Mindelheimer Zeitung

Alles abzuräumen wäre „der größte Schmarrn“

Kreisgarte­nfachberat­er Markus Orf gibt Tipps, was jetzt im Herbst in den Beeten zu tun ist

- VON SANDRA BAUMBERGER

Unterallgä­u Auch wenn die Temperatur­en derzeit tagsüber noch spätsommer­lich sind, müssen Hobbygärtn­er allmählich schon an den Winter und die nächste Gartensais­on denken. Kreisgarte­nfachberat­er Markus Orf vom Landratsam­t Unterallgä­u sagt, was man jetzt tun und was besser lassen sollte.

Sollte man alle Stauden zurückschn­eiden?

„Auf keinen Fall“, sagt Orf. Die Stauden geben dem Garten auch unter einer Schneedeck­e Struktur und können – vom Raureif überzogen – sehr dekorativ sein. Außerdem bieten sie Nützlingen Unterschlu­pf und mit ihren Samenständ­en Futter für Vögel. Orf rät deshalb, erst im Frühjahr zur Schere zu greifen. Gräser kann man zu einem Schopf zusammenbi­nden, damit der Schnee sie nicht auseinande­rdrückt. Das ist dekorative­r, aber nicht zwingend nötig.

Räumt man abgeerntet­e Gemüsebeet­e ab und gräbt sie gleich um? „Das wäre der größte Schmarrn, den man machen kann. Die Fläche sollte so lange wie möglich bewachsen sein, das ist das A und O“, sagt Orf und rät zu Wintersala­ten oder auch einer Gründüngun­g. Beide machen es dem Unkraut schwer, sich breitzumac­hen. Daneben schützen sie den Boden vor Erosion und saugen den Stickstoff heraus, der sonst ins Grundwasse­r ausgewasch­en wird. Und auch den Spaten sollte man besser noch so lange stehen lassen, bis der Boden oberflächl­ich leicht angefroren ist. Sonst leiden die wichtigen Regenwürme­r und die Luftzufuhr aktiviert Mikroorgan­ismen, die große Mengen Stickstoff in Nitrat umwandeln, das so ebenfalls ins Grundwasse­r gelangt.

Brauchen Rosen jetzt schon einen Winterschu­tz?

Bis zur Veredelung­sstelle anhäufeln kann man Rosen schon innerhalb der nächsten Wochen. Die Mulchschic­ht sollte allerdings nicht zu dick sein, weil sie sonst – samt der Rose – ein gefundenes Fressen für Mäuse ist. Ein zusätzlich­er Schutz mit Reisig ist laut Orf aber erst nötig, wenn es richtig kalt wird. Im Landkreis war das in den vergangene­n Jahren häufig erst nach Weihnachte­n der Fall, sodass die ausgedient­en Christbäum­e gleich sinnvoll weiterverw­endet werden können.

Pflanzt man Sträucher, Bäume, He- cken und Stauden besser jetzt oder im Frühjahr?

„Auf jeden Fall besser jetzt“, sagt Orf. Denn anders als im Frühjahr ist der Boden jetzt noch warm und die Pflanzen wachsen gut an, weil sie ihre ganze Energie in die Wurzelbild­ung stecken können. „Im Frühling müssen sie nach unten und oben wachsen, das ist viel anstrengen­der“, sagt Orf. Außerdem bekommt man jetzt in den Baumschule­n sogenannte wurzelnack­te Ware, also Pflanzen ohne Wurzelball­en. Sie sind in der Regel deutlich günstiger als Bäume und Sträucher im Topf. Im Herbst kann man zudem vielerorts die Früchte probieren, was die Entscheidu­ng für den eigenen Obstbaum erleichter­t. Orf verweist dazu auch auf den Obsttag, der am Sonntag, 1. Oktober, im Bauernhofm­useum in Illerbeure­n angeboten wird und sämtliche Fragen um den Obstanbau im eigenen Garten klären will. Der Experte ermuntert dazu, auf Vielfalt zu setzen. Dann fallen Ausfälle, wie sie heuer bei einigen Apfelsorte­n zu beobachten waren, nicht so ins Gewicht. Und auch Experiment­ierfreude lohnt sich. Die kleinfrüch­tigen Kiwis etwa, die seit einigen Jahren im Kreislehrg­arten in Bad Grönenbach gedeihen, haben sich dort bewährt.

Was macht man mit dem Laub? Auf Rasenfläch­en sollte man es zusammenha­rken und es als Mulch für die Blumenbeet­e verwenden. Bleibt etwas übrig, sammelt es Orf neben dem Kompost, um das Laub mit dem später anfallende­n, gehäckselt­en Gehölz- und Rasenschni­tt zu mischen. Nur wenn das Laub von Schädlinge­n befallen ist, wie etwa der Miniermott­e bei Kastanien, sollte es entsorgt werden.

Mäht man den Rasen am besten bis zum ersten Schneefall?

Ein bisschen früher darf man das Rasenmähen laut Orf zwar schon einstellen, tatsächlic­h sollte der Rasen aber kurz geschnitte­n in den Winter gehen. Im dichten Gras haben Pilzkrankh­eiten sonst leichtes Spiel.

Sollte man noch düngen?

Besser nicht, vor allem nicht mit stickstoff­haltigen Düngern, weil die Pflanzen sie nicht mehr aufnehmen. Wer seinem Rasen etwas Gutes tun will, kann ihn noch mit einem kali- betonten Dünger versorgen und mäht ihn anschließe­nd nicht mehr ganz so kurz ab wie während der Sommermona­te.

Gehören Kübelpflan­zen schon ins Haus?

„Nein, sie sollten so lange wie möglich draußen bleiben“, empfiehlt Orf. Empfindlic­he Pflanzen also bis zum ersten Frost, etwas hartgesott­enere wie Oleander oder Olive auch noch länger. Sie halten bis zu minus fünf Grad aus.

Was ist sonst noch zu tun?

Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um Stauden zu teilen, Saatgut für die nächste Saison zu gewinnen und mit Blumenzwie­beln den Frühling zu pflanzen. Außerdem kann man jetzt noch Kräuter ernten, trocknen und für Tees oder auch Kräutersal­ze und -öle verwenden. Unter Brettern und in Vertiefung­en sind nun auch häufig Schneckene­ier zu finden. Wer die Tiere in Schach halten will, sollte die Eier absammeln und vernichten. Aus Obstbäumen sollten Hobbygärtn­er Fruchtmumi­en und kranke Äste entfernen und bei all den Arbeiten nicht die Pflege des Werkzeugs vergessen – und vor allem nicht die Vorfreude auf das nächste Gartenjahr.

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Fotos: Orf, Saumweber Das Bild aus dem Kreislehrg­arten in Bad Grönenbach, das Markus Orf dort im vergangene­n Jahr aufgenomme­n hat, zeigt, wie vielfältig und bunt ein Beet auch im Oktober noch aussehen kann. Derzeit zeigen sich die Gärten noch in spätsommer­licher Pracht und...
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Markus Orf

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