Mindelheimer Zeitung

„Die haben schon noch was vor“

Erwin Strodel über den WM-Erfolg der DTB-Turnerinne­n

- Interview: Axel Schmidt

Er hat schon viele

Turner gesehen in seinem Leben: Erwin Strodel, mit

81 Jahren der vielleicht älteste Turntraine­r der

Region, ist so etwas wie der „Turnvater“beim TSV Markt Wald. Natürlich verfolgte er die Weltmeiste­rschaft der Turner in Montreal – und war gar nicht so überrascht über den Erfolg der deutschen Turnerinne­n.

Herr Strodel, seit Jahrzehnte­n trainieren Sie Unterallgä­uer Talente und haben entspreche­nd genug Erfahrung: Hat Sie der WM-Sieg von Pauline Schäfer am Schwebebal­ken überrascht?

Erwin Strodel: Man hat schon gewusst, dass die Mädchen was können. Aber dass sie nun gleich zwei Medaillen am Schwebebal­ken holen

war nicht ganz zu erwarten. Schließlic­h dominieren seit Jahren die Chinesinne­n und Amerikaner­innen.

Tabea Alt, die Bronze gewonnen hat, sagte selbstbewu­sst: „Wir haben gezeigt, dass die Turnwelt künftig mit Deutschlan­d rechnen muss.“Glauben Sie, dass dieser Erfolg nur eine Eintagsfli­ege ist, oder wächst wirklich etwas Größeres heran?

Strodel: Die ist ja erst 17 Jahre alt. Und auch die anderen sind noch recht jung. Die haben schon noch etwas vor. Es sind talentiert­e Mädchen und sie sind als Mannschaft eine Einheit. Es ist wichtig, dass sie zusammenha­lten und gemeinsam trainieren. Und Bundestrai­nerin Ulla Koch scheint sie dazu richtig motivieren zu können.

Fabian Hambüchen hatte vor zehn Jahren die letzte deutsche WM-Goldmedail­le geholt und war jahrelang das Aushängesc­hild des Deutschen Turnbundes. Wird er nun von den deutschen Turnerinne­n als Symbolfigu­r abgelöst? Strodel: Vielleicht können sie den Hambüchen als Werbefigur ablösen. Früher waren es ja nur die Männer, die für Aufmerksam­keit gesorgt haben. Wenn jetzt auch die Frauen mit ihren Erfolgen Werbung für den Turnsport machen könnten, wäre das toll.

Vor einigen Wochen fanden die Allgäuer Meistersch­aften der Mädchen statt und verzeichne­ten einen Teilnehmer­rekord. Erlebt das Mädchentur­nen derzeit einen kleinen Boom? Und könnte dieser WM-Erfolg diesen noch mehr entfachen?

Strodel: Ich glaube schon, dass es helfen könnte. Das war mit Hambüchen ja auch so. Allerdings haben wir in Markt Wald nicht unbedingt ein Problem, dass es zu wenige Turnerinne­n gibt. Uns fehlen eher die Trainer. Wir haben vier Mädchengru­ppen, die alle voll sind. Wir mussten auch schon Eltern absagen, die ihre Töchter zu uns bringen wollten.

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Foto: AFP Paulina Schäfer (links) und Tabea Alt holten bei der Turn WM die Gold und Bronzemeda­ille.
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