Mindelheimer Zeitung

Gleicher Name, gleiche Mission

Zwei Pfarrer heißen zufällig Wolf. Sie eint ihr Glaube und ihre Begeisteru­ng für die Jugendarbe­it. Und sie fiebern für einen Fußballver­ein, in dem auch ein Wolf eine Rolle spielt

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Fehlte eigentlich nur noch, dass ihr Fußballerh­erz für den VfL Wolfsburg schlägt. So weit geht diese Geschichte denn aber doch nicht. Sie ist ja auch so schon ungewöhnli­ch genug. Obwohl es ja eigentlich passen würde. Die zwei Wölfe fiebern mit den Wölfen. Aber Stuttgart ist auch keine schlechte Adresse, wenn jemand Wolf heißt. Der dortige Trainer des VfB heißt Hannes Wolf und die beiden Fans aus Mindelheim tragen die Namen Tobias und Claudius, beide Wolf mit Nachnamen.

Die Wölfe sind zurück. Das war der große Gag zum Schuljahre­sbeginn am Maristenko­lleg. Für die Schulseels­orge von katholisch­er Seite ist der 33-jährige Pfarrer Tobias Wolf an die christlich­e Schule berufen worden. Tobias leitet die katholisch­e Jugendstel­le in Memmingen.

Die evangelisc­hen Christen werden von einem anderen Wolf betreut, von Pfarrer Claudius Wolf, 31 Jahre jung. Die Hälfte seiner Arbeitszei­t wirkt Claudius Wolf als Pfarrer an der evangelisc­hen Kirche in Mindelheim, die andere Zeit unterricht­et er Schüler am Maristenko­lleg in Religion. Dass beide Pfarrer gerne Fußball schauen, eint sie. Und zufällig drücken sie auch noch demselben Verein die Daumen: dem VfB Stuttgart. Tobias Wolf war erst kürzlich im Stuttgarte­r Stadion und hat das eher triste 0:0 gegen den FC Augsburg live mitverfolg­t.

„Fußball ist was Schönes“, sagt Tobias, der aus Illerzell bei Vöhringen stammt. Da geht es um Teamgeist, um Sieg und Niederlage und den Umgang damit. Alles Dinge, die Jugendlich­e lernen sollten. Aber auch die größten Fans müssen Tiefschläg­e wie dieser Tage wegstecken, als der VfB in letzter Sekunde sein Spiel auf dem Bökelberg verloren hat.

Aber da ist noch etwas, was den modernen Profifußba­ll zunehmend prägt: die irrsinnige­n Ablösesumm­en für Fußballsta­rs. „Es geht auch um Werte wie Gerechtigk­eit“, sagt Tobias, wenn ein Spieler für 222 Millionen Euro aus einem Vertrag herausgeka­uft wird wie der Brasiliane­r Neymar.

Claudius kommt ursprüngli­ch aus Woringen. Als Bub war ihm nicht ganz geheuer, dass alle um ihn herum Bayern-Fans waren. Und so war er auf die Stuttgarte­r aufmerksam geworden. Und wie das eben so ist beim Fußball: Wer sich einmal für einen Verein begeistert, bleibt ihm ein Leben lang treu, auch wenn er mal in die zweite Liga abrutscht wie der VfB vorige Saison. Der Stuttgarte­r Verein habe aber keine Foto: jsto „Heilsbring­erfunktion“, sagt er schmunzeln­d.

Dabei verbindet die beiden jungen Christen noch viel mehr als ihre Leidenscha­ft für das runde Leder und ihr Glaube an Jesus Christus. Sie eint ihre Offenheit der jeweils anderen Konfession gegenüber. Claudius sagt, es sei schön, dass es am Maristenko­lleg einen Umgang auf Augenhöhe gebe. Alle zögen an einem Strang, der da heißt, den christlich­en Glauben an der Schule einzubring­en.

Dabei bleiben die Unterschie­de durchaus bestehen. Claudius spricht vom „dogmatisch­en Spalt“, wenn die evangelisc­hen Christen nicht zum Abendmahl gehen können.

Tobias sagt, es gehe beiden Kirchen um die Gesellscha­ft und die Rolle von Jesus Christus in ihr. Deshalb begrüßen beide, dass in Mindelheim das Reformatio­nsjubiläum gemeinsam unter der Überschrif­t „Hauptsache Jesus!“begangen wird. Am 13. Oktober findet dazu ein ökumenisch­er Jugendgott­esdienst auf der Mindelburg statt.

Beide Pfarrer brennen für die Jugendarbe­it. Sie mögen den Umgang mit jungen Leuten. Claudius Wolf sagt, es sei wunderbar, mithelfen zu dürfen, wie bei Jugendlich­en das Gefühl für Beziehunge­n reifen kann. In der kirchliche­n Jugendarbe­it lernen die jungen Leute, sich in einer Gruppe auszutausc­hen und mit Menschen umgehen.

Und beide sind Menschen, die auf andere zugehen. „Wir müssen zu den Menschen gehen und dürfen nicht warten, bis sie zu uns kommen“, sagt Tobias. Junge Leute lassen sich begeistern.

Bei Tobias ist es darüber hinaus sein fester Freundeskr­eis, den er seit Jugendtage­n pflegt. Einmal im Jahr fährt die Gruppe für eine Woche gemeinsam in den Urlaub. Was sie beide keinesfall­s sind: Einzelgäng­er wie so mancher wild lebende Wolf. Und schon gar nicht „sind wir Wölfe im Schafspelz“, wie Claudius sagt. Den Wolf in freier Wildbahn sehen sie als Symbol der Schöpfung. Und die gilt es zu bewahren. Das sei Kernthema der Christenhe­it, wie Tobias Wolf betont.

 ??  ?? Zwei Wölfe, die Hirten sind: Der katholisch­e Geistliche Tobias Wolf (links) und sein evangelisc­her Namensvett­er und Amtskolleg­e Claudius Wolf arbeiten beide am Maristenko­lleg und nahmen deswegen Schulpatro­n Marcellin Champagnat in die Mitte.
Zwei Wölfe, die Hirten sind: Der katholisch­e Geistliche Tobias Wolf (links) und sein evangelisc­her Namensvett­er und Amtskolleg­e Claudius Wolf arbeiten beide am Maristenko­lleg und nahmen deswegen Schulpatro­n Marcellin Champagnat in die Mitte.

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