Ein Rücktrittchen
Nach einem Facebook-Streit mit der AfD ist die Kreisvorsitzende der Verkehrswacht zurückgetreten. Warum Marion Prediger nun aber kommissarisch weiter im Amt ist
Mindelheim Dass es auf der Internetplattform Facebook schon mal etwas rauer zur Sache geht, ist bekannt. Ein Wort gibt das nächste, und schon fliegen die Wortfetzen hin und her. Die Mindelheimerin Marion Prediger hatte Anfang August einen solchen verbalen Schlagabtausch mit zwei Männern geführt, wobei sie selbst wenig schuldig blieb. Im Laufe der Debatte schrieb sie, dass die AfD schuld daran sei, dass Europa aus den Fugen gerate. „Fast schon möchte ich Ihnen wünschen, dass jemand aus Ihrer Familie, aus Ihrem Freundeskreis unter diesen oder den nächsten Toten oder Verletzten ist! Dann kapiert ihr vielleicht mal, was ihr da macht“, heißt es darin. Und weiter: „Euch müsste man die Pest und Cholera wünschen!“
Prediger hatte diese Äußerungen auf ihrer privaten Facebook-Seite getan. Weil sie zu dieser Zeit aber auch Vorsitzende der Verkehrswacht im Unterallgäu war und zugleich im Mindelheimer Ortsverein der CSU als Beisitzerin dem Vorstand angehörte, erfuhr ihre Aussage besondere Aufmerksamkeit. Ein regelrechter Shitstorm brach über Prediger herein. Sie sagt, das sei von der AfD Schwaben gesteuert gewesen. Ihre Worte seien nie auf die AfD generell gemünzt gewesen. Dass die beiden, mit denen sie verbal auf Facebook die Klinge kreuzte, der AfD zuneigen, „habe ich nicht gewusst“.
Die Geschichte jedenfalls hat Wellen geschlagen. Als Kreisvorsitzende der Verkehrswacht ist Prediger zurückgetreten. Weil sie den Eindruck hatte, die CSU Mindelheim stehe nicht zu ihr, hat sie ihren Vorstandsposten abgegeben.
Bei der CSU ist Prediger nach wie vor, jetzt nur noch als einfaches Mitglied. Der Ortsvorsitzende Christoph Walter hatte nach der Facebook-Debatte Marion Prediger nahegelegt, sich zu fragen, ob die CSU die richtige Partei für sie sei. Er hatte auch ein Parteiausschlussverfahren angedeutet.
Daraus wird wohl nichts werden. Die Mindelheimer Vorstandschaft müsste einen solchen Schritt einleiten. Dem neigt Walter aber nicht mehr zu. Juristen sehen offenbar geringe Chancen auf Erfolg, weil sich Prediger als Privatperson geäußert hatte. Marion Prediger wiederum ärgert sich, dass es Christoph Walter nicht für nötig befand, sich bei ihr nach den Fakten zu erkundigen. Niemand aus der Mindelheimer CSU habe das getan. „Die hätten ja mal nachfragen können“, sagt sie. Ihr „privates Rumgeschreibe“sei von der AfD bewusst in einen völlig falschen Zusammenhang gerückt worden. Es sei allein darum gegangen, Wahlkampf zu machen und Aufmerksamkeit zu erregen.
Bei der Verkehrswacht war Prediger als Vorsitzende zurückgetreten, um aber gleich weiter zu machen. Kommissarisch wurde sie gebeten, den Verein weiter zu führen. So half sie auch auf dem Stand der Verkehrswacht auf dem Herbstmarkt mit.
Mitte Oktober kommt es nun zu einer außerordentlichen Mitgliedervesammlung. Dann wird neu gewählt. Marion Prediger will wieder für den Vorsitz kandidieren. Eines macht sie allerdings nicht mehr: Schulweghelferin. Zu tief sitzt bei ihr die Enttäuschung über den fehlenden Rückhalt ihrer Mindelheimer Parteifreunde.