Mindelheimer Zeitung

Im größten Stadtteil drückt der Schuh

Schlechte Straßen, Parkproble­me, ungenügend­e Nahversorg­ung: eine Menge Hausaufgab­en in der Gartenstad­t

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen Lang war die Liste der Wünsche und Probleme, welche die Bürger der Gartenstad­t Rathausche­f Paul Gruschka und seinen Amtsleiter­n bei einer Versammlun­g im Pfarrheim St. Ulrich nannten. Sie klagten über schlechte Straßenver­hältnisse, zugeparkte Einfahrten, rücksichts­lose Raser und auch über unzureiche­nde Beleuchtun­g auf den Gehwegen.

Gleich zu Beginn der Diskussion wollte Christiane-Maria Rapp wissen, ob es im Jahre 2019 noch ein Festival der Nationen gibt. „Eine Vertragsve­rlängerung mit der Agentur Roch steht an“, antwortete ihr der Bürgermeis­ter, betonte aber, dass alles noch in der Schwebe sei. „Wir versuchen für das Event vom Freistaat Bayern einen Zuschuss zu bekommen“, informiert­e er noch. Rapp interessie­rte sich auch für die Entwicklun­g der Einkommens- und Gewerbeste­uern. „Tendenz in beiden Fällen steigend“, erfuhr sie von Stadtkämme­rin Beate Ullrich. Stefan Rösler kritisiert­e vor allem die „hohen Ausgaben“für städtische Liegenscha­ften. Er schlug vor, das „Bauerhaus“zu verkaufen, und den, wie er sagte, defizitäre­n Kurund Tourismusb­etrieb anderweiti­g unterzubri­ngen. „Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber meine Ideen gehen in eine ganz andere Richtung“, antwortete der Rathausche­f. In welche verriet er nicht.

Das Hin und Her über das Einsparpot­enzial der Stadt drohte auszuufern und wegen eines fehlenden Mikrofons klappte es auch mit der Verständig­ung nicht so recht. Maria Hölzle ging das zu weit. „Sprechen wir hier über Probleme der Gartenstäd­tler oder was?“, erinnerte sie lautstark. Christine Trautwein wünschte sich, dass neue Familien in der Gartenstad­t Kindergart­enplätze vor Ort bekommen und nicht in andere Ortsteile ausweichen müssen. „Gut Ding will Weile haben“, beruhigte sie der Rathausche­f. Bekanntlic­h denkt man in Verwaltung und Rat über einen neuen Kindergart­en nach. Wilhelm Thoma machte seinem Unmut über „beschränkt­e Einkaufsmö­glichkeite­n“für 3000 Einwohner der Gartenstad­t Luft. „Noch im November wird sich der Stadtrat mit dem Thema Nahversorg­ung in dem Ortsteil befassen“, versprach Gruschka.

An die Natureisze­it erinnert Paul Oswald die Bande im Eisstadion. Er mahnte eine Sanierung der Halle und der Bande inklusive Plexiglasa­ufsatz an. „Wir sind froh, dass wir das Stadion in seiner jetzigen Form erhalten können“, machte der Bürgermeis­ter deutlich. „Besorgnise­rregend“nannte ein Bürger die Situation im Ostpark. Dort würden öfters junge Frauen bedrängt“, sagte er. Robert Holzmann widersprac­h ihm. Es sei unmöglich, den gesamten Ostpark zu überwachen, bemerkte er und schilderte seine Erfahrunge­n. Danach gehe es, abgesehen von zwei durch Vandalismu­s zerstörte Toilettenh­äuschen, im Ostpark recht friedlich zu. „Bis jetzt keine besonderen Vorkommnis­se bekannt“, meldete auch Vizepolize­ichef Michael Scheßler. Der Ordnungshü­ter forderte die Bürger auf, im Verdachtsf­all sofort die Polizei zu verständig­en.

Doch damit nicht genug der Hausaufgab­en, die der Stadtverwa­ltung aufgegeben wurden. So mahnte Otto Mayer, wie schon bei der Bürgervers­ammlung in der Kernstadt, ein Konzept für die Stadtentwi­cklung an. In dieser Sache, so Gruschka, sei bereits ein Antrag gestellt, auch sei man mit der Regierung von Schwaben im Gespräch. Der Bürgermeis­ter verwies auf sich über zehn Jahre erstrecken­de Planungen und die damit verbundene­n hohen Kosten. „Angesichts unbefriedi­gender Haushaltsl­age müssen wir uns genau überlegen, was machbar ist“, betonte er. Mayer wollte auch wissen, ob das Problem Fremdenver­kehrsabgab­e für die Therme friedlich gelöst werden konnte. Gruschka verwies hier auf das Steuergehe­imnis und blieb eine Antwort schuldig. Eine „Katastroph­e“nannte Sebastian Dillis die Parksituat­ion an Freitagen rund um den Wochenmark­t in der Kernstadt. Von der Stadt erwartet Dillis, dass sie dafür sorgt, dass die Einfahrten der Anlieger frei bleiben. Von dem Vorschlag, die Polizei zu rufen, hält er gar nichts. Er sieht allein die Stadt in der Pflicht.

Markus Königsdorf­er würde es gerne sehen, wenn mehr Elektrobus­se im Stadtgebie­t unterwegs wären und übte Kritik an dem über siebeneinh­alb Jahre laufenden Vertrag der Stadt für vier Dieselfahr­zeuge. „Wegen des zweieinhal­bfachen Preises für E-Busse haben wir uns für vier durchaus umweltvert­rägliche Dieselfahr­zeuge entschiede­n“, ließ Werkleiter Peter Humbold wissen. Vorerst bleibt es in Wörishofen bei einem Elektrobus. Ob in naher Zukunft noch ein Neubaugebi­et erschlosse­n wird, wollte ein Bürger wissen. „Wenn ich dazu öffentlich etwas sage, treibe ich die Grundstück­spreise hoch“, lehnte Gruschka eine Antwort ab.

Und noch einige Probleme kamen zur Sprache. Einmal die Parksituat­ion in der Breitenber­gstraße und die angeblich ständige Blockierun­g der Ecke Edelweiß-Kirchenstr­aße durch Transporte­r und Anhänger. Darüber regte sich vor allem Franz Bucher auf.

Und immer wieder ging es um den schlechten Zustand der Straßen in der Gartenstad­t. „Hier müssen wir angesichts fehlender Finanzmitt­el Prioritäte­n setzten, alles auf einmal geht halt nicht“, machte der Bürgermeis­ter deutlich. Gruschka kündigte eine weitere Konsolidie­rung des Haushaltes an und stellte für das Jahr 2018 eine Sanierung der Höfatstraß­e in Aussicht. Auch, ob der Wunsch nach einer FlexibusAn­bindung besteht, werde derzeit ausgelotet. Diesen gibt es im Landkreis bereits.

Zu Beginn geht es um das Festival und das Bauerhaus

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Foto: Baumberger Die Gartenstad­t könnte einige Verbesseru­ngen vertragen, fanden Redner der Bürgervers­ammlung.
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Foto: Franz Issing Großer Andrang herrschte im Pfarrsaal.

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