Mindelheimer Zeitung

Stoff für Freiheit und Freizeit

- VON GISELA BIRNSTIEL redaktion@mindelheim­er zeitung.de,

Hosen sind offenbar ein unerschöpf­liches Thema für Leute, die dem Zeitgeist auf der Spur sind. Ging es letzthin an dieser Stelle um das Unverständ­nis, mit dem die Verfasseri­nden Trägern von Hosen mit Löchern begegnete, so setze ich mich mit dem Phänomen einer Hosenart auseinande­r, die schon lang existiert aber mittlerwei­le den Siegeszug in alle Gesellscha­ftsschicht­en angetreten hat. Wer kennt sie nicht, die Jogginghos­e, die nicht nur zum schweißtre­ibenden Laufen (sagt man nicht, man joggt) getragen wird, sondern zu allererst das Gefühl von Freizeit und Freiheit vermittelt. Das ist Freiheit an Bein und Bauch; der Gummibund zwickt weder den Waschbrett­noch den Bierbauch, das elastische Gewebe lässt Raum für dicke und dünne Waden und das Ganze ist himmlisch bequem. Der Träger der Hose signalisie­rt beim Einkaufsbu­mmel, im Auto- oder Möbelgesch­äft, dass er sich im Freizeitmo­dus befindet und dass ihm jeder Dress-Code egal ist.

Karl Lagerfeld, der immer noch als Guru der Modewelt gehandelt wird und dessen Outfit nicht jeden anspricht, hat einmal gesagt: Wer eine Jogginghos­e trägt, hat die Kontrolle über sich selbst verloren. O wei! Hat der denn nicht mitbekomme­n, dass die Luxusausfü­hrungen der Jogginghos­en schon auf den Laufstegen dieser Welt gelandet sind? Und weil das so ist, wird sie getragen, die Jogginghos­e, vielleicht nicht ganz so teuer wie in Paris, aber genauso bequem um den Bund herum. Und wer möchte das noch missen?

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