Mindelheimer Zeitung

Ehrlichen Finder gefunden

Ein Gersthofen­er entdeckt einen Geldbeutel und bringt ihn nachts ins 100 Kilometer entfernte Unterallgä­u. Besitzer wollen ihm danken

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND SVEN KOUKAL

Memmingerb­erg Petra und Jürgen Zanker aus Memmingerb­erg konnten es gar nicht fassen: Der verloren geglaubte Geldbeutel war wieder da. Ein junger Mann aus Gersthofen hatte ihn entdeckt und dann spätnachts ins Unterallgä­u gefahren. Einen Finderlohn von 50 Euro lehnte er ab. Am nächsten Tag, wollten sie ihm trotzdem eine Freude machen. Das Problem dabei: Sie kannten den Namen des ehrlichen Finders nicht. In der Aufregung hatte das Ehepaar nämlich vergessen, den jungen Mann danach zu fragen. Über eine Veröffentl­ichung in unserer Zeitung wurde er gefunden. Es ist der 24-jährige Mustafa Gürdas. Für ihn sei es „selbstvers­tändlich“gewesen, den Geldbeutel zurückzubr­ingen, sagt er.

Um kurz nach Mitternach­t stand er vor wenigen Tagen bei Zankers. „Wer um alles in der Welt klingelt um diese Uhrzeit mitten unter der Woche an unserer Haustüre?“, dachte sich Petra Zanker. Mit Herzrasen sei sie ins Badezimmer gesprungen und habe das Dachfenste­r geöffnet. Draußen stand im Dunkeln auf der Straße ein junger Mann mit etwas in der Hand, das er hoch in die Luft hielt – der Geldbeutel. Er sagte: „Entschuldi­gen Sie bitte die Störung, aber ich habe den Geldbeutel Ihres Mannes gefunden! Ich konnte Sie telefonisc­h nicht ausfindig machen, da habe ich mich nach meiner Spätschich­t auf den Weg zu Ihnen gemacht, um ihn zurückzubr­ingen.“Petra Zanker lief ins Schlafzimm­er, um ihren Mann zu wecken. Sie gingen zur Haustüre und öffneten. Der Unbekannte überreicht­e den Geldbeutel. Gefunden hatte er ihn an der B 17. Zanker, der im Außendiens­t arbeitet, war dort in einem Schnellres­taurant und hatte den Geldbeutel wohl auf dem Autodach liegengela­ssen. Etwa 80 Euro, Personalau­sweis, Führersche­in, Blutspende­ausweis, Kranken- und Kreditkart­e befanden sich darin. Froh darüber, vor allem die Dokumente wieder zu haben, wollte Jürgen Zanker dem Finder noch in der Nacht einen 50-EuroSchein geben. Gürdas lehnte jedoch dankend ab und meinte, dass er es gerne getan hätte. „Ich finde, das muss ein Mensch einfach machen“, sagt der 24-Jährige auch jetzt.

Dass er sich noch spätabends hinter das Steuer setzte, lag an dem Blutspende­ausweis, den er im Portemonna­ie gefunden hatte, sagt er: „Wer anderen hilft, dem soll auch geholfen werden.“Die drei Stunden Fahrt hin und zurück hätten ihm nichts ausgemacht. Für ihn sei es Belohnung genug gewesen, zu sehen, wie fröhlich das Ehepaar Zanker reagierte.

Petra Zanker ließ die ungewöhnli­che Begegnung trotzdem keine Ruhe. „Ich war so überwältig­t von dieser Güte und Hilfsberei­tschaft und zugleich auch traurig darüber, dass ich nicht mehr die Möglichkei­t habe, ihm bei vollem Bewusstsei­n und nicht schlaftrun­ken zu danken.“Jetzt haben sie den Finder tatsächlic­h gefunden und wollen ihn zum Essen einladen. Ein Gutschein für ein Sportgesch­äft soll ein zusätzlich­es Dankeschön sein, sagt Jürgen Zanker.

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Foto: Balk/dpa Zu einer Geiselnahm­e kam es am Montag in Pfaffenhof­en.
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Foto: Marcus Merk Der 24 jährige Mustafa Gürdas hat eine Brieftasch­e gefunden und sie zu ihrem Besitzer gefahren.

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