Tierschutzpreis im Doppelpack
Bayerns Umweltministerin ehrt Jan-Eric Ahlborn und Bettina Thauer. Wenige Tage zuvor gab es in Berlin für die beiden Mindelheimer auch schon Großes zu feiern
Mindelheim Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hat den Bayerischen Tierschutzpreis Jan-Eric Ahlborn und seiner Lebensgefährtin Bettina Thauer verliehen. Nicht genug der Freude: Auch beim Deutschen Tierschutzpreis landeten die beiden Mindelheimer ganz weit oben. In Berlin erhielten sie aus der Hand des Vorsitzenden des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder sowie der Sängerin Stefanie Hertel die Urkunde für den zweiten Platz. Die beiden Unterallgäuer sind in den vergangenen Tagen von Festakt zu Festakt gereicht worden.
Einen solchen Doppelerfolg gab es noch nie zuvor in der Geschichte des Tierschutzes in Deutschland. Innerhalb weniger Tage wurde in Berlin zum 13. Mal der Deutsche Tierschutzpreis vergeben und zum 17. Mal die höchste Tierschutzauszeichnung Bayerns in der Münchner Residenz. Immer wurden Menschen ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise um das Tierwohl gekümmert haben. Eine solche Doppelehrung war aber bisher noch niemandem vergönnt.
Jan-Eric Ahlborn kann sein Glück immer noch kaum fassen. Immerhin ist mit beiden Auszeichnungen ein Preisgeld über zusammen 6000 Euro verbunden. Was er besonders bemerkenswert findet: dass er für den Schutz von Tieren ausgezeichnet wurde, die so gar keinen Kuscheltierfaktor mitbringen. Ahlborn ist seit elf Jahren Wespenberater. Er kümmert sich also um Hornissen und Wespen, in denen viele Menschen nichts als Plagegeister sehen.
Noch vor einigen Jahren teilte er selbst diese Meinung. Wespen gehörten im weitesten Sinne zu den Schädlingen. Ahlborn hatte sich als Schädlingsbekämpfer eine Existenz aufgebaut, dann aber gemerkt, dass das Ausmerzen vermeintlicher Schädlinge ein Holzweg ist, der auf lange Sicht nur die Natur kaputtmacht. Dass in der Natur alles miteinander zusammenhängt, ist ihm erst nach und nach klargeworden. Wenn es kaum noch Insekten gibt, dann hat das massive Folgen für die Vogelwelt. Dann wird es im Frühling ziemlich still im Land.
Längst hat Ahlborn umgedacht. Nicht mehr Gift setzt er gegen Wespen ein, und schon gar nicht gegen die geschützten Hornissen. Ahlborn versucht es immer mit sanften Methoden. Wenn gar nichts mehr hilft, werden die Nester umgesiedelt, und so manche landen dann bei ihm im heimischen Garten. Seine Lebensgefährtin Bettina Thauer teilt seine Leidenschaft für den Schutz der Natur.
Wenn sich Menschen an ihn wenden, die sich von Wespen belästigt fühlen, steht Ahlborn mit Rat und Tat bereit. Er macht das kostenlos, weil ihm die Sache wichtig ist. Sein Geld verdienen er und seine Lebensgefährtin bei der Post. Ganz offenbar haben sie mit ihrem tierischen Angebot schon ganz vielen Menschen geholfen. Mehr als 50Tierfreunde hatten die Wespenberater für den Deutschen Tierschutzpreis vorgeschlagen.
Die Feier in Berlin wurde neben dem Deutschen Tierschutzbund von der und organisiert. Sie fand im Meistersaal in der Nähe des Potsdamer Platzes statt. Für Jan-Eric Ahlborn war es die erste große Preisverleihung. Entsprechend aufregend war die Ehrung für das Paar.
München hat ihm fast noch besser gefallen. Dort durfte er als Preisträger eine Rede in der Residenz halten. Ahlborn hat sie für sein Anliegen genutzt, den Schutz der Natur. Beim Tier- und Umweltschutz erinnerte er an die Verantwortung der Politik. Beim Wespenschutz gebe es viel zu wenige Fachleute, die die Menschen beraten. Ähnlich dem Netz von Biberberatern wünscht sich Ahlborn ein solches flächendeckendes System von Helfern. Immerhin ist die Hornisse streng geschützt. Dafür müsse der Staat aber mehr tun.
Und er wäre schon froh, wenn mancher Unsinn aus den Köpfen verschwinden würde. Dass Hornissen tödlich zustechen könnten, sei schlicht nicht wahr. Diesen schlechten Ruf will er aufpolieren – zum Beispiel mit Vorträgen in Schulen.
Wer Wespen ausmerzt, schadet auch der Natur