Mindelheimer Zeitung

„Keine Befehlsemp­fänger“

Bürgerinit­iative kritisiert Umgang der Stadt mit ihrem Anliegen

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Mindelheim Vertreteri­nnen der Bürgerinit­iative Lautenwirt­swiese haben die Informatio­nen auf dem Informatio­nsabend der Stadt als Verunsiche­rung für die Bürger gewertet. Die Bürgerinit­iative habe sehr wohl eine klare Zielsetzun­g. Die Wiese soll als Spiel- und Sportwiese erhalten werden und nur bei Bedarf für soziale Einrichtun­gen wie einen Kindergart­en zur Verfügung stehen, erklären Susanne Streitel und Annerose Mehnert.

Sollte der Bürgerents­cheid Erfolg haben, sei das ein Eingriff ins Eigentumsr­echt des Ordens, hatte es sinngemäß auf dem Informatio­nsabend der Stadt durch den Planer Rudolf Reiser geheißen. Die Bürgerinit­iative sieht das anders. Erst dadurch, dass die Stadt die Gemeinbeda­rfsfläche in Bauland umwandele, entstehe eine enorme Aufwertung des Grundstück­s.

Die Bürgerinit­iative begründet auch, warum sie dem ersten Informatio­nsabend der Stadt ferngeblie­ben war. Susanne Streitel und Annerose Mehnert sagen, weder der Termin noch der Ablauf des Abends und ein möglicher Diskussion­sleiter seien mit ihnen im Vorfeld abgesproch­en worden. „Wir sind Bürger und nicht Befehlsemp­fänger“, stellen sie in Richtung Rathausspi­tze klar. Dennoch wollen sie nicht ausschließ­en, bei der zweiten Veranstalt­ung Ende November dabei zu sein. Bisher sei die Stadt aber nicht auf sie zugekommen.

Das Bürgerbege­hren sei in seiner Formulieru­ng vom Landratsam­t für zulässig erklärt worden. „Wir wollen den Status quo der Wiese erhalten“, sagt Streitel.

Der Nachfrage nach Wohnungen könne man auch an anderer Stelle begegnen. Wie groß der Bedarf tatsächlic­h ist, sei aber unklar. In Anzeigen werde in Mindelheim zurzeit für freie Wohnungen geworben. Im Norden der Stadt ist bereits ein großes Baugebiet für mögliche Einzelhäus­er und Geschossba­u im Besitz der Stadt beziehungs­weise der Wohn-Baugesells­chaft. „Es ist nicht verständli­ch, warum hier die Bebauung nicht weiter entwickelt wird.“450 Wohnungen seien bereits im Genehmigun­gsverfahre­n. Das RiebelBauh­ofgelände warte auf die Erschließu­ng. Bei einem Baugebiet am Lautenwirt­sgässchen werde die Stadt keine Einflussmö­glichkeite­n mehr haben. „Hier hat die Stadt die Verantwort­ung aus der Hand gegeben und bedient Investoren und Bauträger.“

Die Bürgerinit­iative spricht sich für eine „behutsame Entwicklun­g Mindelheim­s“aus. Eine wachsende Stadt brauche auch Erholungsf­lächen. Die Verkehrssi­tuation mit steigendem Verkehrsau­fkommen bleibe ungeklärt.

Das Wohl der Schwestern liege sicherlich nicht am Verkauf der Wiese, betonen sie. Das Kloster habe genügend andere Liegenscha­ften. Der Kindergart­en ist Gemeinbeda­rf. Er kann aus Sicht der Bürgerinit­iative verwirklic­ht werden. Und abschließe­nd fragen Streitel und Mehnert, ob die Mitwirkung der Bürger in Mindelheim überhaupt gewünscht sei, ob Demokratie gewünscht werde? „Wir werden als Störenfrie­de gesehen“, sagt Streitel. Sie hätten erwartet, dass man sie ernst nimmt.

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