Von der Liebe zum Laubbläser
Herbstzeit ist Männerzeit. Endlich kann man wieder so richtig anpacken! Während sich im heimischen Wald still die Blätter färben, die Natur langsam ans Verblühen denkt und die letzten Wespen gierig nach Zwetschgendatschi lechzen, blüht eine Kategorie Mensch, konkreter Mann, erst so richtig auf: der Laubbläser.
In Kampfmontur wie ein Guerillakämpfer rüstet er sich, um den Garten wieder von Blättern, Unkraut und ähnlichem Mist freizukämpfen. Behände schwingt er sich in den Geräteschuppen, um sein Werkzeug in Gang zu bringen. Sein Motto lautet: Lärm machen und toten Blättern den Marsch blasen. Gerne früh morgens um sieben oder auch zur Mittagszeit, da befriedigt die Tätigkeit besonders.
Ja, beim Laubblasen jubiliert der Bub im Manne! Und allüberall in der Nachbarschaft werden jetzt nahe Verwandte des Laubbläsers wach – sogenannte Heckenscherer, Vertikutierer, Häcksler oder Kettensäger. Und auch Rasenmäher ziehen nochmals sorgsam ihre Bahnen vor dem Winter.
Manche tunen ihre Laubbläser mit mächtigem Doppelendrohr, legen sie tiefer und versehen sie mit Breitreifen. Auch Benzinrasenmäher werden mächtig aufgespoilert und mit schnittigen Rennstreifen verziert und schaffen selbst in ansonsten stillen Außenstadtwohnvierteln Geräuschkulissen wie an Formel-I-Strecken.
Im Grunde dürften ja neun von zehn Laubbläsern so nicht für den Gartenverkehr zugelassen werden, und acht von zehn Rasenmähern hätten in den Innenstädten aufgrund ihrer Stickoxid-Emissionen nichts verloren. Und ja, was die meisten übersehen: Diese Art der Gartenarbeit gefährdet auch die Gesundheit. Die Deutsche Umwelthilfe soll bereits Musterprozesse führen.
Aber so ist das Leben: Der eine lärmt, dem anderen lärmt es. Der beginnende Angriff der Laubbläser in den frühherbstlichen Tagen ist volkswirtschaftlich gesehen auch ein Gewinn – insbesondere für Rechtsanwälte und Heimwerkermärkte. Auch an Gerichten geht die Arbeit so nicht aus, denn ein ordnungsgemäßer bayerischer Nachbarschaftsstreit führt schon durch mehrere Instanzen.