Wer zahlt fürs Festival?
Bürgermeister Paul Gruschka will etwa den Freistaat ins Boot holen. Die Stadt könnte sich so Geld sparen. Was die Abgeordneten und Ratsmitglieder sagen
Bad Wörishofen Weltstars hautnah in Bad Wörishofen – dafür ist das Festival der Nationen ein Garant. Das lässt sich die Stadt einiges kosten, jährlich um die 130000 Euro. Bürgermeister Paul Gruschka (FW) ist der Meinung, dass sich der Freistaat da ruhig finanziell beteiligen könnte. Es ist immerhin ein Festival von überregionaler Bedeutung und mit seiner Art der Nachwuchsförderung und der musikalischen Bildung für Schüler eine Besonderheit. Gibt es für so eine Förderung eine Chance? Andreas Ofenbeck, Sprecher des bayerischen Kultusministeriums, sagt dazu, dass in Schwaben aktuell einige Musikreihen und Festivals gefördert würden. Dazu gehören die Kammerphilharmonie-Konzertreihe „Unerhört“in Augsburg, das Füssener Festival „Vielsaitig“, der internationale Kammerchorwettbewerb und das Festival Musica Sacra in Marktoberdorf, die Ottobeurer Konzerte und der Oberstdorfer Musiksommer. Das Festival der Nationen erhalte derzeit kein Geld aus der sogenannten Musikpflege, sagt Ofenbeck.
Um Geld zu erhalten, müssten bestimmte Fördervoraussetzungen erfüllt sein. Staatssekretär Franz Pschierer erinnert daran, dass es bereits in den Jahren 2009 und 2010 Anfragen nach einer staatlichen Förderung gab. Dies sei jedes Mal abgelehnt worden. Ob eine Förderung künftig möglich ist, könne er nicht abschätzen. Fest stehe aber: „Die Stadt profitiert von der überregionalen Ausstrahlung dieses Kulturevents, weshalb Klaus Holetschek und ich die Stadt in dieser Sache auch weiterhin in der Verantwortung sehen.“Pschierer wie auch Holetschek, Altbürgermeister und Landtagsabgeordneter, setzen sich seit Jahren für das Festival ein und suchen nach Sponsoren. „Abstriche an der Qualität dieses Festivals darf es aus unserer Sicht nicht geben“, teilen Pschierer und Holetschek auf Nachfrage mit. „Wir würden uns ansonsten nur in eine nicht zu stoppende Abwärtsspirale begeben.“Nur mit einer „konzertierten Aktion“könne auch weiterhin ein hochwertiges Festivalprogramm ermöglicht werden.
Pschierer berichtet zudem, dass das Festivalorchester seit 2009 eine ideelle Förderung durch Stiftung art 131 erfahre, die vom Freistaat getragen werde. Dies bedeutet, dass an allen Gymnasien in Bayern auf das Festival, das Orchester und die Bewerbungsunterlagen hingewiesen werde.
In den Förderrichtlinien des Kultusministeriums ist etwa nachzulesen, dass eine förderfähige Veranstaltung überregionale Bedeutung haben muss. Veranstaltungen mit örtlichem Schwerpunkt sollen dagegen die Gemeinden selbst fördern. „Indiz für die Überregionalität musikalischer Veranstaltungen sind Zuschüsse des Landkreises und/ oder des Bezirks“, heißt es da weiter. Als weiteres Indiz für Überregionalität gilt die Größenordnung der Ausgaben, die über 10 000 Euro liegen sollten. Gefördert werden dürfen auch nur Veranstaltungen, bei denen die Musik, nicht dagegen „sonstige Zwecke“im Vordergrund stehen. Geld gibt es zudem nur, wenn die Veranstaltung allein mit eigenen Einnahmen, etwa aus Eintrittsgelder, Spenden oder Sponsoring nicht stattfinden könnte. Auch gibt es kein Geld, wenn mit dem Projekt vor einer Zuschussentscheidung begonnen wird.
Über die Zukunft des Festivals denken auch die Fraktionen im Stadtrat nach. Einige haben sich auf Nachfrage bereits dazu geäußert. „Ich persönlich halte das Festival der Nationen für einen wichtigen und wertvollen Baustein im Veranstaltungsangebot der Stadt“, sagt etwa die Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer. „Es hat sich mittlerweile zu einer starken Marke entwickelt. Aber auch starke Marken müssen gelegentlich überarbeitet und nachjustiert werden“, sagt sie. Sie gehe davon aus, dass dies zu gegebener Zeit im Stadtrat beraten werde. Dem wolle sie nicht vorgrei- fen. Wolfgang Hützler, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, würdigt das Festival ebenfalls. Es sei „eine großartige musikalische Veranstaltung von regionaler und überregionaler Bedeutung.“Die Frage der Finanzierung stehe aber „auf einem anderen Blatt und ist sehr komplex.“Die Stadt habe das Festival immer in hohem Maße gefördert. Allerdings befinde sich Bad Wörishofen derzeit „in einer schwierigen Phase der Haushaltskonsolidierung.“Dabei kämen, normalerweise auch die Aufwendungen für Veranstaltungen auf den Prüfstand. Hützler sagt aber auch, eine KostenNutzen-Analyse werde „uns nicht wesentlich weiter bringen.“Der Nutzen sei ja „nur schwer quantifizierbar, weil er überwiegend im ideellen Bereich liegt.“
Als eine „besondere Herausforderung für den Stadtrat“bezeichnet er deshalb die Abwägung, ob das Festival weiterhin unterstützt wird. Dass Bürgermeister und Verwaltung nun prüfen, ob es Geld etwa aus dem Kulturfonds der Bayerischen Staatsregierung, der Bayerischen Landesstiftung oder vom Bezirk Schwaben geben könnte, sei zu begrüßen. Gegebenenfalls müsse sich darum aber der Veranstalter kümmern und Anträge stellen. Er selbst hoffe, dass die Suche nach Förderquellen erfolgreich ist.
Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden und Zweiten Bürgermeister Stefan Welzel ist das Festival der Nationen die „Veranstaltung mit der größten Strahlkraft nach außen“. Wo sonst gebe es für Gäste und Einheimische hochkarätige Künstler von Weltrang „in derart familiärer Atmosphäre?“, fragt Welzel. „Zudem treffen sich hier Entscheidungsträger und Prominenz aus ganz Schwaben und darüber hinaus.“So entstünden Verbindungen, die „dem Image der Stadt Bad Wörishofen gut tun“. Dass es „all dies nicht zum Nulltarif gibt, ist klar“, stellt Welzel fest.
„Was die Grundlagen einer Fortsetzung des Festivals betrifft, sieht die CSU-Stadtratsfraktion mit Interesse der Vorlage der Verwaltung entgegen.“Außer einer mündlichen Vorinfo Anfang Oktober lägen ihm noch keine Unterlagen vor. Deshalb stelle die CSU im Stadtrat den Antrag, das Thema „nun endlich im Gesamtstadtrat zu behandeln“, teilt Welzel mit. „Sämtliche Beteiligte brauchen Planungssicherheit.“