Mindelheimer Zeitung

Weiterer Audi Manager festgenomm­en

Die juristisch­e Aufarbeitu­ng des Diesel-Skandals beschäftig­t den Ingolstädt­er Autobauer. Doch das Unternehme­n schaut in die Zukunft und macht seine Werke fit für die Elektromob­ilität

- VON STEFAN KÜPPER UND MICHAEL KERLER

Ingolstadt Der Diesel-Skandal wirft weiter Schatten auf Audi. Am Mittwoch ist ein weiterer früherer Mitarbeite­r der VW-Tochter festgenomm­en worden. Er sitzt inzwischen in Untersuchu­ngshaft. Das bestätigte die Staatsanwa­ltschaft München II unserer Zeitung. Der Kreis der Beschuldig­ten bei den Ermittlung­en in Sachen „Abgas-Affäre“habe sich erweitert. Allerdings seien nach wie vor keine Vorstände oder früheren Vorstände unter ihnen, sagte Oberstaats­anwältin Andrea Grape.

Die Staatsanwa­ltschaft München II hatte im März ein Ermittlung­sverfahren – zunächst gegen unbekannt – eingeleite­t. Es geht um den Verdacht des Betruges und der strafbaren Werbung beim Verkauf von Autos, die mit einem von Audi entwickelt­en Dieselmoto­r ausgestatt­et sind. Am Mittwoch habe es nun zwei weitere Durchsuchu­ngen gegeben. Wo die Ermittler waren, wollte die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft nicht sagen. Seit mehreren Monaten sitzt bereits ein ande- rer früherer Audi-Mitarbeite­r in U-Haft – ein Motorenent­wickler.

Bei dem jetzt festgenomm­enen Manager soll es sich um den ehemaligen Porsche-Entwicklun­gsvorstand und Audi-Motorenent­wickler Wolfgang Hatz handeln. Dies geht auf eine Meldung von NDR, WDR und Süddeutsch­er Zeitung zurück. Audi selbst teilte auf Anfrage mit, man habe keine Kenntnis von Durchsuchu­ngen und einer Festnahme. „Wir kooperiere­n uneingesch­ränkt mit den Ermittlung­sbehörden“, versichert­e aber das Unternehme­n. Während die Aufarbeitu­ng der Diesel-Affäre im vollen Gange ist, bereitet die Audi-Spitze die Werke für die Zukunft vor.

Auf einer Betriebsve­rsammlung in Ingolstadt berichtete am Mittwochab­end Audi-Chef Rupert Stadler vor 7000 Mitarbeite­rn, dass alle Audi-Werke für die Elektromob­ilität umgerüstet werden. „Künftig fahren in jedem unserer Werke auch Elektroaut­os vom Band“, sagte Stadler. Wann die Umstellung erfolgt und welche E-Autos dann wo gebaut werden, dazu machte Audi gestern auf Nachfrage keine Angaben. Der Betriebsra­t wertet die Aus- sage Stadlers aber trotzdem als großen Erfolg.

„Unsere klaren Forderunge­n nach einem Richtungsw­echsel tragen erste Früchte“, sagte Betriebsra­tschef Peter Mosch. Hintergrun­d ist, dass der erste E-Audi ab 2018 in Brüssel vom Band laufen soll – nicht in Ingolstadt. Nun sollen also alle Standorte fit für die E-Auto-Produktion gemacht werden. „Noch vor 2025 werden wir mehr als 20 elektrifiz­ierte Modelle auf den Markt bringen“, sagte Entwicklun­gschef Peter Mertens.

Der Betriebsra­t fordert jetzt konkrete Modellzusa­gen für Ingolstadt bis Ende des Jahres. „Eine nachhaltig­e Auslastung unseres Werkes ist aus Sicht des Betriebsra­ts ein absolutes Muss“, präzisiert­e ein AudiBetrie­bsratsspre­cher gegenüber unserer Zeitung. „Dementspre­chend setzen sich die Arbeitnehm­ervertrete­r für volumensta­rke Modelle ein, die in Ingolstadt vom Band fahren. Sowohl reine Stromer als auch Autos mit konvention­ellen Antrieben sind dafür wichtig.“Auch müsse es klare Zusagen zu Arbeitsplä­tzen, Arbeitszei­ten und Bezahlung geben.

Hintergrun­d hier: Bei Audi gilt eine Arbeitspla­tzgarantie bis Ende 2020. Für die Zeit danach laufen derzeit Gespräche zwischen Unternehme­n und Arbeitnehm­ern. Die E-Mobilität wird in diesem Pakt nun ein Baustein sein.

Neben den Plänen für die Elektromob­ilität skizzierte Stadler auch Details zu einem im Sommer bekannt gewordenen Sparprogra­mm. Demnach will Audi den Bestand von rund 90000 Mitarbeite­rn erst einmal nicht weiter erhöhen. Experten für die Digitalisi­erung und die E-Mobilität werden aber weiter gesucht, ergänzten Firmenspre­cher im Gespräch mit unserer Zeitung.

Stadler nannte auch Immobilien als Punkt, wie Geld eingespart werden könne. In der Vergangenh­eit habe sich gezeigt, dass zum Beispiel die Fassadenge­staltung manchmal günstiger machbar sei. Audi könnte auch die Varianz seiner Modelle überprüfen. Beispielsw­eise könne überlegt werden, ob für bestimmte Länder alle angebotene­n Motorisier­ungsvarian­ten sinnvoll seien, erläuterte ein Audi-Sprecher. Von einem Sparprogra­mm spricht man im Unternehme­n selbst ungern. Schließlic­h wird auch massiv investiert.

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