Im größten Stadtteil drückt der Schuh
Schlechte Straßen, Parkprobleme, ungenügende Nahversorgung: eine Menge Hausaufgaben in der Gartenstadt
Bad Wörishofen Lang war die Liste der Wünsche und Probleme, welche die Bürger der Gartenstadt Rathauschef Paul Gruschka und seinen Amtsleitern bei einer Versammlung im Pfarrheim St. Ulrich nannten. Sie klagten über schlechte Straßenverhältnisse, zugeparkte Einfahrten, rücksichtslose Raser und auch über unzureichende Beleuchtung auf den Gehwegen.
Gleich zu Beginn der Diskussion wollte Christiane-Maria Rapp wissen, ob es im Jahre 2019 noch ein Festival der Nationen gibt. „Eine Vertragsverlängerung mit der Agentur Roch steht an“, antwortete ihr der Bürgermeister, betonte aber, dass alles noch in der Schwebe sei. „Wir versuchen für das Event vom Freistaat Bayern einen Zuschuss zu bekommen“, informierte er noch. Rapp interessierte sich auch für die Entwicklung der Einkommens- und Gewerbesteuern. „Tendenz in beiden Fällen steigend“, erfuhr sie von Stadtkämmerin Beate Ullrich. Stefan Rösler kritisierte vor allem die „hohen Ausgaben“für städtische Liegenschaften. Er schlug vor, das „Bauerhaus“zu verkaufen, und den, wie er sagte, defizitären Kurund Tourismusbetrieb anderweitig unterzubringen. „Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber meine Ideen gehen in eine ganz andere Richtung“, antwortete der Rathauschef. In welche verriet er nicht.
Das Hin und Her über das Einsparpotenzial der Stadt drohte auszuufern und wegen eines fehlenden Mikrofons klappte es auch mit der Verständigung nicht so recht. Maria Hölzle ging das zu weit. „Sprechen wir hier über Probleme der Gartenstädtler oder was?“, erinnerte sie lautstark. Christine Trautwein wünschte sich, dass neue Familien in der Gartenstadt Kindergartenplätze vor Ort bekommen und nicht in andere Ortsteile ausweichen müssen. „Gut Ding will Weile haben“, beruhigte sie der Rathauschef. Bekanntlich denkt man in Verwaltung und Rat über einen neuen Kindergarten nach. Wilhelm Thoma machte seinem Unmut über „beschränkte Einkaufsmöglichkeiten“für 3000 Einwohner der Gartenstadt Luft. „Noch im November wird sich der Stadtrat mit dem Thema Nahversorgung in dem Ortsteil befassen“, versprach Gruschka.
An die Natureiszeit erinnert Paul Oswald die Bande im Eisstadion. Er mahnte eine Sanierung der Halle und der Bande inklusive Plexiglasaufsatz an. „Wir sind froh, dass wir das Stadion in seiner jetzigen Form erhalten können“, machte der Bürgermeister deutlich. „Besorgniserregend“nannte ein Bürger die Situation im Ostpark. Dort würden öfters junge Frauen bedrängt“, sagte er. Robert Holzmann widersprach ihm. Es sei unmöglich, den gesamten Ostpark zu überwachen, bemerkte er und schilderte seine Erfahrungen. Danach gehe es, abgesehen von zwei durch Vandalismus zerstörte Toilettenhäuschen, im Ostpark recht friedlich zu. „Bis jetzt keine besonderen Vorkommnisse bekannt“, meldete auch Vizepolizeichef Michael Scheßler. Der Ordnungshüter forderte die Bürger auf, im Verdachtsfall sofort die Polizei zu verständigen.
Doch damit nicht genug der Hausaufgaben, die der Stadtverwaltung aufgegeben wurden. So mahnte Otto Mayer, wie schon bei der Bürgerversammlung in der Kernstadt, ein Konzept für die Stadtentwicklung an. In dieser Sache, so Gruschka, sei bereits ein Antrag gestellt, auch sei man mit der Regierung von Schwaben im Gespräch. Der Bürgermeister verwies auf sich über zehn Jahre erstreckende Planungen und die damit verbundenen hohen Kosten. „Angesichts unbefriedigender Haushaltslage müssen wir uns genau überlegen, was machbar ist“, betonte er. Mayer wollte auch wissen, ob das Problem Fremdenverkehrsabgabe für die Therme friedlich gelöst werden konnte. Gruschka verwies hier auf das Steuergeheimnis und blieb eine Antwort schuldig. Eine „Katastrophe“nannte Sebastian Dillis die Parksituation an Freitagen rund um den Wochenmarkt in der Kernstadt. Von der Stadt erwartet Dillis, dass sie dafür sorgt, dass die Einfahrten der Anlieger frei bleiben. Von dem Vorschlag, die Polizei zu rufen, hält er gar nichts. Er sieht allein die Stadt in der Pflicht.
Markus Königsdorfer würde es gerne sehen, wenn mehr Elektrobusse im Stadtgebiet unterwegs wären und übte Kritik an dem über siebeneinhalb Jahre laufenden Vertrag der Stadt für vier Dieselfahrzeuge. „Wegen des zweieinhalbfachen Preises für E-Busse haben wir uns für vier durchaus umweltverträgliche Dieselfahrzeuge entschieden“, ließ Werkleiter Peter Humbold wissen. Vorerst bleibt es in Wörishofen bei einem Elektrobus. Ob in naher Zukunft noch ein Neubaugebiet erschlossen wird, wollte ein Bürger wissen. „Wenn ich dazu öffentlich etwas sage, treibe ich die Grundstückspreise hoch“, lehnte Gruschka eine Antwort ab.
Und noch einige Probleme kamen zur Sprache. Einmal die Parksituation in der Breitenbergstraße und die angeblich ständige Blockierung der Ecke Edelweiß-Kirchenstraße durch Transporter und Anhänger. Darüber regte sich vor allem Franz Bucher auf.
Und immer wieder ging es um den schlechten Zustand der Straßen in der Gartenstadt. „Hier müssen wir angesichts fehlender Finanzmittel Prioritäten setzten, alles auf einmal geht halt nicht“, machte der Bürgermeister deutlich. Gruschka kündigte eine weitere Konsolidierung des Haushaltes an und stellte für das Jahr 2018 eine Sanierung der Höfatstraße in Aussicht. Auch, ob der Wunsch nach einer FlexibusAnbindung besteht, werde derzeit ausgelotet. Diesen gibt es im Landkreis bereits.
Zu Beginn geht es um das Festival und das Bauerhaus