Eine musikalisch kulinarische Reise nach Portugal
Texte und Klänge voller Sehnsucht beim ersten Fado-Abend im Miele-Museum in Mindelheim
Mindelheim Ungewöhnlich geht es ja immer zu im Miele-Museum. So auch als das Museum seine Türen für den ersten Fado-Abend öffnete. Rund 50 Gäste waren gekommen, um Roland und Rita Stadler zu hören und ein wenig ins sonnige Portugal zu reisen. Dort nämlich kommt der Fado her, jener bisweilen traurigwehmütige Gesang, der Geschichten von Sehnsucht, Heimweh und natürlich der Liebe erzählt. Christoph Reß, Leiter des Miele-Museums, begrüßte die Gäste und erzählte zur Einstimmung die Geschichte des Fados, der seinen Ursprung in den Armenvierteln Lissabons hat, aber im 19. Jahrhundert auch die bürgerlichen Lokale eroberte. Lokale allerdings sind es immer, wenn Fado gespielt wird, denn immer wird auch gegessen und getrunken, das Miteinander steht gleichauf mit der Musik. In diesem Sinne haben auch Roland und Rita Stadler den Abend gestaltet, zwei Pausen gab es in dem Konzert, jeweils mit portugiesischen Leckereien. „Eigentlich habe ich erst in der Vorbereitung für dieses Konzert gemerkt, wie sehr mir der Fado gefehlt hat“, erzählte Roland Stadler, der auch Irish Folk in der Augsburger Band Mother’s Pride spielt. Er hatte den Fado ein wenig „vernachlässigt“, nun aber wieder komplett in sich aufgesogen. Seit über 20 Jahren lernt er Portugiesisch und hat durch seine Lehrerin Paulina Sua-Kay auch den Fado kennen- und lieben gelernt.
Sua-Kay las an diesem Abend zwei der Texte vor, die Stadler sang, zwei Gedichte: „O mar salgado“von Fernando Pessoa („Oh du salziges Meer“) und „Mar“von Sophia de Mello („Meer“). So sehnsüchtig die Texte, so sehnsuchtsvoll sind auch die Melodien des Fado.
Im ersten und dritten Teil des Konzerts spielte Stadler allein und dies sei schon eine besondere Herausforderung für ihn gewesen, sagte er, sich selbst zu begleiten, doch meisterte er dies mit leichter Hand.
Im Kerzenschein sang er vom portugiesischen Leben, von Wurzeln und vom Meer, vom Ankommen und Abschiednehmen und einem Spaziergang durch Lissabon bei Nacht. Sehr schön auch der Mittelteil des Konzerts, als seine Frau Rita Stadler ihn begleitete.
Der Fado teilt sich heute in zwei Formen, der Fado Vadio, also der herumstreunende Fado, der von Amateursängern gesungen wird und der Fado Professional, der auf Konzerten gespielt wird.
„Wir sind nur die Herumstreuner“, sagte Rita Stadler, die schon mehrfach ihre Keramikkunst im Miele-Museum ausgestellt hat und lacht dabei. Doch das Wesen des Fados liegt ja nicht in der vermeintlichen Professionalität. Vielmehr ist es die Stimmung, die er tragen soll, die seinen Reiz ausmacht, und diese Stimmung im Raum zu verbreiten ist Roland und Rita Stadler während des ganzen Konzerts wunderbar geglückt.