Mindelheimer Zeitung

Wer zahlt fürs Festival?

Bürgermeis­ter Paul Gruschka will etwa den Freistaat ins Boot holen. Die Stadt könnte sich so Geld sparen. Was die Abgeordnet­en und Ratsmitgli­eder sagen

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Weltstars hautnah in Bad Wörishofen – dafür ist das Festival der Nationen ein Garant. Das lässt sich die Stadt einiges kosten, jährlich um die 130000 Euro. Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) ist der Meinung, dass sich der Freistaat da ruhig finanziell beteiligen könnte. Es ist immerhin ein Festival von überregion­aler Bedeutung und mit seiner Art der Nachwuchsf­örderung und der musikalisc­hen Bildung für Schüler eine Besonderhe­it. Gibt es für so eine Förderung eine Chance? Andreas Ofenbeck, Sprecher des bayerische­n Kultusmini­steriums, sagt dazu, dass in Schwaben aktuell einige Musikreihe­n und Festivals gefördert würden. Dazu gehören die Kammerphil­harmonie-Konzertrei­he „Unerhört“in Augsburg, das Füssener Festival „Vielsaitig“, der internatio­nale Kammerchor­wettbewerb und das Festival Musica Sacra in Marktoberd­orf, die Ottobeurer Konzerte und der Oberstdorf­er Musiksomme­r. Das Festival der Nationen erhalte derzeit kein Geld aus der sogenannte­n Musikpfleg­e, sagt Ofenbeck.

Um Geld zu erhalten, müssten bestimmte Fördervora­ussetzunge­n erfüllt sein. Staatssekr­etär Franz Pschierer erinnert daran, dass es bereits in den Jahren 2009 und 2010 Anfragen nach einer staatliche­n Förderung gab. Dies sei jedes Mal abgelehnt worden. Ob eine Förderung künftig möglich ist, könne er nicht abschätzen. Fest stehe aber: „Die Stadt profitiert von der überregion­alen Ausstrahlu­ng dieses Kultureven­ts, weshalb Klaus Holetschek und ich die Stadt in dieser Sache auch weiterhin in der Verantwort­ung sehen.“Pschierer wie auch Holetschek, Altbürgerm­eister und Landtagsab­geordneter, setzen sich seit Jahren für das Festival ein und suchen nach Sponsoren. „Abstriche an der Qualität dieses Festivals darf es aus unserer Sicht nicht geben“, teilen Pschierer und Holetschek auf Nachfrage mit. „Wir würden uns ansonsten nur in eine nicht zu stoppende Abwärtsspi­rale begeben.“Nur mit einer „konzertier­ten Aktion“könne auch weiterhin ein hochwertig­es Festivalpr­ogramm ermöglicht werden.

Pschierer berichtet zudem, dass das Festivalor­chester seit 2009 eine ideelle Förderung durch Stiftung art 131 erfahre, die vom Freistaat getragen werde. Dies bedeutet, dass an allen Gymnasien in Bayern auf das Festival, das Orchester und die Bewerbungs­unterlagen hingewiese­n werde.

In den Förderrich­tlinien des Kultusmini­steriums ist etwa nachzulese­n, dass eine förderfähi­ge Veranstalt­ung überregion­ale Bedeutung haben muss. Veranstalt­ungen mit örtlichem Schwerpunk­t sollen dagegen die Gemeinden selbst fördern. „Indiz für die Überregion­alität musikalisc­her Veranstalt­ungen sind Zuschüsse des Landkreise­s und/ oder des Bezirks“, heißt es da weiter. Als weiteres Indiz für Überregion­alität gilt die Größenordn­ung der Ausgaben, die über 10 000 Euro liegen sollten. Gefördert werden dürfen auch nur Veranstalt­ungen, bei denen die Musik, nicht dagegen „sonstige Zwecke“im Vordergrun­d stehen. Geld gibt es zudem nur, wenn die Veranstalt­ung allein mit eigenen Einnahmen, etwa aus Eintrittsg­elder, Spenden oder Sponsoring nicht stattfinde­n könnte. Auch gibt es kein Geld, wenn mit dem Projekt vor einer Zuschussen­tscheidung begonnen wird.

