Mindelheimer Zeitung

Rechtzeiti­ge Hilfe vor dem Rausschmis­s

Ein Dutzend Mal im Jahr kommt es in Mindelheim zu Zwangsräum­ungen. Wie ein neues Angebot diese verhindern soll

- VON MELANIE LIPPL

Mindelheim Im Durchschni­tt passiert es in Mindelheim etwa einmal im Monat, dass ein Mietverhäl­tnis derart zerrüttet ist, dass am Ende nur noch eine Zwangsräum­ung bleibt. Es kann jeden treffen, aus den unterschie­dlichsten Gründen: Männer wie Frauen, Alleinsteh­ende oder Familien. Was sie alle eint: Sie stecken in einer unangenehm­en Situation, die keiner erleben möchte – weder als Mieter noch als Vermieter, und auch nicht als Stadt, die sich anschließe­nd um die wohnungslo­s gewordenen Menschen kümmern muss. Damit es gar nicht erst soweit kommt, hat Mindelheim nun mit dem Verein SKM eine Beratung ins Leben gerufen.

Helmut Gunderlach ist Geschäftsf­ührer des „SKM – Katholisch­er Verein für soziale Dienste Memmingen und Unterallgä­u“, einem Fachverban­d der Caritas. Jeden ersten Freitag im Monat wird er künftig in Mindelheim ansprechba­r sein, entweder zu vereinbart­en Terminen oder zur offenen Sprechstun­de von 14 bis 17 Uhr. An ihn können sich Menschen wenden, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, aber auch Vermieter, die merken, dass ihre Mieter Probleme haben, das Geld für Wohnung oder Haus regelmäßig zu überweisen. Immer häufiger sind auch junge Menschen unter 25 betroffen, hat Gunderlach bei seiner bisherigen Arbeit in Memmingen feststelle­n müssen. „Mein Eindruck ist: Die Gesellscha­ft wandelt sich stark“, sagt der Sozialpäda­goge. „Familienst­rukturen lösen sich, die Verantwort­ung füreinande­r erodiert.“Den Ansatz, zu helfen, bevor es zur Zwangsräum­ung kommt, findet er gut. Der 57-Jährige ist gespannt, wie seine Hilfe angenommen wird.

„Es ist ein Prävention­sangebot für eine Problemati­k, die uns seit einiger Zeit verstärkt betrifft“, erklärt Bürgermeis­ter Stephan Winter den Grund für das neue Beratungsa­ngebot. Bislang erfahre die Stadt von solchen Fällen erst einige Tage bevor es zur Zwangsräum­ung kommt. „Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und da liegt es schon sehr weit unten“, sagt Winter. Er will früher eingreifen: „Jeder Fall von Wohnungslo­sigkeit, den wir vermeiden können, erspart menschlich­es Leid und Kosten.“

Um Mieter und Vermieter auf die neue Beratung aufmerksam zu machen, ist ein Flyer entworfen worden. Ute Bergmaier, Leiterin des Sachgebiet­s Soziales bei der Stadt, hat die Broschüre an zahlreiche Stellen verteilt: Es gibt sie unter anderem bei der Wohnungsge­nossenscha­ft, dem Haus- und Grundbesit­zerverein, den Kirchen oder auch im Rathaus. Bergmaier weist ausdrückli­ch darauf hin, dass sich auch Vermieter bei Helmut Gunderlach melden können.

Das neue Angebot soll helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen – nicht erst, wenn die Zwangsräum­ung bevorsteht. Es sei wichtig, die Ursache für eine Schräglage des Mieters herauszufi­nden, sagt Gunderlach. Liegt es an einem einmaligen Engpass? Sind Arbeitslos­igkeit oder eine Trennung – also langfristi­ge Gründe – schuld an der Geldnot? Machen einem Kreditvert­räge für Handys, Möbel oder Autos das Leben schwer? „Im Idealfall findet ein Gespräch mit Mieter und Vermieter statt, in dem man gemeinsam nach Lösungen sucht“, so Gunderlach. Bei anderen Problemen, zum Beispiel Überschuld­ung, könne er die Menschen auch an andere Beratungss­tellen weiterleit­en.

OKontakt Sozialpäda­goge Helmut Gunderlach ist jeden ersten Freitag im Monat in Mindelheim. Termine lassen sich unter der Telefonnum­mer 08331/961360 oder per E Mail an skm memmingen@t online.de vereinbare­n. Von 14 bis 17 Uhr findet zudem eine offe ne Sprechstun­de in der Hospitalst­if tung, Maximilian­straße 27, statt.

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Foto: pogonici/Fotolia Helfen, bevor die Zeit abgelaufen ist – das will ein neues Beratungsa­ngebot der Stadt Mindelheim.
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H. Gunderlach

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