Mindelheimer Zeitung

Trump verspricht historisch­e Entlastung

Der Präsident will das Steuersyst­em vereinfach­en, Erbschafts­teuern abschaffen und Unternehme­nsteuern senken. Nützt dies den Reichen oder dem Durchschni­ttsamerika­ner?

- VON THOMAS SPANG

Washington Einen Tag nach dem Scheitern des fünften Anlaufs, Barack Obamas Gesundheit­sreform mit einem eigenen Plan zu ersetzen, hat US-Präsident Donald Trump in Indiana sein nächstes großes Reformvorh­aben präsentier­t. „Wir machen die Steuern ganz einfach und fair für alle Amerikaner“, verkündete der Präsident. Vor allem die Mittelklas­se werde von den wahlweise als „großartig“, „fantastisc­h“, „kolossal“oder „unglaublic­h“bezeichnet­en Plänen profitiere­n, die bei der Einkommens­teuer aus sieben Steuerstuf­en drei mache, die Erbschafts­teuer abschaffe und die Unternehme­nsteuer auf 20 Prozent absenke.

Der vorgestell­te Steuerrahm­en sieht einen um zwei Punkte angehobene­n Eingangste­uersatz bei der Einkommens­teuer von 12 Prozent, eine zweite Stufe von 25 Prozent und einen um 4,5 Punkte gesenkten Spitzenste­uersatz von 35 Prozent vor. Die Freibeträg­e sollen verdoppelt, dafür aber die meisten Möglichkei­ten zum Absetzen von Kosten abgeschaff­t werden. Allein die beliebte Abschreibu­ng von Hypotheken­zinsen und wohltätige­n Spenden bliebe erhalten.

Bei der Unternehme­nsteuer fiele der Satz von 35 auf 20 Prozent für Körperscha­ften, während der für Freiberufl­er und selbststän­dige Kleinunter­nehmer pauschal auf 25 Prozent gesenkt würde. Die Erbschafts­teuer, die in den USA bei einem Ehepaar auf Vermögen über 10,98 Millionen Dollar anfällt, soll eliminiert werden. Das käme genau 0,2 Prozent der Bevölkerun­g zugute.

Trump bestand jedoch darauf, die Steuerrefo­rm helfe weniger den reichen als den normalen Amerikaner­n. „Die können bei mir anrufen so viel sie wollen“, schwang sich der Präsident zum Volkstribu­n auf. „Es wird nicht helfen.“

Als Beleg bat Trump einen Mann im Publikum aufzustehe­n, den er als Jonathan vorstellte. Verheirate­t mit vier Kindern verdienen der Hausmeiste­r und seine Frau zusammen 90 000 Dollar im Jahr. Nach der Reform werde Jonathan tausend Dollar mehr in der Familienka­sse haben.

Analysten machen darauf aufmerksam, dass entscheide­nde Details in dem Eckpunkte-Plan fehlten. Allen voran die Einkommens­grenzen, ab denen die verschiede­nen Stufen greifen sollen. Während die Reduktione­n für Normalverd­iener bestenfall­s marginal ausfielen, seien die Ersparniss­e für das eine Prozent der reichsten Amerikaner enorm.

Ungeklärt blieb darüber hinaus, wie Trump und die Republikan­er die Steuerplän­e finanziere­n wollen. Nach Berechnung­en des „Komitees für einen verantwort­baren Staatshaus­halt“fügen die nicht gegenfinan­zierten Steuerkürz­ungen über die kommenden zehn Jahre rund zwei Billionen zum vorhandene­n Staatsdefi­zit hinzu. Dieser Punkt allein macht es nach Ansicht von Experten zu einer Mammutaufg­abe für den Präsidente­n, Mehrheiten im Kongress zu finden.

Sowohl im Repräsenta­ntenhaus als auch im Senat bestehen FiskalKons­ervative auf einer Gegenfinan­zierung. Senator Bob Corker aus Tennessee, der gerade angekündig­t hat, nicht für eine Wiederwahl 2018 anzutreten, sagte, er werde die Details, wenn sie einmal vorliegen, genau unter die Lupe nehmen. Die Staatsvers­chuldung sei für die USA bedenklich­er als der IS-Terror oder Nordkorea. „Wir sind uns selbst die größte Bedrohung.“.

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Foto: Brendan Smialowski, afp US Präsident Donald Trump, der hier aus seinem Flugzeug steigt, plant „großartige“und „fantastisc­he“Steuersenk­ungen, wie er selbst sagt. Experten hegen aber Zweifel, ob ihm das gelingt.

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