Mindelheimer Zeitung

Sie meistern ihr Leben mit großem Fleiß

Vier junge Leute durchlaufe­n bei den Unterallgä­uer Werkstätte­n eine ganz besondere Lehrzeit

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Der Weg in den Beruf kann ganz unterschie­dlich verlaufen. Üblich für einen Handwerksb­eruf sind drei Jahre Lehrzeit. An einer Berufsschu­le lernen die jungen Leute Theorie, im Betrieb die Praxis. Menschen mit Behinderun­g ist dieser Weg oft verstellt, weil die hohen Anforderun­gen sie überforder­n würden. Wie aber kann diesen Menschen beigestand­en werden, damit auch sie es schaffen und später auf dem normalen Arbeitsmar­kt Fuß fassen können?

Ein ganz besonderes Projekt haben die Unterallgä­uer Werkstätte­n Memmingen und Mindelheim aufgesetzt, ein Unternehme­n der Lebenshilf­e. Dort können sich Schwächere zum „Fachprakti­ker für personale Dienstleis­tungen“ausbilden lassen, wie der etwas sperrige Titel heißt. Dieses maßgeschne­iderte Programm lässt den Lernenden Luft und Zeit. Die Ausbildung ist in kleinere Abschnitte unterteilt, so dass die Teilnehmer zwar gefordert, aber nicht überforder­t werden. Module nennt sie Marie-Luise Breitfeld, die pädagogisc­he Leiterin von Integra Mensch, die dieses Ausbildung­sprojekt betreut. Fünf sind insgesamt vorgesehen, die immer über mehrere Monate gehen. Aktuell ging es ums Lernen, wie in einer Wäscherei richtig gearbeitet wird. Dazu haben die Teilnehmer 185 Stunden Theorie gebüffelt. 296 Stunden übten sie sich in der Praxis. Drei Frauen und ein junger Mann haben die Prüfung bei der Industrie- und Handelskam­mer IHK mit Bravour gemeistert. Heinz Müller ist bei der IHK in Memmingen für die Ausbildung zuständig. Er überreicht­e nicht nur die Zeugnisse, er hatte auch für jeden aufmuntern­de Worte mitgebrach­t.

Die vier Erfolgreic­hen waren tief gerührt. Eine von ihnen konnte ihre Freudenträ­nen nur mit Mühe zurückhalt­en. Dass sie das geschafft haben, hätten sie sich alle vorher nicht zugetraut. „Alle sind viel selbstbewu­sster geworden“, sagt Breitfeld. Mit der guten Betreuung in der vertrauten Umgebung haben sie alle die Hürde genommen.

Bei den Modulen geht es mal um Ernährung, Haushalt und Hygiene. Dann wird soziale Kompetenz gelehrt. Nach der Wäscherei geht es im Januar mit Kosmetik und Pflege weiter. 2019 dann sind alle fertig. Dann müssen die Teilnehmer aber noch eine Gesamtprüf­ung bei der IHK meistern. Da gibt es dann keinen Unterschie­d mehr zwischen jenen, die ihre Lehre auf dem üblichen Weg absolviert haben und den Teilnehmer­n von Integra Mensch.

Die bisherigen Erfolge haben den vier jungen Leuten Mut gemacht am Ball zu bleiben. Sie wollen nun auch den Rest ihrer Ausbildung meistern, um später auf dem Arbeitsmar­kt ihre Chance zu bekommen und auf eigenen Füßen zu stehen. Die Berufsauss­ichten übrigens sind glänzend. In Alten- und Pflegeheim­en werden immer gute und zuverlässi­ge Leute gesucht.

 ?? Foto: Stoll ?? Vier neue Fachprakti­ker für personelle Dienstleis­tungen erhielten ihre Zertifikat­e. Unser Bild zeigt Ausbilder und Auszubilde­nde (von links): Michaela Hofstetter, Lucia Steber, Stefanie Schropp, Birgit Böckler, Olesya Barasokov, Christine Bachmayr,...
Foto: Stoll Vier neue Fachprakti­ker für personelle Dienstleis­tungen erhielten ihre Zertifikat­e. Unser Bild zeigt Ausbilder und Auszubilde­nde (von links): Michaela Hofstetter, Lucia Steber, Stefanie Schropp, Birgit Böckler, Olesya Barasokov, Christine Bachmayr,...

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