Schwestern im Geiste
Das Ettringer Kulturfestival erlebt mit den „Vivid Curls“gleich zu Beginn einen Höhepunkt
Ettringen Wer die beiden Künstlerinnen sieht, vermutet, sie müssten eigentlich Schwestern sein – Irene Schindele und Inka Kuchler. Doch weit gefehlt, das sind sie nicht. Aber sie sind seit ihrer Kindheit, die sie in Wiggensbach im Oberallgäu erlebten, beste Freundinnen. Ihr Markenzeichen: wallende, lockige Haarpracht. Zum Namen ihres Gesangsduos – „Vivid Curls“– war es da nicht weit. Die Frauen verbindet aber vor allem ihre große Freude an der Musik, echt und mit großer Leidenschaft interpretiert – und nun zu erleben in Ettringen.
Sie begleiten sich selbst an ihren Gitarren, mit Mundharmonika und bieten einen ausdrucksstarken, harmonischen und facettenreichen Gesang. Es sind Liedtexte und Melodien, die sie auf ihre ganz eigene Art schreiben und dem begeisterten Publikum beim Auftakt zur Konzertreihe von „KULTur.gut“auf Gut Ost-Ettringen präsentieren. Bürgermeister Robert Sturm und Gregor Uhl, Geschäftsführer von Aktion Hoffnung, und ihr Team hatten keine Mühen gescheut, auch in diesem Jahr herausragende Künstler zu gewinnen. Mit den „Vivid Curls“hatten sie einen Glücksgriff getan.
Gregor Uhl berichtete, dass in diesem Jahr der Jesuiten Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service JRS) unterstützt werden soll. Flüchtlingskindern in der BekaaEbene im Libanon soll eine Schulbildung ermöglicht werden. An drei Schulen werden mehr als 1300 Kinder gezielt auf die schulische Eingliederung vorbereitet. Uhl sagte, die Lehrkräfte und Sozialarbeiter seien selbst als Flüchtlinge ins Land gekommen. Der Libanon habe rund sechs Millionen Einwohner. In der Bekaa-Ebene leben 60 Prozent aller Flüchtlinge aus dem Nachbarland. Der Krieg sei leider noch nicht vorbei und bis sie wieder in ihre Heimat zurückkehren könnten, dürften die Kinder nicht von einer Schulbildung ausgeschlossen sein. Er bedankte sich nicht nur bei Künstlern, Besuchern im voll besetzten Saal, sondern auch bei den Sponsoren für ihre Unterstützung.
Die „Vivid Curls“betraten die Bühne im gleichen Kleid, hohen Schnürstiefeletten, gleichen Halskettchen, sie agierten in hervorragender Weise miteinander und mit viel Gefühl für ihre Texte. Sie sangen im Heimatdialekt ebenso wie auf Hochdeutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Irene Schindele meinte lachend, so könne sie ihren Eltern etwas davon zurückgeben, da diese es ihr möglich gemacht hatten, sechs Jahre lang Fremdsprachen zu studieren. Kleine Einblicke in ihr Leben gestatteten die kurzen Erzählungen. So hatte Irene ab und zu den Traum, sich einfach ins Auto zu setzen, irgendwohin zu fahren, andere Menschen kennenzulernen, Neues zu erfahren – und dann holten ihre beiden Kinder sie mit der Frage „Mama, wann gibt es etwas zu essen?“in die Realität zurück. Ja, Träume durchzogen ihr Repertoire. Vor allem der Traum von einer friedlichen Welt, in der Gleichheit, Liebe, Toleranz, Respekt, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit, eben an „Eine Welt“, sie nicht losließ. Sie sangen: „Wir sind davon überzeugt, dass es an uns liegt, wie die Welt ausschaut.“
Dass die beiden Sängerinnen nicht ohne Zugaben die Bühne verlassen konnten, dafür sorgte der tosende Applaus der Gäste.
OWeiter geht’s am Samstag, 7. Okto ber, 14. Uhr, mit dem Kindernachmit tag mit dem Puppenspielverein Kaufbeu ren, sowie abends um 20 Uhr mit Veri „Typisch Verien“.