Über das Ziel hinaus
Was wurde dieser Tage von gutem Betragen im Sport – vornehmlich auf dem Fußballfeld – geschrieben und gesprochen. Die gestenreiche Entgleisung von FCAKapitän Daniel Baier gegen Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl war sicher falsch, seine Entschuldigung dafür richtig. Hasenhüttel akzeptierte diese, wenn auch erst nach drei Tagen – also Schwamm drüber. Heftiger hat es da unlängst schon den früheren Trainer des VfB Stuttgart und der schweizer Nationalmannschaft, Rolf Fringer, erwischt. In seiner Eigenschaft als TV-Experten wurde er am Rande eines Spiels in der schweizer Super League vom Präsidenten des FC Sion, Christian Constantin, kurzerhand niedergestreckt. Dieser hatte sich durch Fringers Kommentare in seiner Ehre gekränkt gefühlt.
Es mag Zufall sein, dass solche Dinge gerne auf oder neben dem Fußballplatz stattfinden, wo Testosteron und Adrenalin bisweilen eine hochexplosive Mischung ergeben. Doch auch andernorts können sich Emotionen Bahn brechen. Etwa bei einem Amateurradrennen. So geschehen beim 27. Altstadtkriterium in Mindelheim am Sonntag. Da begaben sich gerade die Fahrer der Seniorenklasse 2 auf ihre letzte Runde, als der Kommentator des Rennens, Thomas Georg, dem führenden Fahrer, Markus Köcknitz, praktisch die Renn-Intelligenz absprach. Dieser hatte nämlich eine Runde Vorsprung, ist dann aber kurz nach der Ziellinie auf der Schlussrunde wieder ins Feld gefahren – und hat so seinen Rundenvorsprung gemäß den Regeln vertan. „Man kann blöd fahren, man kann aber auch richtig blöd fahren“, platzte es aus Georg heraus. Damit schoss er über das Ziel hinaus. Wäre Christian Constantin nun besagter Fahrer gewesen, Thomas Georg hätte sich nach dem Rennen möglicherweise warm anziehen dürfen. Doch Markus Köcknitz nahm das Ganze gelassen hin. Nach dem Rennen sprachen sich Fahrer und Kommentator im Rahmen eines Interviews auf dem Marienplatz aus. Thomas Georg entschuldigte sich mehrmals aufrichtig für seine Wortwahl – und für Markus Köcknitz, der die Entschuldigung im Gegensatz zu RB-Trainer Ralph Hasenhüttl sofort annahm, war die Sache damit erledigt. Was sicher auch damit zusammenhängen könnte, dass er das Rennen dennoch gewonnen hat. Und nicht, wie der Trainer des Bundesligisten RB Leipzig, auch noch eine Niederlage verdauen musste.