Mindelheimer Zeitung

Sprung in ein neues Zeitalter

Gegen Paris geht selbst der Luxus-Kader der Münchner als Außenseite­r ins Spiel. Erwartet wird eine Partie, die Aufschluss über die Verhältnis­se in Fußball-Europa gibt

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Paris Arjen Robben schreckte erstaunt auf, als er auf einen drohenden Untergang des FC Bayern in Paris angesproch­en wurde. „Eine Packung?“, fragte der Holländer. Verständni­slos beantworte­te er die Frage eines Münchner Reporters nach einem möglichen Debakel im Prinzenpar­k: „Davon gehen wir natürlich nicht aus. Warum eine Packung? Wir werden uns gut präsentier­en, davon bin ich überzeugt.“

Nein, Angst verströmte das in dieser Saison so extrem wechselhaf­t auftretend­e Münchner Starensemb­le nicht vor dem großen Kräftemess­en mit Europas neuer Fußballmac­ht PSG. Im Gegenteil: Die Bayern sind scharf auf die wegweisend­en 90 Minuten gegen Multi-Millionen-Mann Neymar und Co. am Mittwochab­end (20.45 Uhr/ZDF/Sky) im Prinzenpar­k. Ganz Europa blickt nach Frankreich, wo sich der altreiche FC Bayern und der neureiche Scheichklu­b Paris St. Germain duellieren. „Es ist ohne Frage ein Prestigesp­iel“, sagte Bayern-Chef KarlHeinz Rummenigge. Und die Zielsetzun­g laute, aus Paris „etwas mitzunehme­n“, also zumindest nicht zu verlieren.

Es ist weitaus mehr als nur ein Gruppenspi­el, in dem es um die Tabellenfü­hrung geht. „Paris ist die Mannschaft, die im Sommer am

Wenn man sich auf so ein Spiel nicht freut, muss man aufhö ren.“Arjen Robben

meisten auf dem Transferma­rkt investiert hat und viele gute Spieler geholt hat: Neymar, Mbappé, um nur die zwei zu nennen“, sagte Rummenigge. 400 Millionen Euro kosteten alleine diese beiden Offensivst­ars. Das Spiel wird zu einem Kampf der Systeme – und womöglich zu einer Zeitenwend­e in Europa? Da widerspric­ht Rummenigge: „Eines ist klar: Unabhängig wie das Spiel ausgeht, die Champions League wird nicht entschiede­n.“

Besonders gefordert ist Trainer Carlo Ancelotti, der 2013 PSG zur französisc­hen Meistersch­aft geführt hatte. „Das ist ein besonderes Spiel Carlo“, sagte Rummenigge. Ancelotti muss in Paris die richtige taktische und personelle Rezeptur auswählen.

Er hat die große Auswahl. Wie mutig stellt er auf? Setzt er auf die alten Männer, auf Robben und Franck Ribéry? Der 34-jährige Ribéry brennt in seiner französisc­hen Heimat ganz besonders, ebenso sein ein Jahr jüngeres Flügelpend­ant Robben. „Wenn man sich auf so ein Spiel nicht freut, muss man aufhören“, sagte Robben.

Mit dabei ist auch David Alaba, der nach einer Fußverletz­ung einen Kaltstart auf der linken Abwehrseit­e hinlegen könnte. Ein Spezialauf­trag kommt auf Joshua Kimmich zu, der den 222 Millionen Euro teuren Neymar bremsen soll. Der Brasiliane­r hat PSG auf ein neues Level gehoben. Nach einer Verletzung am Fuß ist Neymar rechtzeiti­g fit für den Eurofür pa-Gipfel gegen die Bayern. Zu einer guten Mannschaft zählt ein guter Torwart. Viel wird darum von Sven Ulreich abhängen, der zuletzt beim 2:2 gegen Wolfsburg beim ersten Gegentor böse gepatzt hatte. „Natürlich war das ein bitterer Moment für ihn. Aber Sven ist mental stark genug und wird ein gutes Spiel machen“, glaubt Robben. Sonst könnte es hinterher doch wieder Fragen nach einer Packung geben.

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Foto: Witters Der Wechsel für 222 Millionen Euro von Neymar machte deutlich, dass buchhalter­ische Charakterz­üge im europäisch­en Fußball nicht mehr zwingend gefragt sind. Ob sich mit dem Geld auch Erfolg kaufen lässt, wird sich aber erst noch zeigen.

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