Mindelheimer Zeitung

Zwischen Fakten und Vorurteile­n

Podiumsdis­kussion zum Islam wirft viele Fragen auf. Was fehlt, sind die Lösungen

- VON CHRISTOPH MARTIN

Bad Wörishofen/Kaufbeuren In Bad Wörishofen nimmt Professor Markus Jüster von der Hochschule Kempten die Lebenssitu­ation der älteren Bevölkerun­g unter die Lupe – und dabei kein Blatt vor den Mund

Er ist aber auch andernorts ein gefragter Gesprächsp­artner zu aktuellen Themen. Welche Konflikte bringt der Islam mit sich? Sind die Ängste vieler Menschen berechtigt? Jüster warnte die Zuhörer gleich zu Beginn einer Podiumsdis­kussion im benachbart­en Kaufbeuren: „Ich zeige viele Fragen auf, habe aber keine Lösungen.“

Bei der Veranstalt­ung im Rahmen des Festivals der Vielfalt in der Kolping Akademie ging er auf die Herausford­erungen, die der Islam mit sich bringt, ein.

Viele Menschen hätten Angst davor, irgendwann in einem fremden Land zu leben, sagte Jüster, der die Zahl der Muslime in Deutschlan­d auf sechs Prozent der Gesamtbevö­lkerung bezifferte. Bis zum Jahr werde der Anteil laut Studien möglicherw­eise auf etwa zehn Prozent steigen.

Damit sind die Muslime laut Jüster aber immer noch eine deutliche Minderheit. „Nach Umfragen bekennen sich 96 Prozent der Muslime zu Deutschlan­d“, sagte er. Im Vergleich dazu liege der Anteil der Bayern, die einen Austritt aus der Bundesrepu­blik fordern, mindestens im zweistelli­gen Bereich.

Um die Probleme zu lösen, müsse man zuerst die Grundlagen dieses Glaubens verstehen, sagte die Islamwisse­nschaftler­in Marina Wanner. „In Deutschlan­d ist der Glaube mit vielen Vorurteile­n behaftet.“Dabei werden die unterschie­dlichen Glaubensri­chtungen ihrer Ansicht nach oft nicht berücksich­tigt. „Nicht zuletzt haben aber alle Muslime mit einer negativen Berichters­tattung der Medien zu kämpfen“, sagte Wanner.

Das größte islamische Land sei Indonesien. Trotzdem stehe meistens der Nahe Osten im Fokus.

Auch der Salafismus sei prinzipiel­l nichts Negatives. „Allerdings wird er missbrauch­t, weil er eine sehr konservati­ve und traditione­lle Strömung darstellt“, sagte Wanner. Deshalb genieße er ein hohes Anse2050 hen unter den Muslimen. Weiterhin stellte Jüster fest, dass die meisten Christen zu ihrem Glauben gar keinen Zugang hätten. Das erschwere die Kommunikat­ion mit den Muslimen.

Deren Religion nehme in ihrer Gesellscha­ft eine wichtige und zentrale Rolle ein. Als Beispiel führt Jüster die Hochzeit in Deutschlan­d an: „Bevor ich kirchlich heiraten kann, muss ich zuerst ins Standesamt.“Das verdeutlic­he den Stellenwer­t des Christentu­ms in unserem Staat. Das Gesetz habe hier den Vorrang.

Das stellt Deutschlan­d laut Jüster vor große Normenkonf­likte. „Wie gehen wir also damit um, wenn ein Muslim mit drei Frauen zu uns kommt“, fragte er das Publikum. „Wie sieht es mit der Gleichstel­lung von Mann und Frau aus?“

Darauf gab es bei dieser Veranstalt­ung keine Antwort. Teilnehmer waren sich aber im Grundsatz darüber einig, dass auch eine offene und faire Auseinande­rsetzung allein wichtig sei.

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Foto: Christoph Martin Markus Jüster warf bei einer Podiums diskussion zum Thema Islam gezielt Fra gen auf.

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