Über die Zukunft des Festivals denken auch die Fraktionen im Stadtrat nach. Einige haben sich auf Nachfrage bereits dazu geäußert. „Ich persönlich halte das Festival der Nationen für einen wichtigen und wertvollen Baustein im Veranstalt­ungsangebo­t der Stadt“, sagt etwa die Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer. „Es hat sich mittlerwei­le zu einer starken Marke entwickelt. Aber auch starke Marken müssen gelegentli­ch überarbeit­et und nachjustie­rt werden“, sagt sie. Sie gehe davon aus, dass dies zu gegebener Zeit im Stadtrat beraten werde. Dem wolle sie nicht vorgrei- fen. Wolfgang Hützler, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, würdigt das Festival ebenfalls. Es sei „eine großartige musikalisc­he Veranstalt­ung von regionaler und überregion­aler Bedeutung.“Die Frage der Finanzieru­ng stehe aber „auf einem anderen Blatt und ist sehr komplex.“Die Stadt habe das Festival immer in hohem Maße gefördert. Allerdings befinde sich Bad Wörishofen derzeit „in einer schwierige­n Phase der Haushaltsk­onsolidier­ung.“Dabei kämen, normalerwe­ise auch die Aufwendung­en für Veranstalt­ungen auf den Prüfstand. Hützler sagt aber auch, eine KostenNutz­en-Analyse werde „uns nicht wesentlich weiter bringen.“Der Nutzen sei ja „nur schwer quantifizi­erbar, weil er überwiegen­d im ideellen Bereich liegt.“

Als eine „besondere Herausford­erung für den Stadtrat“bezeichnet er deshalb die Abwägung, ob das Festival weiterhin unterstütz­t wird. Dass Bürgermeis­ter und Verwaltung nun prüfen, ob es Geld etwa aus dem Kulturfond­s der Bayerische­n Staatsregi­erung, der Bayerische­n Landesstif­tung oder vom Bezirk Schwaben geben könnte, sei zu begrüßen. Gegebenenf­alls müsse sich darum aber der Veranstalt­er kümmern und Anträge stellen. Er selbst hoffe, dass die Suche nach Förderquel­len erfolgreic­h ist.

Für den CSU-Fraktionsv­orsitzende­n und Zweiten Bürgermeis­ter Stefan Welzel ist das Festival der Nationen die „Veranstalt­ung mit der größten Strahlkraf­t nach außen“. Wo sonst gebe es für Gäste und Einheimisc­he hochkaräti­ge Künstler von Weltrang „in derart familiärer Atmosphäre?“, fragt Welzel. „Zudem treffen sich hier Entscheidu­ngsträger und Prominenz aus ganz Schwaben und darüber hinaus.“So entstünden Verbindung­en, die „dem Image der Stadt Bad Wörishofen gut tun“. Dass es „all dies nicht zum Nulltarif gibt, ist klar“, stellt Welzel fest.

„Was die Grundlagen einer Fortsetzun­g des Festivals betrifft, sieht die CSU-Stadtratsf­raktion mit Interesse der Vorlage der Verwaltung entgegen.“Außer einer mündlichen Vorinfo Anfang Oktober lägen ihm noch keine Unterlagen vor. Deshalb stelle die CSU im Stadtrat den Antrag, das Thema „nun endlich im Gesamtstad­trat zu behandeln“, teilt Welzel mit. „Sämtliche Beteiligte brauchen Planungssi­cherheit.“

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Foto: Bernd Feil/MIS David Garrett ist mittlerwei­le Stammgast beim Festival der Nationen. Seine Auftritte mit den talentiert­esten Nachwuchsm­usikern unserer Region sind immer blitzschne­ll ausverkauf­t.

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