Zwischen Fakten und Vorurteilen
Podiumsdiskussion zum Islam wirft viele Fragen auf. Was fehlt, sind die Lösungen
Bad Wörishofen/Kaufbeuren In Bad Wörishofen nimmt Professor Markus Jüster von der Hochschule Kempten die Lebenssituation der älteren Bevölkerung unter die Lupe – und dabei kein Blatt vor den Mund
Er ist aber auch andernorts ein gefragter Gesprächspartner zu aktuellen Themen. Welche Konflikte bringt der Islam mit sich? Sind die Ängste vieler Menschen berechtigt? Jüster warnte die Zuhörer gleich zu Beginn einer Podiumsdiskussion im benachbarten Kaufbeuren: „Ich zeige viele Fragen auf, habe aber keine Lösungen.“
Bei der Veranstaltung im Rahmen des Festivals der Vielfalt in der Kolping Akademie ging er auf die Herausforderungen, die der Islam mit sich bringt, ein.
Viele Menschen hätten Angst davor, irgendwann in einem fremden Land zu leben, sagte Jüster, der die Zahl der Muslime in Deutschland auf sechs Prozent der Gesamtbevölkerung bezifferte. Bis zum Jahr werde der Anteil laut Studien möglicherweise auf etwa zehn Prozent steigen.
Damit sind die Muslime laut Jüster aber immer noch eine deutliche Minderheit. „Nach Umfragen bekennen sich 96 Prozent der Muslime zu Deutschland“, sagte er. Im Vergleich dazu liege der Anteil der Bayern, die einen Austritt aus der Bundesrepublik fordern, mindestens im zweistelligen Bereich.
Um die Probleme zu lösen, müsse man zuerst die Grundlagen dieses Glaubens verstehen, sagte die Islamwissenschaftlerin Marina Wanner. „In Deutschland ist der Glaube mit vielen Vorurteilen behaftet.“Dabei werden die unterschiedlichen Glaubensrichtungen ihrer Ansicht nach oft nicht berücksichtigt. „Nicht zuletzt haben aber alle Muslime mit einer negativen Berichterstattung der Medien zu kämpfen“, sagte Wanner.
Das größte islamische Land sei Indonesien. Trotzdem stehe meistens der Nahe Osten im Fokus.
Auch der Salafismus sei prinzipiell nichts Negatives. „Allerdings wird er missbraucht, weil er eine sehr konservative und traditionelle Strömung darstellt“, sagte Wanner. Deshalb genieße er ein hohes Anse2050 hen unter den Muslimen. Weiterhin stellte Jüster fest, dass die meisten Christen zu ihrem Glauben gar keinen Zugang hätten. Das erschwere die Kommunikation mit den Muslimen.
Deren Religion nehme in ihrer Gesellschaft eine wichtige und zentrale Rolle ein. Als Beispiel führt Jüster die Hochzeit in Deutschland an: „Bevor ich kirchlich heiraten kann, muss ich zuerst ins Standesamt.“Das verdeutliche den Stellenwert des Christentums in unserem Staat. Das Gesetz habe hier den Vorrang.
Das stellt Deutschland laut Jüster vor große Normenkonflikte. „Wie gehen wir also damit um, wenn ein Muslim mit drei Frauen zu uns kommt“, fragte er das Publikum. „Wie sieht es mit der Gleichstellung von Mann und Frau aus?“
Darauf gab es bei dieser Veranstaltung keine Antwort. Teilnehmer waren sich aber im Grundsatz darüber einig, dass auch eine offene und faire Auseinandersetzung allein wichtig sei.