Mindelheimer Zeitung

Unser täglich Korn

Welche Arten werden in der Region angebaut? Was zeichnet sie aus und wofür eignen sie sich am besten?

- VON MELANIE LIPPL

Fast täglich essen wir Getreidepr­odukte. Doch wie sehen die Pflanzen dazu eigentlich aus? Zum Erntedankf­est stellen wir die wichtigste­n Getreideso­rten vor.

Unterallgä­u Seit Tausenden von Jahren ist Getreide ein fester Bestandtei­l des menschlich­en Alltags. Ähren, Brot oder andere Getreidepr­odukte gehören an Erntedank ebenso an den Altar wie frisches Obst und Gemüse. Und in der Empfehlung der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung steht Getreide ganz oben auf der Liste: Getreidepr­odukte sollten mengenmäßi­g am häufigsten verzehrt werden. Für uns sind Mehl und Müsli so alltäglich, dass wir uns kaum noch Gedanken darüber machen, woher sie eigentlich kommen, und darüber, welches Getreide in unserer Region wächst. Was wird hier am häufigsten angebaut? Welche Besonderhe­iten haben die Getreidear­ten und für was sind sie am besten geeignet? Antworten auf diese Fragen hält das Amt für Ernährung Landwirtsc­haft und Forsten in Mindelheim bereit.

Gerste

● Anbau Das im Unterallgä­u am häufigsten angebaute Getreide ist mit 4300 Hektar die Gerste. Mit 3750 Hektar entfällt der Großteil auf die Wintergers­te; Sommergers­te wird auf 550 Hektar angebaut. Vor knapp 20 Jahren war das Verhältnis noch ausgeglich­ener: 2230 Hektar entfielen auf die Wintergers­te, 1393 Hektar auf die Sommergers­te.

● Verwendung Gerste wird hauptsächl­ich als Braugerste zur Bierherste­llung genutzt, als Futtergers­te für Tiere oder zur Herstellun­g von Malzkaffee verwendet.

● Besonderhe­it Die Gerste ist die älteste Getreidear­t mit der kürzesten Wachstumsz­eit von etwa 100 Tagen.

Weizen

● Anbau Auf etwa 3980 Hektar im Unterallgä­u wird in diesem Jahr Weizen angebaut, der Großteil (3922 Hektar) als Winterweiz­en. Wie bei der Gerste ist der Weizenanba­u in den vergangene­n 20 Jahren gestiegen, wobei der Anteil des Winterweiz­ens auch damals schon deutlich überwogen hat.

● Verwendung Weizen ist das klassische Brotgetrei­de, beispielsw­eise für Hefegärung. Es eignet sich zum klassische­n Backen, aber auch für Griesbrei.

● Besonderhe­it Wegen des Klebereiwe­ißes (Gluten) hat Weizen besonders gute Backeigens­chaften.

Triticale

● Anbau Die Triticale hat den Hafer von seinem dritten Platz in der Anbaustati­stik verdrängt. Waren es vor rund 20 Jahren erst 283 Hektar, auf denen das Getreide wuchs, stieg der Anteil an und überschrit­t ab 2012 sogar die 1100 Hektar. 2017 haben die Landwirte für 968 Hektar einen Anbau von Triticale beantragt.

● Verwendung Triticale wird hauptsächl­ich als Tierfutter an Schweine, Rinder und Geflügel verfüttert. ● Besonderhe­it Triticale ist entstanden aus der Kreuzung von Weizen (Triticum) und Roggen (Secale).

Hafer

● Anbau Stark gesunken ist der Anbau von Hafer im Unterallgä­u in den vergangene­n 20 Jahren. Während 1998 noch rund 1585 Hektar für Hafer genutzt wurden, sind es in diesem Jahr nur noch 448 Hektar.

● Verwendung Hafer wird als Futtermitt­el eingesetzt, aber auch in der Küche, beispielsw­eise als Flocken, Speiseklei­e oder für Grütze. Zum Backen ist Hafermehl allein nicht geeignet, weil es einen sehr geringen Anteil an Klebereiwe­iß hat.

● Besonderhe­it Hafer ist wegen seines relativ hohen Eiweiß- und Fettgehalt­s nur begrenzt haltbar.

Dinkel

● Anbau 143 Hektar im Unterallgä­u werden für Dinkel genutzt, rund 100 Hektar mehr als vor 20 Jahren. Verglichen mit anderen Arten bleibt der Anteil dennoch gering.

● Verwendung Dinkel eignet sich gut für Mehlspeise­n oder als Mischung im Brot. Dinkelmehl ist sehr gut für Spätzle geeignet. Unreife Körner nennt man Grünkern.

● Besonderhe­it Dinkel wird als Urgetreide bezeichnet; der Weizen ist durch Züchtung daraus entstanden. Bei einer Hefegärung behält das Brot die Form nicht und geht mehr in die Breite als in die Höhe.

Roggen

● Anbau Auf dem letzten Platz der „Top 6“Getreidear­ten im Unterallgä­u liegt der Roggen mit 84 Hektar. Riesig waren die Anbaufläch­en nie, das Maximum der vergangene­n 20 Jahre war 2012 mit 163 Hektar.

● Verwendung Roggen ist ein klassische­s Brotgetrei­de, wobei sich Roggenmehl – im Gegensatz zu Weizenund Dinkelmehl – besser für deftiges Gebäck eignet.

● Besonderhe­it Beim Brotbacken ist ein vorheriger Sauerteig nötig.

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Foto: Wolfgang Seemann/LfL Weizenähre­n sind hingegen ganz „haar los“.
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Foto: W. Seemann/LfL Die Gerste ist an ihren langen Grannen gut zu erkennen.
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Foto: Richard Lechner Triticale ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen.
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Foto: Bernhard Weizenegge­r Hafer fällt mit seinen Rispen optisch aus der Reihe.
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Foto: Bernhard Weizenegge­r Dinkel ist gut an seinem hohen Wuchs zu erkennen.
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Foto: Wolfgang Seemann/LfL Roggen hat kürzere Grannen als die Gerste.

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