Mit 84 sagt sie endlich Nein
Susan Kreller glückt ein zartes Frauenporträt
Können Häuser Trost spenden? Können Bücher lebensrettend sein? Wer für die Bejahung dieser Fragen wirklich noch einen Beweis braucht, der sollte den in einer bemerkenswert zarten, poetischen Sprache geschriebenen Roman „Pirasol“lesen. Wer aber schon überzeugt ist, wird beglückt sein. Der berührende Rückblick der 84-jährigen Gwendolin auf ihr Leben ist ein wunderbarer Frauen- und Familienroman.
Einfühlsam erzählt die Schriftstellerin Susan Kreller, wie die junge Gwendolin in eine Ehe mit dem fanatischen, kaltherzigen Papierfabrikanten Willem Suhr gerät. Eine Ehe, die sie zu einem stummen, allzu duldsamen „Mägdelein“macht. Zu einer Frau, die auch dann nicht aufsteht und sich wehrt, als ihr eigener Mann den geliebten Sohn aufs Brutalste schikaniert und aus dem
Haus treibt. Nein, Gwendolin ist keine Kämpferin. Zumindest keine offensichtliche. Diese Frau hat früh gelernt, wie lebensgefährlich es sein kann, wenn man sein Herz auf der Zunge trägt. Als sie ihrem literaturliebenden Vater, einem Theaterkritiker, im Luftschutzkeller laut Heine vorliest, wird der Freund des „Juden-Heine“abgeholt und kehrt nur zum Sterben nach Hause zurück. Die Mutter ist da schon verschwunden. Zurück bleibt eine Frau, die nur noch im Verborgenen ihr Glück sucht. In Büchern. Und in der Villa mit dem Namen Pirasol. Doch als die hinterhältige Thea in ihr Leben und in ihr Haus tritt, hat Gwendolin vom Dulden endlich genug.