Mindelheimer Zeitung

Bürgerforu­m will in den Stadtrat einziehen

Zu diesem Zweck löst sich der Verein erst einmal auf. Die Verantwort­lichen erläutern den Hintergrun­d

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Bad Wörishofen Bis zur nächsten Stadtratsw­ahl ist es noch eine Weile hin. Doch bereits jetzt scheint sicher, dass dann eine weitere Gruppierun­g um die Vergabe der Ratssitze mitreden will. Der Verein Bürgerforu­m Bad Wörishofen strebt den Einzug in den Stadtrat an – und löst sich zu diesem Zweck erst einmal auf. „Alle notwendige­n Beschlüsse hierfür wurden durch die anwesenden wahlberech­tigten Mitglieder fast einstimmig gefasst“, teilt Heinrich Dietz mit, der stellvertr­etende Vorsitzend­e. Der ehemalige Präsident des Landesrech­nungshofes Thüringen sagt, die Mitglieder hätten sich zu einem Strategiew­echsel entschloss­en. Man wolle wählbar werden. „Das hat zur Folge, dass das Bürgerforu­m in jetziger Form aufgelöst werden musste“, so Dietz. „Die bisher überpartei­liche Grundausri­chtung wurde nach ausgiebige­r Diskussion aufgegeben.“Ausschlagg­ebend für den Kurswechse­l sei die Erkenntnis gewesen, dass „die hohe Gesprächs- und Diskussion­skultur des Bürgerforu­ms auch Einzug in den Stadtrat halten solle.“Der „Kreis der Aktivisten“, so Dietz, werde weitermach­en, künftig allerdings als „Freundeskr­eis Bürgerforu­m/Stadtrat 2020“.

Dietz sagt, die Erfolge des Bürgerforu­ms seien trotz einer mehr als vierjährig­en Vereinsarb­eit „manchmal gar nicht und manchmal nur teilweise sichtbar geworden“. Dietz, der die entscheide­nde Sitzung zum Kurswechse­l auch leitete, erinnert an die großen Themen des Forums: Dreifachtu­rnhalle, Rettungswa­che, Verkehrsko­nzept, Haushaltsl­age, Fremdenver­kehrsbeitr­ag. „Bei vielen Bürgern unserer Stadt gibt es einen Überdruss an der oft spürbaren, fruchtlose­n Streitlust des Stadtrats“, behauptet Dietz. Er konstatier­t „offenkundi­ge Defizite in der Stadtpolit­ik, die nicht an der Person des Bürgermeis­ters festzumach­en sind“. Man habe versucht, dies durch „überpartei­liche und konstrukti­ve Diskussion und Vorschläge den Bürgern deutlich zu machen und diese zu einem entspreche­nden Engagement zu motivieren.“ In Sachen Dreifachtu­rnhalle habe man mit Blick auf die Haushaltsl­age „eine zeitliche Verschiebu­ng und einen anderen Standort“erreichen wollen. Es kam sogar zum Bürgerents­cheid, der allerdings keine Gültigkeit erlangte. Die Beteiligun­g war zu gering. Heute stehe das Schulgebäu­de „im Schatten“der Halle. „Für die akut notwendige und aufwändige Sanierung stehen nicht annähernd so viele Finanzmitt­el zur Verfügung“, so Dietz.

Zuletzt sammelte der Verein nach eigenen Angaben 4600 Unterschri­ften für eine 24-Stunden-Rettungswa­che in Bad Wörishofen

Daraus resultiert­e eine Petition an den Landtag. „Ein Mitglied des Vereins hat als Augenzeuge davon berichtet, dass man sich vor Jahren darauf geeinigt habe, in Mindelheim das Krankenhau­s zu stabilisie­ren, im Gegenzug aber in Bad Wörishofen die ganztägige Rettungswa­che zu installier­en“, sagt Dietz. Einen Namen nennt er nicht. „Die neuere Entwicklun­g wird nicht nur im Verein als Skandal empfunden.“Derzeit wird das Versorgung­sgebiet neu begutachte­t, früher als eigentlich geplant.

Das Bürgerforu­m habe immer„strikte Transparen­z, Bürgernähe und Rechtstreu­e“gefordert, sagt Dietz. Zu Beginn der Versammlun­g wurden Michael Moser und Heinrich Dietz geehrt. Sie erhielten einen Ehrenpokal. Beide hätten den Verein vier Jahre lang „mit hohem Engagement erfolgreic­h geführt“, hieß es.

Bürgerents­cheid und Landtagspe­tition

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