Sie war „Mama Soul“
Sängerin Joy Fleming ist gestorben
Mannheim „Mama Soul“, Soulsängerin der ersten Stunde, Pionierin der Blues-Musik in Deutschland – so nannte man Joy Fleming, die stimmgewaltige Musikerin aus Mannheim. Mehr als 50 Jahre lang begeisterte sie ihre Fans, mit Witz und Leidenschaft. Am Mittwochabend ist sie im Alter von 72 Jahren in Hilsbach im Rhein-Neckar-Kreis gestorben. „Sie ist auf der Couch friedlich eingeschlafen“, sagte Sohn und Manager Bernd Liebenow.
Für Fleming war Musik eine Flucht. So beschrieb sie oft ihren Antrieb mit Verweis auf ihre schwere Kindheit – als Tochter eines Werbekaufmanns und einer Stenotypistin, die am 15. November 1944 als Erna Raad geboren worden war. Zu Hause habe es mehr Prügel gegeben als Essen. „Wenn ich Blues singe, kommt das Elend so richtig raus“, sagte sie. Flemings musikalische Bandbreite reichte aber weiter – von Pop über Rock bis Funk.
In den vergangenen 40 Jahren lebte die Sängerin auf einem Bauernhof bei Mannheim zusammen mit ihrem französischen Partner, zwei Hunden, einer Katze, einem Papagei und vielen Fischen. Nach zwei Scheidungen wollte sie keinesfalls mehr heiraten. „Es ist viel schöner so. Man hat mehr Achtung und Respekt und schätzt sich mehr“, erklärte sie.
Einem jüngeren Publikum dürfte Fleming noch als Jurorin in Stefan Raabs Casting-Format „SSDSGPS“in Erinnerung geblieben sein, bei dem ein Teilnehmer für den Eurovision Song Contest 2004 gesucht wurde. Obwohl es mit den Jahren stiller um sie wurde, dachte sie nie ans Aufhören. Erst im März gab Fleming in Mannheim ein umjubeltes Konzert, das zeigte, dass sie nichts von ihrer Strahlkraft verloren hatte.
Ins internationale Rampenlicht trat sie 1975 beim Eurovision Song Contest. Mit „Ein Lied kann eine Brücke sein“sammelte sie in Stockholm zwar wenige Punkte, aber eine Menge Renommee. Den Namen „Fleming“erhielt sie übrigens von ihrer Plattenfirma, den Vornamen „Joy“wählte sie selbst. Sie hatte einmal ein dunkelhäutiges Mädchen kennengelernt, das so hieß.