„Ich will den Zuhörern Musik nahebringen“
Der aus Mindelheim stammende Flötist Christoph Riedlberger spielt mit seiner Duo-Partnerin Minako Schneegass im Silvestersaal
Herr Riedlberger, Sie waren schon seit ein paar Jahren nicht mehr in Ihrer Heimatstadt Mindelheim. Hat das einen bestimmten Grund? Riedlberger: Wir spielen ja in regelmäßigen Abständen in Mindelheim, aber es kommt natürlich darauf an, wie stark wir beruflich eingebunden sind. Neben den Konzertaktivitäten des Duos hat auch jeder seine Solokarriere oder andere Projekte. Dann ergibt es sich manchmal schlichtweg nicht. Und andererseits freut sich das Publikum umso mehr, wenn man nach einer Pause wieder zu hören ist.
Sie kommen gerne wieder zurück in die alte Heimat?
Riedlberger: Ja, natürlich, „back to the roots“ist immer ein besonderes Erlebnis. Der Silvestersaal ist außerdem mit seiner guten Akustik und dem schönen Flügel sehr gut für Kammermusik geeignet. Musiker und Publikum fühlen sich hier gleichermaßen wohl.
Seit wann spielen Sie bereits mit Frau Schneegass als Duo Poetico Musicale? Riedlberger: Wir spielen seit 2003 als festes Duo zusammen, das ist ungewöhnlich. Es gibt natürlich Duos in der Besetzung Flöte und Klavier, die aber meist nur projektweise miteinander arbeiten. Wenn man lange zusammen spielt und Konzerte bestreitet, weiß man genau, was der andere macht. Wir müssen fast nicht mehr unmittelbar Kontakt haben, wir sprechen über die Töne zueinander.
Das Konzert steht unter dem Titel „Russische Seele - Esprit Francais“. Welche Musik erwartet die Besucher im Silvestersaal?
Riedlberger: Die Stücke sind trotz ihrer „relativ“modernen Klangsprache sehr eingängig. Und keine Angst – „modern“bedeutet hier nicht zeitgenössisch. Von den Komponisten, die an diesem Abend zu hören sind, kennt man vor allem Sergej Prokofiev mit „Peter und der Wolf“. Seine Sonate für Flöte und Klavier zählt zu den wichtigsten Kompositionen für diese Besetzung. Francis Poulenc ist vor allem durch seine geistlichen Werke bekannt geworden. Die „Sonate pour Flûte et Piano“erfreut sich großer Beliebtheit. In ihr hat Poulenc seine Liebe zum Jazz und dem Chanson verarbeitet. Es hat sich im Übrigen bewährt, dem Publikum zu jedem Stück ein paar Hintergrundinformationen zu geben. Denn ich will den Zuhörern die Musik ja nahe bringen.
Herr Riedlberger, den ersten Flötenunterricht bekamen Sie hier an der Mindelheimer Musikschule. Mittlerweile geben Sie selbst seit Jahren in Bremen Unterricht. Was haben Sie von Ihren Lehrern gelernt, dass Sie selbst an Ihre Schüler weitergeben wollen?
Riedlberger: Ob das Volkmar Geißhardt, Peter Thalheimer oder Mirjam Nastasi waren, mit meinen Lehrern verband mich immer ein inniges, menschliches Verhältnis. Es gab nicht diese Distanz, wie sie von manchen propagiert wird – unten der Schüler, oben der Lehrer. In meinen Augen kann nur so Begeisterung und Leidenschaft für die Musik weitergegeben werden. Das ist mir sehr wichtig.