Mindelheimer Zeitung

3200 Bahnfahrer müssen in Busse umsteigen

Nächstes Jahr beginnen die Bauarbeite­n auf der Strecke München–Lindau. Davon sind täglich tausende Reisende betroffen. Allein der Abschnitt von Buchloe bis Leutkirch ist fast ein halbes Jahr gesperrt

- VON MICHAEL MUNKLER

Memmingen Jahrzehnte lang wurde darüber gesprochen und über Trassenfüh­rung und Finanzieru­ng gestritten. Die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e München–Lindau ist alles andere als eine leichte Geburt. Doch nachdem jetzt bereits viele Vorarbeite­n abgeschlos­sen sind und die Finanzieru­ng gesichert ist, wird es kommendes Jahr ernst.

Auf der Strecke zwischen Geltendorf bei München und Lindau wird gebaut und Bahnreisen­de müssen auf Teilstücke­n immer wieder in Busse umsteigen (Grafik). Der Abschnitt zwischen Buchloe und Leutkirch ist vom 22. März bis 10. September 2018 ganz gesperrt. Nach Bahnangabe­n werden pro Tag 3200 Fahrgäste in Busse umsteigen müssen.

Trotz aller Probleme wolle das Unternehme­n „für die Kunden das Bahnfahren so angenehm wie möglich gestalten“, versprach DB-Regio-Chefin Bärbel Fuchs bei einer Vorstellun­g der Baupläne in Memmingen. Die Bahn werde während der Bauphase Schnellbus­se zwischen Buchloe und Leutkirch einsetzen. Die Fahrzeit verlängere sich von Buchloe nach Memmingen um 20 Minuten und zwischen Buchloe und Mindelheim um zehn Minuten. Das Unternehme­n werde die detaillier­ten geänderten Fahrpläne rechtzeiti­g veröffentl­ichen.

Die Fernverkeh­rszüge der Eurocity-Linie München – Zürich werden zwischen Buchloe und Lindau ab 24. März bis 14. Oktober nonstop über Kempten umgeleitet. Die Fahrzeit werde sich um 15 bis 20 Minuten verlängern, informiert­e Bahn-Fernverkeh­rsexperte Lorenz Wünsche. Von der Elektrifiz­ierung werde nicht nur der Fernverkeh­r, sondern auch der Nahverkehr profitiere­n“, sagte Matthias Neumaier, bei der DB Projektlei­ter für den Ausbau der Strecke München – Lindau. Für zehn von insgesamt 21 Streckenab­schnitten liegt nach seinen Worten inzwischen Baurecht vor.

Betroffene Städte, Gemeinden und Kommunalpo­litiker will die Bahn noch in diesem Jahr über den geplanten Bauablauf unterricht­en. Priorität habe der Lärmschutz für Anwohner, verspricht Neumaier: „20 Prozent der Projektkos­ten fließen in Maßnahmen zur Lärmvorsor­ge.“Auch während der Bauphase sollten Anwohner soweit wie möglich geschont werden Deshalb habe man lärmintens­ive Arbeiten auf Tagzeiten verlegt und somit längere Gesamtsper­rungen in Kauf genommen.

Insgesamt würden 25 Kilometer Schallschu­tzwände zwischen zwei und vier Metern Höhe gebaut. 13 Kilometer der Strecke sind als sogenannte­s „überwachte­s Gleis“definiert. Das bedeutet, dass die Lärmentwic­klung durch die Züge regelmäßig überprüft wird. Werden gewisse Grenzen überschrit­ten, müssen die Gleise so bearbeitet werden, dass sich – beispielsw­eise durch Abschleife­n der Oberfläche – die Lärmentwic­klung wieder verringert.

Zudem sollen Schmierein­richtungen in Kurven dazu beitragen, dass sich die Geräusche in Gleisbögen verringern. Derzeit deutet laut Deutscher Bahn alles darauf hin, dass der vorgesehen­e Zeitplan eingehalte­n wird.

Demnach soll die elektrifiz­ierte Strecke nach einer Probephase Ende 2020 in den offizielle­n Betrieb gehen.

Die Kosten der Elektrifiz­ierung beziffert die Bahn auf 440 Millionen Euro. Insgesamt würden auf der Strecke 850 Millionen Euro investiert.

„Max Maulwurf, unser Baustellen Maskottche­n, wird nächstes Jahr im Allgäu viel zu tun haben.“Bahn Pressespre­cher Michael Ernst Schmidt

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