Die Wassergebühren werden steigen – wie hoch, wird sich noch zeigen
Die Verwaltung will eine zusätzliche Planstelle für das Wasserwerk, doch das könnte den Wasserpreis noch weiter in die Höhe treiben. Aber es gibt auch gute Nachrichten
Türkheim Tja, das Wasser – dieses leidige Thema scheint die Türkheimer Kommunalpolitiker in diesem Jahr zu verfolgen. Wie Bürgermeister Christian Kähler jetzt im
erklärte, werden die Kosten für die Beseitigung der Verkeimung derzeit auf mindestens 400 000 Euro geschätzt – also etwa doppelt so viel wie ursprünglich geschätzt. Dies wird sich auf den Geldbeutel der Türkheimer Verbraucher auswirken, denn zumindest einen Teil dieser Kosten wird wohl oder übel über die Wassergebühren finanziert werden müssen.
Noch sei es zwar verfrüht, über die Höhe der zu erwartenden Verteuerung zu spekulieren, betonte auch Kämmerer Claus-Dieter Hiemer in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Klar sei aber auch, dass die Kosten für die Spülung des Trinkwassernetzes und alle weiteren erforderlichen Maßnahmen zur Beseitigung der coliformen Keime die ursprünglichen Schätzungen von rund 200 000 bis 230 000 Euro deutlich übersteigen werden.
Den Großteil dieser Kosten könne die Gemeinde wohl aus der Stadtkasse bezahlen – doch für einen Teil davon müssen dann auch die „Bür- zur Kasse gebeten werden“, wie es 3. Bürgermeister Josef Vogel (Freie Wähler) formulierte. Schließlich müsse der laufende Unterhalt des gemeindeeigenen Wasserwerk kostendeckend betrieben werden – das schreibe der Gesetzgeber vor, erklärte Kämmerer Hiemer.
Diese Ungewissheit über die finanziellen Auswirkungen der Türkheimer Trinkwasser-Misere bestimmte auch die Diskussion über den Wunsch der Verwaltung, eine zusätzliche Stelle im Wasserwerk zu schaffen. Im kommenden April geht Wasserwart Peter Geiger in den Ruhestand, mit Alexander Hauke steht ein ausgebildeter Nachfolger in den Startlöchern. Mit Sebastian Huscher wäre eine weitere Kraft vorhanden, der aber erst noch ausgebildet werden müsste. Schon in der Vergangenheit hatte sich die Verwaltung zeitweise durch Übergangslösungen mit Kollegen der Stadtwerke Bad Wörishofen und einer weiteren Aushilfskraft behelfen müssen, um den Bereitschaftsdienst überhaupt aufrecht erhalten zu können.
Für Marktbaumeister Christian Schinnagel und Bürgermeister Kähler zeichnete sich ab April ein Bedarf für zusätzliches Personal ab, da die Personaldecke in Notfällen oder Krankheitsvertretungen immer dünner werde. Zumindest eine halbe Stelle sollte es schon sein, die verbleibende Zeit könne der neue Mitarbeiter dann ja im Bauhof mitarbeiten, so die Rechnung der Verwaltung.
Doch da wollte die Ratsmehrheit nicht mitspielen, denn bei einer Personalaufstockung müsse man auch den dadurch steigenden Wasserpreis im Auge haben, mahnte Otto Rinninger (FW) und auch Josef Vogel und SPD-Rätin Agnes Sell sahen „keine Notwendigkeit“für zusätzliches Personal im Wasserwerk. Denn – genauso wie bei den Kosten für die Spülung – müsse der laufende Betrieb des Wasserwerkes über die Gebühren finanziert werden, betonte auch in diesem Fall Kämmerer Claus-Dieter Hiemer.
Eine „halbe“Stelle werde sich rein rechnerisch etwa mit zehn Cent pro Kubikmeter Trinkwasser auf der Gebührenrechnung der Verbraucher niederschlagen, eine ganze Stelle mit etwa 20 Cent, so Hiemer.
Heute kostet ein Kubikmeter in Türkheim 1,34 Euro. Zum Vergleich: In Mindelheim kostet ein Kubikmeter Trinkwasser 1,32 Euro, in Bad Wörishofen kostet das kühle Nass sogar nur 63 Cent pro Kubikmeter. Der durchschnittliche Verbrauch eines vierköpfigen Famiger lienhaushalts beträgt laut Expertenmeinung etwa 150 bis 200 Kubikmeter im Jahr – und daher war das Nein zu einer Personalaufstockung und der daraus resultierenden Erhöhung des Wasserpreises von Josef Vogel eindeutig: „Wir kriegen wegen der Verkeimung sowieso schon eine starke Gebührenerhöhung und müssen die Gebührenzahler zur Kasse bitten“, so Vogel, der damit – zumindest vorerst – die Ratsmehrheit hinter sich hatte.
War es das also mit dem Wunsch der Verwaltung nach zusätzlichem Personal? Vielleicht noch nicht, denn die Räte entschieden sich nach eingehender Diskussion plötzlich, das offenbar brisante Thema besser im nicht-öffentlichen Teil und damit unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiter zu verhandeln. „Aber nur die Personalangelegenheiten“, machte Agnes Sell ihre Vorbehalte gegen diese Entscheidung deutlich.
Zumindest eine „gute Nachricht“zum Thema Trinkwasser hatte Bürgermeister Kähler dann aber doch noch: Die derzeit laufenden Untersuchungen des Leitungswassers nähren die Hoffnung, dass die Spülung des Leitungsnetzes erfolgreich war und alle Keime ausgespült werden konnten: „Bis jetzt waren alle Proben bei Null.“