Stoff für Freiheit und Freizeit
Hosen sind offenbar ein unerschöpfliches Thema für Leute, die dem Zeitgeist auf der Spur sind. Ging es letzthin an dieser Stelle um das Unverständnis, mit dem die Verfasserinden Trägern von Hosen mit Löchern begegnete, so setze ich mich mit dem Phänomen einer Hosenart auseinander, die schon lang existiert aber mittlerweile den Siegeszug in alle Gesellschaftsschichten angetreten hat. Wer kennt sie nicht, die Jogginghose, die nicht nur zum schweißtreibenden Laufen (sagt man nicht, man joggt) getragen wird, sondern zu allererst das Gefühl von Freizeit und Freiheit vermittelt. Das ist Freiheit an Bein und Bauch; der Gummibund zwickt weder den Waschbrettnoch den Bierbauch, das elastische Gewebe lässt Raum für dicke und dünne Waden und das Ganze ist himmlisch bequem. Der Träger der Hose signalisiert beim Einkaufsbummel, im Auto- oder Möbelgeschäft, dass er sich im Freizeitmodus befindet und dass ihm jeder Dress-Code egal ist.
Karl Lagerfeld, der immer noch als Guru der Modewelt gehandelt wird und dessen Outfit nicht jeden anspricht, hat einmal gesagt: Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sich selbst verloren. O wei! Hat der denn nicht mitbekommen, dass die Luxusausführungen der Jogginghosen schon auf den Laufstegen dieser Welt gelandet sind? Und weil das so ist, wird sie getragen, die Jogginghose, vielleicht nicht ganz so teuer wie in Paris, aber genauso bequem um den Bund herum. Und wer möchte das noch missen?