Mindelheimer Zeitung

Der ewige Lebemann

Mit Nacktaufna­hmen, Interviews, Herrenwitz­en und Tipps für den Umgang mit dem anderen Geschlecht machte er den Playboy zur Marke. Nun starb Hugh Hefner mit 91 Jahren

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Los Angeles Sein letztes Jawort gab er mit 86 Jahren. Die Braut von „Mister Playboy“war sechs Jahrzehnte jünger. Drei Ehen, vier Kinder und nach eigenen Angaben über tausend Liebschaft­en: Hugh Hefner, Gründer des Männermaga­zins

Playboy, war der Lebemann schlechthi­n. Mit dem Tod des Verlegers, Journalist­en und Unternehme­rs geht eine Ära zu Ende. Er starb am Mittwoch „friedlich und unter natürliche­n Umständen“in der „Playboy Mansion“im Kreis geliebter Menschen, wie es hieß.

„Hef“wurde 91 Jahre alt. Als Hefner 1953 seine erste PlayboyAus­gabe in die Schreibmas­chine tippte, ahnte er noch nicht, dass die Mischung aus Nacktaufna­hmen, Artikeln, Interviews, deftigen Herrenwitz­en und Tipps für den Umgang mit dem anderen Geschlecht so durch die Decke gehen würde. Keine Geringere als Marilyn Monroe zierte das erste Titelbild, später ließen Ikonen wie Jayne Mansfield, Ursula Andress, Kim Basinger, Sharon Stone, Nancy Sinatra, Katarina Witt und Madonna für das Hochglanzm­agazin mit der Ausklappse­ite die Hüllen fallen. So manch prüdem Amerikaner blieb der Atem weg, doch „Hef“– selbst wenn er als Sexist kritisiert wurde – hatte verlegeris­ch ins Schwarze getroffen.

Während das Magazin voller nackter Girls seinen Siegeszug durch die USA und ab 1972 auch durch Deutschlan­d antrat, war Hefner deutlich mehr als nur ein Womanizer. Das lüsterne Grinsen tauschte er gegen eine ernste Miene, wenn er Kritikern in Talkshows seine Ansichten über sexuelle Freizügigk­eit oder die Rechte von Schwulen und Lesben darlegte. Gern wird zudem übersehen, dass Hefner sich in den Jahren etwa für die Gleichbeha­ndlung von Schwarzen und Weißen einsetzte. Er ließ afroamerik­anische Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald, Sammy Davis Jr. und Dizzy Gillespie in seinen TV-Shows auftreten. Mit Model Jennifer Jackson wurde 1965 erstmals eine Afroamerik­anerin zum „Playmate“gekürt.

Hefners Geschichte fing mit einem gebrochene­n Herzen an. Betty Conklin hieß die kecke Brünette, in die der 16-Jährige gnadenlos verschosse­n war. Wunderschö­n sei sie gewesen. Doch dann entschied sich Betty für einen anderen – und lehrte den aus puritanisc­hen Verhältnis­sen stammenden Hugh, sich als „Hef“komplett neu zu erfinden. „Ich änderte meine gesamte Garderobe“, erinnerte sich der studierte Psychologe. „Ich fing an, gelbe Kordeln und Sattelschu­he zu tragen – coolere Kleidung.“

In den Comics, die er schon für die Schülerzei­tung seiner Highschool gezeichnet hatte, griff Hefner seinem Leben voraus: Er schuf eine eigene Welt, in der er selbst im Mittelpunk­t stand. „Der hippste, be60er liebteste Junge in der Schule“, wie er einmal sagte.

Bekannt wurde Hefner auch für seine ausgelasse­nen, freizügige­n Partys in der „Playboy Mansion“. Der Entschluss von 2015, nackte Frauen aus seinem Heft zu verbannen, wurde bald wieder rückgängig gemacht. Aber die Auflage des Playboy sank von einst sieben Millionen Stück in den 70ern auf 800 000 Stück im Jahr 2015. Heute frei verfügbare Nacktfotog­rafie im Internet ist eine große Konkurrenz.

 ?? Fotos: dpa, afp ?? Umringt von schönen Frauen: So sah sich Hugh Hefner am liebsten (links). Die Aufnahme rechts oben zeigt Hefner 1961 in seinem Nachtklub in Chicago. Rechts: Die berühmte „Playboy Mansion“, in der rauschende Feste stattfande­n.
Fotos: dpa, afp Umringt von schönen Frauen: So sah sich Hugh Hefner am liebsten (links). Die Aufnahme rechts oben zeigt Hefner 1961 in seinem Nachtklub in Chicago. Rechts: Die berühmte „Playboy Mansion“, in der rauschende Feste stattfande­n.
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