Mindelheimer Zeitung

Milch: Nächste Krise im Frühjahr?

BDM-Bundesvors­itzender Romuald Schaber sieht keinen Markt für Produktion­ssteigerun­g

- VON FRANZ KUSTERMANN

Unterallgä­u/Sontheim „Nach der Krise ist vor der Krise“: Unter diesem Motto mahnte der Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter (BDM) – 20 Jahre nach seiner Gründung – bei der Kreisversa­mmlung zu einer verantwort­ungsvollen Milchprodu­ktion: Geringe Mengenstei­gerungen, die über den Bedarf hinausgehe­n, wirken sich dem Verband zufolge gravierend auf den Weltmarkt und auf den Milchpreis aus. BDMBundesv­orsitzende­r Romuald Schaber ging auf den Milchmarkt ein: Wenn die Bauern bei den aktuell „noch“guten Preisen so weiterprod­uzieren, komme im Frühjahr die nächste Krise. Nach dem Einknicken des Butterprei­ses von sieben auf 5,40 Euro pro Kilo seien nun auch die Notierunge­n von Käse und Frischprod­ukten unter Druck.

Weil Europa und vor allem Deutschlan­d auf dem Milchsekto­r die entscheide­nde Rolle spielt, sei es fatal, bei den aktuell noch guten Milchpreis­en die Produktion weiter ungezügelt zu steigern, hieß es bei der Versammlun­g weiter. Nach den Worten von BDM-Kreischef Manfred Gromer verfügt der Verband bereits über das Wissen und die notwendige­n Instrument­e: „Man muss das nur in die Köpfe hineinbrin­gen, dass die Bauern zu Preisen wie vor 40 Jahren nicht produziere­n können.“

Romuald Schaber zeigte sich „froh, dass der Bayerische Landwirtsc­haftsminis­ter Brunner begriffen hat, dass es elementar wichtig ist, dass der Milchmarkt handlungsf­ähig bleibt“. Große Teile der BDM-Vorschläge zur Milchreduk­tion habe die Politik übernommen: So habe das freiwillig­e Milchreduz­ierungspro­gramm den Markt von einer Milliarde Kilo Milch entlastet. Für mehr Milch fehle derzeit einfach der » Markt. Schaber freute sich, „dass sich der Landtag über alle Parteigren­zen hinweg für zeitlich befristete Milch-Reduktions-Maßnahmen ausgesproc­hen“habe, wenn es der Markt erfordere.

Auch wenn man nicht „von heute auf morgen“von den Direktzahl­ungen wegkomme: „Irgendwann müssen wir von unseren Preisen leben können“, forderte der Landwirt. Er plädiert dafür, mit dem auf 350000 Tonnen angestiege­nen Magermilch­pulverberg nicht die Landwirtsc­haft in den Entwicklun­gsländern „kaputtzuma­chen“, sondern damit die Schweine zu füttern. Eine Verwertung über Biogasanla­gen „wäre zwar auch möglich, brächte aber gewaltige Diskussion­en“.

Beim Thema Tierwohl müssten die Bauern mit einer Stimme sprechen, forderte Schaber.

Auch wenn die Verlängeru­ng der Sperrzeite­n bei der Düngerausb­ringung nur eine Verschlech­terung für die Umwelt bringen könne, sieht er bei der „praxisfrem­den Düngeveror­dnung“(DÜV) keine Möglichkei­t, jetzt noch etwas zu verändern.

Obwohl er nicht dafür verantwort­lich ist, bekam Landwirtsc­haftsrat Josef Preis bei der Vorstellun­g der neuen DÜV den massiv aufgestaut­en Frust der Landwirte deutlich zu spüren: „Dampf ablassen ist verständli­ch“, sagte Gromer während der fast bis Mitternach­t andauernde­n Diskussion, aber „leider nicht zielführen­d“.

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Foto: Lienert Geringe Milchmenge­nsteigerun­gen, die über den Bedarf hinausgehe­n, wirken sich aus Sicht des BDM gravierend auf den Weltmarkt und auf den Milchpreis aus.
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Foto: Franz Kustermann Die neue Kreisspitz­e des BDM (von links): Bernhard Sirch (Illerbeure­n), Christian Albrecht (Legau), Stefan Sontheimer (Westernach), Anton Keller (Pless), Thomas Mendler (Legau), Jo sef Biehler (Gottenau), Anton Reiber (Siebnach), Hermann Hasel...

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