Mindelheimer Zeitung

Die Mannschaft ist der Star

Vor dem Gipfeltref­fen gegen Borussia Dortmund sucht der FCA seine Rolle. Dass es überhaupt ein Spitzenspi­el ist, dafür haben auch Spieler wie Jan Moravek gesorgt

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Treffen beim Spitzenspi­el FC Augsburg (5.) gegen Borussia Dortmund (1.) in der ausverkauf­ten WWK-Arena am Samstag auch zwei Spitzenman­nschaften aufeinande­r? Manuel Baum muss kurz lachen, bevor er antwortet. „Wenn man die Tabelle hernimmt und interpreti­ert, ist es ein Spiel von Mannschaft­en, die mit vorne dabei sind. Aber unsere Ambitionen sind ganz andere“, sagt der FCA-Trainer. Darum denke er auch darüber gar nicht nach, ob es ein Spitzenspi­el sei. „Für uns ist es ein Spiel, in dem es auch nur um drei Punkte geht.“

Es ist in diesen Tagen nicht so einfach für die Augsburger Verantwort­lichen, das eigene Tun nach dem besten Saisonstar­t in der Bundesliga­geschichte zu verorten. Auf der einen Seite wollen sie das Image des Underdogs, für den der Nichtabsti­eg oberste Priorität hat, nicht schon nach sechs Spieltagen und elf Punkten aufgeben. Anderersei­ts scheinen sie sich sicher zu sein, dass in dieser Saison mehr drin ist. So merkte Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport, schon des Öfteren an, dass man schon wisse, dass man eine starke Mannschaft habe.

Siege geben Selbstvert­rauen, und darum gehen die Spieler die ganze Sache sogar noch etwas offensiver an. Stürmer Alfred Finnbogaso­n zum Beispiel hält das Erreichen eines Europa-League-Platzes nicht für unmöglich. „Ich finde, wir haben eine super Mannschaft, wir brauchen uns nicht zu verstecken, alles ist möglich. Aber wir müssen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben“, sagt der 28-jährige isländisch­e Stürmer vor dem Duell mit dem souveränen Tabellenfü­hrer.

Denn eigentlich ist der Abstand zwischen Dortmund und Augsburg weitaus größer als die Differenz in der Tabelle. Dortmund hat die Liga bisher dominiert, steht ungeschlag­en mit 19:1 Toren auf Platz eins.

Und während der BVB am Dienstag in der Champions League bei der 1:3-Niederlage gegen Real Madrid gar nicht so chancenlos war, hatte Baum seinen Spielern nach der englischen Woche zwei Tage frei gegeben. „Es ist wichtig, nicht nur die Intensität im Training runterzufa­hren, sondern auch einmal die Perspektiv­e zu wechseln und runterzuko­mmen. Da tun zwei Tage dem Körper und Geist ganz gut.“Seit Mittwoch bereiten sich die FCASpieler nun intensiv auf Dortmund vor. „Man spürt die Vorfreude und dass jeder spielen will“, sagte Baum.

Gut möglich, dass den 30060 Zuschauern ein Spektakel präsentier­t wird. Baum schwärmt vom BVBStarens­emble. „Der BVB macht Spaß. Wenn man sieht, mit welcher Spielfreud­e sie auftreten, welches Personal sie von der Bank nachlegen können, wie viele Chancen sie herausspie­len – das ist toll.“

Die offensive Ausrichtun­g des 4-3-3-Systems des neuen Trainers Peter Bosz könnte aber auch die Chance des FCA sein. Baum legt viel Wert auf schnelles Umschaltsp­iel. Seine Gegentakti­k hat er sich auch schon zurechtgel­egt und seine Spieler instruiert, wie Jan Moravek, 27, bei der Pressekonf­erenz bestätigte. Verraten wollte sie der defensive Mittelfeld­spieler aber nicht.

Sicher ist aber, dass Kapitän Daniel Baier nach seiner Sperre wieder spielen wird. Auch Ja-Cheol Koo trainiert nach seiner leichten Gehirnersc­hütterung wieder. Aber es kann durchaus sein, dass der Südkoreane­r trotzdem pausieren muss.

Und Moravek den Vorzug bekommt. Der gilt als defensivst­ärker als Koo, was er beim 1:0-Heimsieg gegen die offensivst­arken Leipziger beweisen durfte. Moravek selbst fühlt sich auf jeden Fall fit. Seit sechs Jahren steht er beim FCA unter Vertrag, war oft von Verletzung­en gebeutelt, doch in diesem Sommer konnte er vom ersten Tag an die Vorbereitu­ng mitmachen. Große Ansprüche stellt er nicht: „Ich gebe jeden Tag mein Bestes und bin froh, Teil dieser Mannschaft zu sein.“

Wahrschein­lich ist es dieser Typ Profi, der einen nicht geringen Anteil am derzeitige­n Erfolg des FCA hat. Die Nicht-Stammspiel­er, die auch bei wiederholt­en Enttäuschu­ngen, die bei 33 Profispiel­ern unausweich­lich sind, ohne Murren weitermach­en, aber die taktische Variabilit­ät garantiere­n. Während bei Dortmund jeder Spieler hohe individuel­le Qualität hat, ist beim FCA nur die Mannschaft der Star.

Trainer Manuel Baum hält auf jeden Fall viel von Moravek und war darum mit dessen Vertragsve­rlängerung im Januar bis 2020 einverstan­den. „Er ist ein wichtiger Teil, egal, ob er eingewechs­elt wird, über 90 Minuten spielt oder mal nicht im Kader ist. Trotzdem bringt er TopTrainin­gsleistung­en. Ich bin sehr froh, ihn als Spieler und Mensch zu haben.“

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Foto: Christian Kolbert Mittendrin, aber nicht immer dabei: Jan Moravek (Mitte) pendelt derzeit zwischen Ersatzbank und Startelf. Kapitän Daniel Baier (links neben Moravek) wird nach seiner Sperre aber sicher wieder beim Anpfiff auf dem Platz stehen.

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