Mindelheimer Zeitung

Vater tötet sein Kind und flieht

Mutter rief vorher noch die Polizei. Doch sie kam zu spät

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Hamburg „Mein Gott, wie traurig.“Mit diesen Worten fasst eine Bäckereive­rkäuferin in Hamburg-Neuwiedent­hal am Dienstag die Gefühle ihrer Kunden nach dem gewaltsame­n Tod eines zweijährig­en Mädchens zusammen. Die 29-Jährige hat selbst drei Kinder und früher in derselben Straße im benachbart­en Stadtteil Neugraben-Fischbek gewohnt, in der das Verbrechen geschah: Ein 33-Jähriger soll seine kleine Tochter getötet haben. Die Polizei stellte bei dem toten Kind eine Schnittver­letzung am Hals fest.

Der unter dringendem Tatverdach­t stehende Vater flüchtete, nach ihm wurde gestern gefahndet. Die 32 Jahre alte Mutter der Zweijährig­en sei am Montagaben­d zur Polizei gegangen, um Anzeige gegen ihren Ehemann wegen Bedrohung zu erstatten, sagte ein Polizeispr­echer. Gemeinsam mit Polizisten fuhr sie dann zur Wohnung der Familie, die nach Angaben der Ermittler aus Pakistan stammt. Dort wollten die Beamten dem Ehemann ein Hausverbot erteilen. Als sie die Wohnung betraten, war es schon zu spät: Die Beamten fanden das Mädchen tot. Der verdächtig­e 33-Jährige war verschwund­en. Die Mutter erlitt einen Schock. Sie hat außerdem einen Sohn, der ebenfalls betreut werden musste. Bevor sie zur Polizei ging, hatte sie den Sechsjähri­gen anderswo untergebra­cht.

„Grauenhaft, traurig“, sagt Nachbarin Fatma Keklikci. In die Betroffenh­eit der etwa 40 Jahre alten Frau mischt sich Wut. „Es ist Wahnsinn.“Den 33-Jährigen beschreibt sie als „hochaggres­siv“. In der Wohnung der Familie sei es oft laut geworden. Die Polizei sei einige Male gekommen, auch Mitarbeite­r des Jugendamts. Eine Sprecherin des Bezirksamt­s Harburg bestätigt, dass die Familie dem Jugendamt bekannt war. Laut Polizei gab es mehrere Fälle von häuslicher Gewalt. Keklikci sagt, die Mutter habe offensicht­lich keinen Kontakt zu Nachbarn haben dürfen, nicht mal „Guten Morgen“habe sie gesagt. „Wir haben echt Angst“, sagt Bäckereive­rkäuferin Saliha Gajiran. Zur Tatzeit habe sie bei Freunden Kaffee getrunken, auf dem Heimweg am späten Abend sah sie zahlreiche heranrasen­de Polizeifah­rzeuge. Sicherheit­shalber habe sie sich von ihrem Mann abholen lassen.

Im Stadtteil leben viele Menschen mit Migrations­hintergrun­d, das Viertel ist aber kein Ghetto. Einund Mehrfamili­enhäuser sowie höhere Wohnblocks stehen nah beieinande­r. Das Haus, in dem die Tat geschah, ist ein zweistöcki­ger Plattenbau. Vor den Eingang haben Nachbarn zwei Teddys und mehrere Kerzen gestellt.

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Foto: Daniel Bockwoldt, dpa In diesem Haus geschah die Tat. Die Gebäude in der Nachbarsch­aft sind in die Jahre gekommen, ein Getto ist es aber nicht.

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