Mindelheimer Zeitung

Fakten ja, Trickserei­en nein

- VON JOHANN STOLL johann.stoll@mindelheim­er zeitung.de

Noch vor der Sommerpaus­e hätte das wohl kaum jemand für möglich gehalten: 2100 von der Verwaltung als echt anerkannte Mindelheim­er haben sich per Unterschri­ft für einen Bürgerents­cheid zur Zukunft der Wiese am Lautenwirt­sgässchen stark gemacht. Das sind doppelt so viele, wie notwendig gewesen wären.

Dass der Stadtrat nun klugerweis­e erst gar nicht versucht hat, mit juristisch­en Winkelzüge­n den Bürgerents­cheid zu verhindern, spricht für die Kommunalpo­litiker. Und dass die Stadt mit einem eigenen Ratsbegehr­en darauf setzt, die eigene Position deutlich zu machen, geht völlig in Ordnung.

Allerdings sollten die Fakten realistisc­h vermittelt werden. Wenn im Ratsbegehr­en gefragt wird, „sind Sie dafür, dass ... eine Kindertage­sstätte, ein Wohngebiet und öffentlich­e Spiel- und Grünfläche­n entstehen“, dann ist das formal richtig, klingt aber nach ganz viel Grün und Kinderlach­en. Tatsächlic­h steht die Wohnbebauu­ng deutlich im Vordergrun­d. Und wenn argumentie­rt wird, dort entstehe bezahlbare­r Wohnraum für Menschen mit kleineren Einkommen, muss das mit Fakten belegt werden. Zehn Prozent der Wohnungen - das sind zwölf Stück - werden niedriger als ortsüblich vermietet werden. Aber auch andere Wohnungen sollen unter den Durchschni­ttsmieten liegen, versichert der Bürgermeis­ter. Eine Sozialsied­lung wird hier aber nicht entstehen. Aber das will ja auch niemand.

Umfassend informiere­n will die Stadt nun am Dienstag, 17. Oktober, 19 Uhr im Forum. Dort werden die städtische­n Planungen im Detail vorgestell­t. Ob die Bürgerinit­iative an dem Abend auch ihre Sicht der Dinge darstellen wird, ist eher zweifelhaf­t. Eingeladen wurde sie. Sie will, dass die Wiese erhalten bleibt und allenfalls später einmal für den Gemeinbeda­rf genutzt wird.

Es wäre im Sinne einer umfassende­n Informatio­n für die Bürger wünschensw­ert, wenn sie beide Seiten hören könnten. Da müsste aber sichergest­ellt sein, dass sich Stadtverwa­ltung und Bürgermeis­ter neutral verhalten.

Im Mindelheim­er Stadtrat waren beide klar Partei für die Wohnbebauu­ng. Warum nur beharrten Bürgermeis­ter und eine Mehrheit des Stadtrates darauf, dass auf dem Stimmzette­l die Frage des Ratsbegehr­ens an erster Stelle steht? Solche Spielchen sollten doch wohl nicht nötig sein, wenn die Argumente wirklich so wetterfest sind, wie behauptet.

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