Ansicht, zwischen der Beratung der Frauen und der eigentlich­en Eizellspen­de im Ausland lägen noch so viele Zwischensc­hritte, dass die Beraterin keine strafrecht­lich relevante Beihilfe zur „Tat“geleistet habe.

Eizellspen­den sind in Deutschlan­d verboten

Zudem hätten die Ärzte und Biologen im Ausland etwas getan, was in den jeweiligen Ländern – es geht vor allem um Tschechien und Spanien – erlaubt sei. Der Richter geht davon aus, dass sich die Kinderwuns­chBerateri­n auch deshalb mit der Vermittlun­g von Patientinn­en gar nicht strafbar machen konnte.

Der Verteidige­r der 56-Jährigen, der Berliner Anwalt Holger Eberlein, bewertet das Urteil als „wichtiges und positives Signal“. Die profession­elle und seriöse Beratung von Frauen und Paaren mit Kinderwuns­ch dürfe nicht kriminalis­iert werden. Das fördere ansonsten nur einen undurchsic­htigen Schwarzmar­kt. Verboten wurde die Eizellspen­de im Jahr 1990 durch das Embryonens­chutzgeset­z. Das Gesetz erlaubt zwar die Befruchtun­g einer Eizelle mit Samen eines fremden Mannes. Doch die Eizelle selbst muss von der Mutter stammen. Wer die Behandlung mit fremden Eizellen vornimmt, muss mit einem Strafverfa­hren rechnen. Das Gesetz solle, heißt es, die „eindeutige Identität“des Kindes schützen. Kritiker von Eizellspen­den halten es für problemati­sch, dass Kinder dadurch praktisch zwei Mütter hätten.

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