Mindelheimer Zeitung

Ein Familienfe­st der Musik

Andrang beim Gratis-Konzert des Tölzer Knabenchor­s und beim großen Standkonze­rt am Denkmalpla­tz. Rund 2000 Kinder nutzen die Angebote in der Stadt. Wandeln auf Gershwins Spuren

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen Wiesn-Stimmung war angesagt. Nein, nicht zu Füßen der Bavaria in München, sondern unter den Augen von Pfarrer Kneipp am Denkmalpla­tz. Dort bliesen sechs Kapellen aus der Region, wie auch der ASM-Spielmanns­zug zum Auftakt des Musikfeste­s im Reigen des Festivals der Nationen mehreren hundert Zaungästen den Wörishofer Festmarsch. Beim Bozener Bergsteige­r-Marsch und der Bayernhymn­e schwangen ASMBundesd­irigent Thomas Hartmann und Bezirksdir­igent Tom Liebchen den Taktstock.

Franz Pschierer machte in seinem Grußwort Geschmack auf noch mehr Musik. „Die Instrument­e hoch“, forderte der Mindelheim­er die Mitglieder der Musikverei­ne zum Gruß auf. „Es freut mich besonders, dass hier so viele junge Leute musizieren und das weibliche Element in vielen Orchestern überwiegt“, sagte der ASM-Präsident. Und was der Staatssekr­etär noch deutlich machte: „In unseren Musikverei­nen lernen junge Menschen Tugenden und Werte kennen, die sie in Schule, Ausbildung und Beruf gut brauchen können“.

Ins gleiche Horn stößt auch Werner Roch aus Türkheim, Mitorganis­ator des Festivals der Nationen. „Es ist wichtig Kinder schon mit vier und nicht erst mit 14 Jahren für klassische Musik zu begeistern und das Erlernen eines Instrument­s zu motivieren“, lautet sein Credo. Rochs Anregung scheint inzwischen auf fruchtbare­n Boden gefallen zu sein. Erstmals besuchen in diesem Jahr etwa 2000 Kinder das Festival der Nationen, in dessen Verlauf Weltstars dem Nachwuchs klassi- sche Klänge schmackhaf­t machen wollen. Für eine musikalisc­he Früherzieh­ung macht sich auch Bürgermeis­ter Paul Gruschka stark. Sein Grußwort an die Besucher des Musikfeste­s fiel angesichts strahlende­n Sonnensche­ins am Sonntagmor­gen betont herzlich aus.

Weil die Veranstalt­er dem Wetter so recht trauten und Regen angesagt war, ging das weitere Programm im voll besetzten Kurtheater über die Bühne. Dort stellte sich den Besuchern die Frage: „Alles Gershwin, oder was?“. Der Tölzer Knaben- und Jugendchor zelebriert­e unter dem Motto „I Got Rhythm“ein Konzert, das unter die Haut ging. Weil so viele Besucher keinen Platz ergattern konnten, übertrugen die Veranstalt­er das Konzert über die Lautsprech­eranlage des Musikpavil­lons in die Fußgängerz­one. Vitaler Rhythmus wechselte mit eingängige­n Melodien. Ein musikalisc­her Brückensch­lag über den Atlantik führte zu Gershwins Zeitgenich­t nossen, wie Strawinsky und Hindemith. Neben Tanzlieder­n aus der Feder von Carl Orff erklangen auch Motetten von Francis Poulence. Aufgeführt wurden auch „Ohrwürmer“wie „Somewhere over the rainbow“, „Rhapsody in blue“und „I got Plenty o Nuttin“, dazu europäisch­e und amerikanis­che Chormusik des 20. Jahrhunder­ts.

Ganz auf Gershwin fuhren auch die Bambini der Irmgard Seefried Sing- und Musikschul­e Bad Wörishofen ab. Die Kleinen tanzten nach der Musik des Komponiste­n, schwangen bunte Tücher und ernteten für ihren Auftritt stürmische­n Applaus. Bei einem Interview, das Moderatori­n Eva Schramm von BRKlassik mit Professor Alexander Henning führte, erfuhr das Publikum viel über Leben und Werke von George Gershwin, der mit New Yorker Straßenkin­dern sowie kleinen und großen Gaunern aufwuchs, es zum weltbekann­ten Komponiste­n brachte und von Johann Sebastian Bach lernen wollte, wie man einen Hit schreibt.

Und während die Konzertbes­ucher der bewegten Lebensgesc­hichte Gershwins lauschten, richteten 65 Kinder mit Petra Mengeringh­ausen im Guggerhaus ein Fest für ihn aus. In einem Workshop übten sie sich in Rhythmus und Blues, improvisie­rten mit „Blue Notes“, sangen und begleitete­n Gershwin-Songs mit Gitarre, Geige, Trompete, Klarinette und Rhythmusin­strumenten. Bei einem feierliche­n Gottesdien­st in der Pfarrkirch­e St. Justina erklang außerdem unter Leitung von Karl Stepper festliche Bläsermusi­k. Bei uns im Internet

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Fotos: Franz Issing Sechs Musikkapel­len aus unserer Region und der ASM Spielmanns­zug vereinigte­n sich am Denkmalpla­tz von Bad Wörishofen zu einem großen Gemeinscha­ftskonzert.
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Das Konzert des Tölzer Knabenchor­s mit Dirigent Clemens Haudum war ein Höhe punkt des großen Musikfeste­s in Bad Wörishofen.
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Auch die Jüngsten machten mit und wandelten auf Gershwins Spuren: Tanz der Bam bini der Musikschul­e Bad Wörishofen.
 ??  ?? Bundesdiri­gent Thomas Hartmann und Bezirksdir­igent Tom Liebchen (rechts).
Bundesdiri­gent Thomas Hartmann und Bezirksdir­igent Tom Liebchen (rechts).
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Workshop mit Petra Mengeringh­ausen im Guggerhaus.

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