„Da haben wir schon Pech gehabt“
Pannenserie verzögert die Fertigstellung des neuen Anbaus
Memmingen Mit den üblichen Zwischenfällen hatte Cornelia Bodenstab gerechnet. „Wie es halt so ist auf Baustellen“, sagt die Leiterin des Staatlichen Bauamts in Kempten. Die Pannenserie beim Anbau des Memminger Amtsgerichts konnte sie jedoch nicht vorhersehen. Die bisherige Bilanz: ein angebohrter Kabelschacht, eine insolvente Firma und Schäden am Parkettboden. „Da haben wir schon Pech gehabt“, sagt Bodenstab. Wegen dieser Zwischenfälle verzögert sich auch weiterhin die Fertigstellung des Gebäudes. Einen Termin für die Einweihung wagt die Behördenleiterin nicht zu nennen.
Die Schadensreihe begann, als ein Arbeiter aus Versehen ein Loch in einen großen Kabelschacht gebohrt hat. Dabei wurden etliche Leitungen beschädigt. Deshalb mussten zahlreiche Kabel neu verlegt wer- Die zusätzlich anfallenden Kosten wurden von Bodenstab im Bereich eines sechsstelligen Betrages geschätzt. Zudem verzögerte der Zwischenfall die Fertigstellung des neuen Gebäudes an der Kreuzung Buxacher Straße/Königsgraben. Der Anbau sollte nach Plan im Frühjahr eröffnet werden. Nach dem ersten Zwischenfall rechnete man, dass das Amtsgericht bis zu den Sommerferien bezugsfertig sein werde.
„Aber kurz darauf ist die Metallbau-Firma insolvent gegangen“, berichtet Bodenstab. Diese war für die Stahl-Glas-Elemente im Treppenhaus und den Fluren verantwortlich. „So etwas kommt leider auch mal vor“, sagt die Bauamtsleiterin. „Wenn eine Firma insolvent ist, werden Aufträge, die ein Insolvenzverwalter als lukrativ ansieht, noch versucht zu erfüllen“, sagt Bodenstab. Eine solche Abwicklung nehme dann allerdings mehr Zeit in An- spruch. Allein dadurch sei der geplante Termin nicht mehr haltbar gewesen.
Obendrein kam ein weiterer Zwischenfall hinzu. Die Parkettarbeiten wiesen laut Bodenstab gravierende Schäden auf. „Dementsprechend müssen Teile des Bodens wieder raus und erneuert werden.“Zeitraubend an der dritten Panne sei, „dass die Firma sich geweigert hat, den Schaden zu beseitigen“, sagt die Behördenleiterin. Nun müsse man durch Dritte diese Mängel beseitigen lassen. „Wir müssen erst jemanden finden, der das macht“, sagt sie. Aktuell stehe sie mit verschiedenen Anbietern in Verhandlungen.
Bodenstab hat den Eindruck, „dass sowohl Firmen als auch die Arbeiter unter dem irrsinnigen Druck der Hochkonjunktur stehen. In diesem Zuge passieren vielleicht auch mehr Fehler.“Die erste Panne im Anbau des Amtsgerichts – die Elektrik – ist laut Bodenstab mittden. lerweile nicht mehr das Problem. Die Schäden seien behoben worden und die Mehrkosten werde die Versicherung des Verursachers bezahlen müssen. Bis auf wenige Reste sei auch die zweite Angelegenheit mit der insolventen Firma abgewickelt.
Es gibt noch keinen Einweihungstermin
Wann das Gerichtsgebäude letztlich bezugsfertig sein werde, hänge nun einzig an der ausstehenden Mängelbeseitigung der dritten Panne. „Nachdem wir aber den Parkettschaden durch eine oder mehrere Dritt-Firmen beheben lassen müssen, ist die Terminschiene noch nicht ganz klar“, erklärt die Bauamtsleiterin.
Eindeutig steht für sie allerdings fest: „Soweit man die Mehrkosten vom jeweiligen Verursacher wieder bekommen kann, wird der Freistaat diese als Bauherr auch zurückfordern.“