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Rathäuser sind Besichtigung wert
Es ist das Herz der Stadt: das neue Rathaus am Münchner Marienplatz. Nicht nur, weil es repräsentativ mitten im Zentrum steht und ein Touristenmagnet ist, sondern weil es die Geschichte der Stadt so schön widerspiegelt. Davon ist Ingrid Kubillus überzeugt und führt uns hinüber ins Alte Rathaus. Will man München richtig kennenlernen, sollte man als erstes die Rathäuser besichtigen, versichert die Stadtführerin.
Würden alle ihrem Rat folgen, hätte sie viel zu tun: Jährlich gewinnt München rund 35000 Neubürger hinzu. Hatte München um 1800 knapp über 40 000 Einwohner, waren es ein Jahrhundert später schon rund 500000. Das rasante Wachstum war der Grund für den Bau des Neuen Rathauses. 1874 zog der Stadtrat nach über 500 Jahren hinüber ins Neue Rathaus. Ungute Berühmtheit erlangte das Alte Rathaus mit dem Tonnengewölbe im Tanzsaal, den vielen Wappen und kostbaren Moriskentänzern nochmals 1938: Hier verkündete Joseph Göppels die Reichskristallnacht.
Drüben im neuen Rathaus erwarten uns wuchtige Treppenaufgänge, prachtvolle Glasmosaike und der große Sitzungssaal mit einem der größten Leinwandgemälde Europas. „Bleiben Sie mir auf den Fersen“, rät Kubullus. Mit vielen Gängen und 400 Zimmern ist das Rathaus ein Labyrinth. Das Highlight befindet sich im dritten Stock: die juristische Bibliothek. Sie gehört zu den besterhaltenen Jugendstil-Bibliotheken und dient – mit ihren vergoldeten schmiedeeisernen Wendeltreppen, prachtvollen Leuchtern und Balustraden als Filmkulisse für Musicals und Filme wie Bibi Blocksberg. Bühne für die FC-Bayernspieler und ihre Meisterfeiern ist der Rathausbalkon – für Fans das Highlight der Rathausführung – hier einmal zu stehen! Der berühmte Balkon kommt ganz bewusst zum Schluss, verrät die Stadtführerin. Manch einer würde sich sonst gleich wieder davonstehlen und die Führung durch die Rathäuser sausen lassen. Das wäre doch wirklich zu schade!