Für Hausen wird es endlich konkret
Wenn es gut läuft, bekommen die Anwohner 2022 ihre Umfahrung. Was aber ist mit Pfaffenhausen und Mindelheim?
Hausen Es war still zuletzt, verdächtig still. Diesen Eindruck jedenfalls hatten Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer, Landrat Hans-Joachim Weirather und der Gemeinderat von Salgen mit Bürgermeister Hans Egger an der Spitze. Zwar wurde die seit Jahrzehnten herbeigewünschte Ortsumfahrung von Hausen in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen und soll damit spätestens bis im Jahr 2030 gebaut sein. Bis dahin allerdings ist noch ein weiter Weg.
Pschierer lud dieser Tage zum Gespräch ins Rathaus Salgen. Mit dabei waren neben dem Landrat und Vertretern der Gemeinde Salgen auch Baudirektor Markus Kreitmeier vom Staatlichen Bauamt Kempten sowie sein Mitarbeiter Ralf Eisele. Kommen wollte auch der zuständige Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein. Er war aber in Berlin bei den Sondierungsgesprächen gebunden.
Kreitmeier machte deutlich, vor welch großen Herausforderungen seine Behörde steht, die ja für die Planung der Umfahrung zuständig ist. Neun Projekte aus dem ganzen Allgäu inclusive Lindau sind in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden. Die Gesamtsumme in der höchsten Dringlichkeit, die ver- baut werden kann, liegt bei rund 365 Millionen Euro.
Drei dieser Projekte fallen in den östlichen Landkreis Unterallgäu, die getrennt voneinander geplant und gebaut werden. Neben Hausen warten auch Pfaffenhausen und Mindelheim auf eine Umfahrung. Alles gleichzeitig zu planen ist nicht möglich. Kreitmeier sagte, je nach Priorität würden die Vorhaben abgearbeitet. Wer aber bestimmt, was zuerst drankommt und was warten kann?
Oberste Priorität bei der Politik hat der vierspurige Ausbau der B12 bei Kaufbeuren. Deshalb hat die Kemptener Behörde extra dafür vier zusätzliche Mitarbeiter abgestellt bekommen. Danach allerdings beginnt das große Füßerascheln, der Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Regionen im Allgäu.
Pschierer und Weirather ist wichtig zu betonen, dass sie es keinesfalls akzeptieren wollen, dass die Landkreise Ostallgäu und Oberallgäu bei der Planung bevorzugt bedient werden. Dass gerade die Politik in den Nachbarlandkreisen besonders Druck macht, ist ein offenes Geheimnis.
Hausen allerdings hat wegen seiner überschaubaren Dimension tatsächlich gute Karten, bei den ersten Projekten dabei zu sein. Knapp sechs Millionen Euro sind für die rund zwei Kilometer lange Aus- weichstrecke eingeplant. Und noch etwas hilft: Die Umfahrung ist in Hausen nicht umstritten. Allerdings muss noch mit den 25 Grundbesitzern Einigung erzielt werden, sagte Bürgermeister Hans Egger. Er will die Grundstücksgespräche mit einer Flurbereinigung verknüpfen. Damit will Egger verhindern, dass zerschnittene Parzellen entstehen, die von den Bauern nur mit erhöhtem Aufwand bewirtschaftet werden können.
Erste Schritte sind für Hausen bereits veranlasst. Baudirektor Kreitmeier sagte, sein Haus habe bei Lars Consult eine „Raumempfindlichkeitsanalyse“in Auftrag gegeben. Dabei wird geprüft, wo es zu Konflikten mit Natur- und Artenschutz kommt. Geprüft wird eine Ost- und eine Westumfahrung. Die Westvariante allerdings wird von den Planern favorisiert, weil diese Trasse um 800 Meter kürzer ausfallen würde. Die wahrscheinlichste Trasse mündet vom Fischereihof im Süden nach Westen und wird am Kreisverkehr wieder auf die alte B16 geleitet.
2018 soll eine Verkehrsuntersuchung folgen. Danach kommt ein Landschaftspflege- und Begleitplan mit Umweltverträglichkeitsprüfung. Die technische Planung für Hausen will Kreitmeier bis Frühjahr 2019 voranbringen. Dann gebe es einen Vorentwurf. Diese Unterlagen gehen dann an die Oberste Baubehörde bei der Regierung von Schwaben und zum Bundesverkehrsministerium.
Das Planfeststellungsverfahren zu beantragen hält Kreitmeier im Jahr 2020 für möglich. Das dauere dann im günstigsten Falle weiter ein bis zwei Jahre. Je weniger Einwendungen kommen, desto schneller geht es.
Länger gedulden werden sich Pfaffenhausen und Mindelheim müssen. Auf eine zeitliche Vorhersage mochte sich Kreitmeier hier nicht einlassen. Landrat Weirather sagte in Richtung Staatliches Bauamt Kempten: „Wir bestehen darauf, dass diese beiden Projekte mit derselben Selbstverständlichkeit in Angriff genommen werden wie die anderen auch“. Sorgen bereitet den Unterallgäuern vor allem ein Tunnelbauprojekt bei Fischen im Allgäu. Das könnte zu viele Kapazitäten binden, die dann für andere Vorhaben fehlen.