Sie meistern ihr Leben mit großem Fleiß
Vier junge Leute durchlaufen bei den Unterallgäuer Werkstätten eine ganz besondere Lehrzeit
Mindelheim Der Weg in den Beruf kann ganz unterschiedlich verlaufen. Üblich für einen Handwerksberuf sind drei Jahre Lehrzeit. An einer Berufsschule lernen die jungen Leute Theorie, im Betrieb die Praxis. Menschen mit Behinderung ist dieser Weg oft verstellt, weil die hohen Anforderungen sie überfordern würden. Wie aber kann diesen Menschen beigestanden werden, damit auch sie es schaffen und später auf dem normalen Arbeitsmarkt Fuß fassen können?
Ein ganz besonderes Projekt haben die Unterallgäuer Werkstätten Memmingen und Mindelheim aufgesetzt, ein Unternehmen der Lebenshilfe. Dort können sich Schwächere zum „Fachpraktiker für personale Dienstleistungen“ausbilden lassen, wie der etwas sperrige Titel heißt. Dieses maßgeschneiderte Programm lässt den Lernenden Luft und Zeit. Die Ausbildung ist in kleinere Abschnitte unterteilt, so dass die Teilnehmer zwar gefordert, aber nicht überfordert werden. Module nennt sie Marie-Luise Breitfeld, die pädagogische Leiterin von Integra Mensch, die dieses Ausbildungsprojekt betreut. Fünf sind insgesamt vorgesehen, die immer über mehrere Monate gehen. Aktuell ging es ums Lernen, wie in einer Wäscherei richtig gearbeitet wird. Dazu haben die Teilnehmer 185 Stunden Theorie gebüffelt. 296 Stunden übten sie sich in der Praxis. Drei Frauen und ein junger Mann haben die Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer IHK mit Bravour gemeistert. Heinz Müller ist bei der IHK in Memmingen für die Ausbildung zuständig. Er überreichte nicht nur die Zeugnisse, er hatte auch für jeden aufmunternde Worte mitgebracht.
Die vier Erfolgreichen waren tief gerührt. Eine von ihnen konnte ihre Freudentränen nur mit Mühe zurückhalten. Dass sie das geschafft haben, hätten sie sich alle vorher nicht zugetraut. „Alle sind viel selbstbewusster geworden“, sagt Breitfeld. Mit der guten Betreuung in der vertrauten Umgebung haben sie alle die Hürde genommen.
Bei den Modulen geht es mal um Ernährung, Haushalt und Hygiene. Dann wird soziale Kompetenz gelehrt. Nach der Wäscherei geht es im Januar mit Kosmetik und Pflege weiter. 2019 dann sind alle fertig. Dann müssen die Teilnehmer aber noch eine Gesamtprüfung bei der IHK meistern. Da gibt es dann keinen Unterschied mehr zwischen jenen, die ihre Lehre auf dem üblichen Weg absolviert haben und den Teilnehmern von Integra Mensch.
Die bisherigen Erfolge haben den vier jungen Leuten Mut gemacht am Ball zu bleiben. Sie wollen nun auch den Rest ihrer Ausbildung meistern, um später auf dem Arbeitsmarkt ihre Chance zu bekommen und auf eigenen Füßen zu stehen. Die Berufsaussichten übrigens sind glänzend. In Alten- und Pflegeheimen werden immer gute und zuverlässige Leute gesucht.