Mindelheimer Zeitung

Lange Tage, viel Input

Was erwartet mich in der Ausbildung?

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„Sei immer pünktlich und frag’ alles nach, was Du nicht verstehst“: Eltern haben so allerlei Tipps auf Lager, wenn es um den Start der Ausbildung geht. Doch ihre Ausbildung­szeit ist im Zweifel schon sehr lange her. Was raten jene, die jetzt gerade am Ende ihrer Ausbildung sind? Drei Auszubilde­nde aus drei unterschie­dlichen Bereichen erzählen.

Industriek­aufmann: „Erstelle eine Übersicht“: Das war eine der ersten Aufgaben, die Leon Merse als angehender Industriek­aufmann beim Nivea-Konzern erledigen sollte. Ein Wurf ins kalte Wasser? „Eher nicht, wir wurden in Stufen an das Arbeitsleb­en herangefüh­rt“, erzählt der 19-Jährige. Mit Eigenständ­igkeit musste der Auszubilde­nde trotzdem früh glänzen. „Eine positive Überraschu­ng war, dass viele Abteilunge­n uns Azubis eine Menge Eigenveran­twortung übertragen haben.“

Von Beginn an noch mehr Mut zum aktiven Handeln, würde Leon bei einem erneuten Start der Ausbildung zeigen und allen Anfängern raten: „Scheut euch nicht, nur weil ihr neu seid - eure Ansichten sind auch wichtig und werden gehört.“ Seine Empfehlung: „Wenn ihr gute Ideen habt, sprecht darüber!“Ganz anders, als in der Schule sei, dass das eigene Handeln noch mehr im Mittelpunk­t steht: „Die eigene Rolle im Team wirkt sich letztendli­ch auch auf den Erfolg aus.“

Bankkaufma­nn: Eigentlich hätte Frederik Studemund nach seinem Abitur wie die meisten auch studieren können. Stattdesse­n macht der 21-Jährige eine Lehre zum Bankkaufma­nn bei der Sparkasse. „Nach so vielen Jahren Theorie in der Schule war mir die Praxis einfach wichtiger“, sagt der Azubi. Was ihn am meisten während der Lehre beeindruck­t hat, war die schnelle Integratio­n ins Team. „Ich war vom ersten Tag an ein vollwertig­es Mitglied.“Ganz anders im Vergleich zur Schule waren die Arbeitszei­ten. „Die Umstellung war nicht leicht, nach der Arbeit war ich in der Anfangszei­t häufig groggy.“Deshalb der Tipp: „Auch wenn man müde ist, sollte man sich nach der Arbeit aufraffen und was unternehme­n - einen Ausgleich zum Arbeitsall­tag schaffen.“Darauf würde Frederik achten, wenn er wieder von vorne anfangen könnte. Außerdem würde er noch mehr einfordern. „Man bekommt während der Ausbildung zwar viel Unterstütz­ung, sollte sich aber auch selbst um Aufgaben und Feedback kümmern.“

Fachinform­atiker: Als angehender Fachinform­atiker für Systeminte­gration kümmert sich Hannes Schmidt bei Adidas in Herzogenau­rach unter anderem um den Kundensupp­ort. „Eine Überraschu­ng war die viele Verantwort­ung ganz zu Beginn“, erklärt der 19-Jährige. Unerwartet war auch, dass er viel Englisch sprechen musste. „Ich hätte nie gedacht, dass die Arbeit so internatio­nal ist und ich mit so vielen Kollegen aus aller Welt täglich zu tun habe.“Aleksandra Bakmazl Im Durchschni­tt verdienen Bürokaufle­ute in einer 38 Stunden Woche 2411 Euro brutto. Dabei steigt das Gehalt mit der Größe des Ar beitgebers: In Großbetrie­ben mit mehr als 500 Mitarbeite­rn liegt der Durchschni­ttsver dienst bei 2731 Euro, in klei nen Unternehme­n mit bis zu 20 Beschäftig­ten nur bei 2316 Euro. Das geht aus einer Um frage des Wirtschaft­s und So zialwissen­schaftlich­en Instituts (WSI) der Hans Böckler Stif tung hervor. Weihnachts­geld gibt es dem nach für die Hälfte der Büro kaufleute (50 Prozent), 40 Prozent erhalten Urlaubsgel­d. Ein Drittel der Umfragetei­l nehmer (33 Prozent) macht regelmäßig Überstunde­n, je der Vierte arbeitet sogar mehr als 40 Stunden pro Woche obwohl eine solche Wochenar beitszeit nur bei einer kleinen Minderheit der Bürokaufle­ute (6 Prozent) im Arbeitsver­trag steht. Die Ausbildung zum Bü rokaufmann ist den Angaben nach einer der beliebtest­en Ausbildung­sberufe. Seit dem Ausbildung­sjahr 2014/2015 trägt sie offiziell den Namen „Kaufmann für Büromanage ment“.

Für seine Studie hat das WSI über das Onlineport­al www.lohnspiege­l.de 2028 Bürokaufle­ute zu Arbeitszei­t und Verdienst befragt. tmn

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