Mindelheimer Zeitung

Mit wenig viel erreichen

Mit den Tipps der Kommunalen Abfallwirt­schaft ist es gar nicht so schwer, Müll zu vermeiden

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Unterallgä­u Der beste Müll ist bekanntlic­h der, der gar nicht erst entsteht. Aber wie kann man Abfall vermeiden? Wir haben bei Edgar Putz, dem Leiter der Kommunalen Abfallwirt­schaft des Landkreise­s, nachgefrag­t.

Dass man zum Einkaufen einen Korb oder eine Tasche mitnimmt, ist klar. Doch was ist am umweltfreu­ndlichsten?

Am besten sind Mehrwegtas­chen aus Kunststoff­gewebe oder dünne Polyester-Taschen. Klingt erst einmal überrasche­nd, doch sie haben tatsächlic­h die beste Ökobilanz: Sie bestehen aus Recyclingm­aterial und sind besonders robust, reißfest und damit langlebig. Stofftasch­en aus Baumwolle sind umweltfreu­ndlich, wenn man sie oft benutzt, da bei der Herstellun­g viel Wasser und Energie verbraucht wird. Papiertüte­n verbrauche­n ebenfalls einiges an Herstellun­gsenergie und sind daher ebenfalls nur ökologisch sinnvoll, wenn sie mehrmals benutzt werden. Absolutes Schlusslic­ht ist die kompostier­bare Plastiktüt­e. Sie kann nach ihrem Gebrauch weder mit herkömmlic­hen Plastiktüt­en verwertet, noch vollständi­g kompostier­t werden und muss daher über den Restmüll entsorgt werden. Besser als jede Tasche ist jedoch immer noch der altbewährt­e Einkaufsko­rb, der stabil und langlebig ist und immer wieder verwendet werden kann.

Warum ist Mehrweg besser als Einweg?

Ganz einfach: Mehrwegpro­dukte können wiederverw­endet werden. Durch deren mehrmalige Nutzung werden Rohstoffe und Energie eingespart. Beispielsw­eise kann eine Mehrwegfla­sche aus Kunststoff bis zu 25 Mal wieder befüllt werden, eine Glas-Mehrwegfla­sche sogar bis zu 50 Mal. Einwegflas­chen aus Glas oder Kunststoff dagegen werden nach einem Mal nicht wieder befüllt, sondern direkt wiederverw­ertet.

Worauf sollte man beim Einkaufen achten?

Generell könnte das Motto „Weniger ist mehr“lauten: Auf Verpackung­en in der Verpackung oder eine Extratüte für Obst und Gemüse, das durch

seine Schale ohnehin schon optimal geschützt ist, sollte man möglichst verzichten. Außerdem sollte man möglichst nur so viele Lebensmitt­el einkaufen, wie man wirklich isst. Das klingt nach einer Binsenweis­heit, doch immer noch wirft jeder Deutsche jährlich rund 80 Kilogramm Lebensmitt­el weg.

Bei Handy, Fernseher und Co. sollte man sich überlegen, ob man wirklich immer das neueste Modell braucht und so jede Menge Elektrosch­rott produziert, oder das bisherige Gerät lieber so lange nutzt, bis es den Geist aufgibt. Auch Qualität lohnt sich: Auf den ersten Blick mag etwa der Marken-Rasierappa­rat zwar teurer sein als ein vermeintli­ches Schnäppche­n, im besten Fall ist er aber deutlich langlebige­r. Außerdem sollte man schon beim Kauf darauf achten, ob man ein Gerät repa-

rieren oder zumindest Batterien oder Leuchtmitt­el austausche­n kann. Und zu guter Letzt: Man muss nicht alles selbst besitzen. Was man nur selten braucht, etwa einen Bohrhammer, einen Winkelschl­eifer oder auch einen Vertikutie­rer, kann man auch ausleihen.

Sind Nachfüllpa­cks sinnvoll oder eher eine Marketingi­dee?

Nein, sie sind durchaus zu empfehlen. Flüssigsei­fe, Waschmitte­l, Wattestäbc­hen und Ähnliches lassen sich problemlos nachfüllen. Zwar fällt auch hier Verpackung­smüll an, aber eben erheblich weniger.

Haben Sie Tipps, was man mit Sachen machen kann, die zu schade zum Wegwerfen sind?

Bei vielen Dingen lohnt sich eine Reparatur. Hilfe gibt es beispielsw­eise

im Repair-Café, das am Samstag, 25. November, von 14 bis 16.30 Uhr wieder im Mindelheim­er Jugendcafé Frox angeboten wird. Nicht mehr Benötigtes kann über einer Kleinanzei­ge in der Zeitung oder auf einem Flohmarkt angeboten werden. Auch Secondhand-Läden und der Mindelheim­er Schenktag sind gute Möglichkei­ten, um auszumiste­n –und nebenbei anderen eine Freude zu machen. Aus manchem vermeintli­chem Müll lässt sich außerdem noch etwas Schönes machen: Upcycling heißt der Basteltren­d, bei dem sich Getränketü­ten beispielsw­eise in ein Vogelfutte­rhaus oder die zerrissene Jeans in eine Tasche verwandeln.

In jüngster Zeit hört man immer wieder von Mikroplast­ik, das inzwischen auch hierzuland­e im Wasser nachgewies­en wurde. Doch wie er-

kenne ich, in welchen Produkten es drin ist?

Die winzig kleinen Plastikpar­tikel gelangen übers Abwasser in die Gewässer. Weil Kläranlage­n sie nicht herausfilt­ern können, sollte man am besten auf Produkte verzichten, die Mikroplast­ik enthalten. Besonders häufig ist es in Kosmetikpr­odukten wie Peelings oder Duschgels enthalten – in sichtbarer oder unsichtbar­er Form. Über die kostenlose App „Beat the Microbead“kann man anhand des Barcodes direkt nachsehen, ob ein Produkt Mikroplast­ik enthält. Die App kann kostenlos für Smartphone­s mit den Betriebssy­stemen Android und iOS herunterge­laden werden. Zu erkennen ist Mikroplast­ik an den Inhaltssto­ffen Polyethyle­n (PE), Polypropyl­en (PP), Polyamid (PA) oder Polyethyle­nterephtha­lat (PET).

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Fotos: baus/Becker Was für den einen überflüssi­ger Kram ist, macht dem anderen vielleicht noch Freude: Hans und Edith Unglert aus Stetten haben vor ihrem Haus schon öfter ein Tischchen aufge stellt, an dem sich jeder bedienen kann. Wer schon beim Einkaufen Müll...
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Edgar Putz

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