3200 Bahnfahrer müssen in Busse umsteigen
Nächstes Jahr beginnen die Bauarbeiten auf der Strecke München–Lindau. Davon sind täglich tausende Reisende betroffen. Allein der Abschnitt von Buchloe bis Leutkirch ist fast ein halbes Jahr gesperrt
Memmingen Jahrzehnte lang wurde darüber gesprochen und über Trassenführung und Finanzierung gestritten. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke München–Lindau ist alles andere als eine leichte Geburt. Doch nachdem jetzt bereits viele Vorarbeiten abgeschlossen sind und die Finanzierung gesichert ist, wird es kommendes Jahr ernst.
Auf der Strecke zwischen Geltendorf bei München und Lindau wird gebaut und Bahnreisende müssen auf Teilstücken immer wieder in Busse umsteigen (Grafik). Der Abschnitt zwischen Buchloe und Leutkirch ist vom 22. März bis 10. September 2018 ganz gesperrt. Nach Bahnangaben werden pro Tag 3200 Fahrgäste in Busse umsteigen müssen.
Trotz aller Probleme wolle das Unternehmen „für die Kunden das Bahnfahren so angenehm wie möglich gestalten“, versprach DB-Regio-Chefin Bärbel Fuchs bei einer Vorstellung der Baupläne in Memmingen. Die Bahn werde während der Bauphase Schnellbusse zwischen Buchloe und Leutkirch einsetzen. Die Fahrzeit verlängere sich von Buchloe nach Memmingen um 20 Minuten und zwischen Buchloe und Mindelheim um zehn Minuten. Das Unternehmen werde die detaillierten geänderten Fahrpläne rechtzeitig veröffentlichen.
Die Fernverkehrszüge der Eurocity-Linie München – Zürich werden zwischen Buchloe und Lindau ab 24. März bis 14. Oktober nonstop über Kempten umgeleitet. Die Fahrzeit werde sich um 15 bis 20 Minuten verlängern, informierte Bahn-Fernverkehrsexperte Lorenz Wünsche. Von der Elektrifizierung werde nicht nur der Fernverkehr, sondern auch der Nahverkehr profitieren“, sagte Matthias Neumaier, bei der DB Projektleiter für den Ausbau der Strecke München – Lindau. Für zehn von insgesamt 21 Streckenabschnitten liegt nach seinen Worten inzwischen Baurecht vor.
Betroffene Städte, Gemeinden und Kommunalpolitiker will die Bahn noch in diesem Jahr über den geplanten Bauablauf unterrichten. Priorität habe der Lärmschutz für Anwohner, verspricht Neumaier: „20 Prozent der Projektkosten fließen in Maßnahmen zur Lärmvorsorge.“Auch während der Bauphase sollten Anwohner soweit wie möglich geschont werden Deshalb habe man lärmintensive Arbeiten auf Tagzeiten verlegt und somit längere Gesamtsperrungen in Kauf genommen.
Insgesamt würden 25 Kilometer Schallschutzwände zwischen zwei und vier Metern Höhe gebaut. 13 Kilometer der Strecke sind als sogenanntes „überwachtes Gleis“definiert. Das bedeutet, dass die Lärmentwicklung durch die Züge regelmäßig überprüft wird. Werden gewisse Grenzen überschritten, müssen die Gleise so bearbeitet werden, dass sich – beispielsweise durch Abschleifen der Oberfläche – die Lärmentwicklung wieder verringert.
Zudem sollen Schmiereinrichtungen in Kurven dazu beitragen, dass sich die Geräusche in Gleisbögen verringern. Derzeit deutet laut Deutscher Bahn alles darauf hin, dass der vorgesehene Zeitplan eingehalten wird.
Demnach soll die elektrifizierte Strecke nach einer Probephase Ende 2020 in den offiziellen Betrieb gehen.
Die Kosten der Elektrifizierung beziffert die Bahn auf 440 Millionen Euro. Insgesamt würden auf der Strecke 850 Millionen Euro investiert.
„Max Maulwurf, unser Baustellen Maskottchen, wird nächstes Jahr im Allgäu viel zu tun haben.“Bahn Pressesprecher Michael Ernst Schmidt