Was geschah mit „Lady D“?
Ein Unbekannter hat den Zaun ihres Geheges aufgezwickt. Seitdem ist das zahme Wildschwein verschwunden
Essmühle Lady D ist kein Schwein wie jedes andere: Sie kommt, wenn man ihren Namen ruft, frisst ihren Besitzern aus der Hand und lässt sich von ihnen kraulen. Seit vor knapp vier Jahren ihre Mutter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, lebte Lady D im Wald bei Wieland Schuhmeir und seiner Frau Gabriella Beck bei Essmühle/Unteregg. Das Wildschwein steckte mitten in seiner Ausbildung zum Fährtenschwein und sollte eigentlich dabei helfen, Jagdhunde auszubilden. Doch nun kam alles anders. Ein Unbekannter hat in der Nacht auf Donnerstag den Zaun ihres Geheges aufgezwickt
Seitdem ist Lady D spurlos verschwunden.
Seit Schuhmeir den Verlust festgestellt hat, sucht er nach dem Tier. „Eine Wildsau mit mehr als 100 Kilogramm löst sich doch nicht in Luft auf!“Er glaubt, dass das Wildschwein aus dem Gehege rausgelockt oder rausgetrieben worden ist. Denn: „Normal geht sie keine 50 Meter vom Grundstück weg.“Auch die Spuren sprechen für seine Theorie, da ist sich Schuhmeir mit dem Wildbiologen einig, der Lady D ebenfalls ganz gut kennt: Beide glauben, dass die Sau nach ihrer Befreiung erst mal im Boden gewühlt hätte. „Aber wir haben keine Spur gefunden“, sagt Schuhmeir, der befürchtet, dass Lady D schon gar nicht mehr unter den Lebenden weilen könnte: „Vielleicht hängt sie bereits in irgendeiner Kühlung.“
Er will die Suche aber nicht einstellen, schließlich ist sein Tier einiges wert. Schuhmeir geht von umgerechnet rund 4000 Euro aus, die er in Form von Ausbildungsstunden in das Tier gesteckt hat. „Dazu gehört sehr viel Grundgehorsam“, erklärt er. „Das Aus- und Einsteigen ins Auto, das Herkommen auf Zuruf oder Kommandos wie Sitz.“
Er hatte mit seiner Lady D Großes vor: Gemeinsam mit dem Wildbiologen wollte Schuhmeir das Verhalten und die Fressvorlieben des Tieres analysieren. Lady D sollte zudem als Fährtenschwein in der Ausbildung von Jagdhunden eingesetzt werden. Das bedeutet: Man geht mit ihr im Wald „spazieren“, wodurch eine Fährte entsteht. Diese sollen die Jagdhunde verfolgen lernen – auch noch 20 Stunden später. In direkten Kontakt mit dem Schwein kommen die Hunde dabei nicht. Wenn sie unterwegs sind, sollte Lady D schon wieder auf dem Grundstück von Wieland Schuhmeir stehen. Dass sie wegen eines Unbekannten nun just von dort verschwunden ist, ärgert Schuhmeir sehr: „Das ist eine Sauerei!“