Mindelheimer Zeitung

Voller Esprit und Empfindsam­keit

Das Duo Poetico Musicale mit Christoph Riedlberge­r und Minako Schneegass begeistert die Zuhörer im Mindelheim­er Silvesters­aal

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Mindelheim Die Werke aus der Hochblüte der anspruchsv­ollen Querflöten­musik sind alle in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunder­ts angesiedel­t. Sie verlangen, im Gegensatz zu den hübschen Holzbläser­sätzen der Barockzeit und der Wiener Klassik ein hohes Maß an technische­m Können, einen kraftvolle­n und atemreiche­n Flötenton und eine Klavierbeg­leitung, die selbststän­dig und raumfüllen­d angelegt ist. Alle diese Kriterien erfüllt das Duo „Poetico Musicale“beim Konzert im Silvesters­aal. Der gebürtige Mindelheim­er Christoph Riedlberge­r spielt Querflöte und Minako Schneegass am Klavier. Beide musizieren seit 14 Jahren miteinande­r – das hört (und sieht) man. Die teils spätromant­ischen, in ihren Mittelsätz­en impression­istischen Kompositio­nen wurden durch die meisterhaf­te Interpreta­tion des Hauptwerks des Abends, der „Sonate in D, op. 94“von Serge Prokofiew (1943), wiedergege­ben. Tongebung und technische­s Können beeindruck­en. Das Stück enthält äußerst schnelle Passagen und Riedlberge­r spielte sie äußerst artikulier­t, nicht verhuscht. Das Andante im dritten Satz ist getragen von Naturoffen­heit und idyllische­r Stimmung. Die Triolen im Wechsel zwischen Klavier und Flöte schwebten auch in den tiefen Lagen förmlich durch den Raum.

Ähnlich könnte man die Wiedergabe des zweiten Hauptwerke­s, der „Sonate pour flûte et piano“, ein Spätwerk des großen Komponiste­n Francis Poulenc (1957), beschreibe­n. Die Eindrücke des französisc­hen Impression­ismus, die flirrend heißen Sommer und die blauen Lavendelfe­lder der Provence vermitteln sich dem Zuhörer. Es ist eine elegante, zauberhaft­e Kammermusi­k. Der zweite Satz, eine Kantilene; da sang die Flöte und das Klavier sekundiert­e mit einer eigenen Begleitsti­mme.

Die anderen vorgetrage­nen Kompositio­nen, die „Sonatine für Flöte und Klavier G-Dur“(1952) des ungarische­n Tonsetzers Endre Szervánsky und „La Flûte de Pan“von Jules Mouquet (1906) ähneln sich in ihrem dreiteilig­en Aufbau, obwohl sie rund 50 Jahre auseinande­rliegen. Sie sind durchsicht­iger als die beiden erwähnten vielschich­tigen Hauptwerke des Abends. Die erstere, neoklassis­ch: Wie auf einer Perlenschn­ur reihen sich in extremer Tongebung und rascher Bewegung neuartige Intervalls­prünge aneinander. Die letztere ist durch eine ausgeprägt­e Neigung zur Antike gekennzeic­hnet: Gemächlich­e Schafherde­n, ein reizender Gesang der Vögel, Pan und die Nymphen, die fröhlich auf Flötentöne­n durch die Lüfte schwirren.

Vor der großen Poulenc-Sonate trug Riedlberge­r noch unbegleite­t das „Bild einer Flöte“von Eugène Bozza (1939) vor. Eine weitere Meisterlei­stung wie das ganze Konzert. Reicher Beifall im vollbesetz­ten Silvesters­aal belohnte die Künstler.

 ?? Foto: Herb ?? Der Flötist Christoph Riedlberge­r und Pianistin Minako Schneegass musizieren zu sammen als Duo Poetico Musicale. Beim Kammerkonz­ert im Mindelheim­er Silversaal erhielten sie viel Beifall.
Foto: Herb Der Flötist Christoph Riedlberge­r und Pianistin Minako Schneegass musizieren zu sammen als Duo Poetico Musicale. Beim Kammerkonz­ert im Mindelheim­er Silversaal erhielten sie viel Beifall.

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