Rechtzeitige Hilfe vor dem Rausschmiss
Ein Dutzend Mal im Jahr kommt es in Mindelheim zu Zwangsräumungen. Wie ein neues Angebot diese verhindern soll
Mindelheim Im Durchschnitt passiert es in Mindelheim etwa einmal im Monat, dass ein Mietverhältnis derart zerrüttet ist, dass am Ende nur noch eine Zwangsräumung bleibt. Es kann jeden treffen, aus den unterschiedlichsten Gründen: Männer wie Frauen, Alleinstehende oder Familien. Was sie alle eint: Sie stecken in einer unangenehmen Situation, die keiner erleben möchte – weder als Mieter noch als Vermieter, und auch nicht als Stadt, die sich anschließend um die wohnungslos gewordenen Menschen kümmern muss. Damit es gar nicht erst soweit kommt, hat Mindelheim nun mit dem Verein SKM eine Beratung ins Leben gerufen.
Helmut Gunderlach ist Geschäftsführer des „SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste Memmingen und Unterallgäu“, einem Fachverband der Caritas. Jeden ersten Freitag im Monat wird er künftig in Mindelheim ansprechbar sein, entweder zu vereinbarten Terminen oder zur offenen Sprechstunde von 14 bis 17 Uhr. An ihn können sich Menschen wenden, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, aber auch Vermieter, die merken, dass ihre Mieter Probleme haben, das Geld für Wohnung oder Haus regelmäßig zu überweisen. Immer häufiger sind auch junge Menschen unter 25 betroffen, hat Gunderlach bei seiner bisherigen Arbeit in Memmingen feststellen müssen. „Mein Eindruck ist: Die Gesellschaft wandelt sich stark“, sagt der Sozialpädagoge. „Familienstrukturen lösen sich, die Verantwortung füreinander erodiert.“Den Ansatz, zu helfen, bevor es zur Zwangsräumung kommt, findet er gut. Der 57-Jährige ist gespannt, wie seine Hilfe angenommen wird.
„Es ist ein Präventionsangebot für eine Problematik, die uns seit einiger Zeit verstärkt betrifft“, erklärt Bürgermeister Stephan Winter den Grund für das neue Beratungsangebot. Bislang erfahre die Stadt von solchen Fällen erst einige Tage bevor es zur Zwangsräumung kommt. „Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und da liegt es schon sehr weit unten“, sagt Winter. Er will früher eingreifen: „Jeder Fall von Wohnungslosigkeit, den wir vermeiden können, erspart menschliches Leid und Kosten.“
Um Mieter und Vermieter auf die neue Beratung aufmerksam zu machen, ist ein Flyer entworfen worden. Ute Bergmaier, Leiterin des Sachgebiets Soziales bei der Stadt, hat die Broschüre an zahlreiche Stellen verteilt: Es gibt sie unter anderem bei der Wohnungsgenossenschaft, dem Haus- und Grundbesitzerverein, den Kirchen oder auch im Rathaus. Bergmaier weist ausdrücklich darauf hin, dass sich auch Vermieter bei Helmut Gunderlach melden können.
Das neue Angebot soll helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen – nicht erst, wenn die Zwangsräumung bevorsteht. Es sei wichtig, die Ursache für eine Schräglage des Mieters herauszufinden, sagt Gunderlach. Liegt es an einem einmaligen Engpass? Sind Arbeitslosigkeit oder eine Trennung – also langfristige Gründe – schuld an der Geldnot? Machen einem Kreditverträge für Handys, Möbel oder Autos das Leben schwer? „Im Idealfall findet ein Gespräch mit Mieter und Vermieter statt, in dem man gemeinsam nach Lösungen sucht“, so Gunderlach. Bei anderen Problemen, zum Beispiel Überschuldung, könne er die Menschen auch an andere Beratungsstellen weiterleiten.
OKontakt Sozialpädagoge Helmut Gunderlach ist jeden ersten Freitag im Monat in Mindelheim. Termine lassen sich unter der Telefonnummer 08331/961360 oder per E Mail an skm memmingen@t online.de vereinbaren. Von 14 bis 17 Uhr findet zudem eine offe ne Sprechstunde in der Hospitalstif tung, Maximilianstraße 27, statt.