Energiepflanze verabschiedet sich in den Winterschlaf
Verein Renergie Allgäu zieht Zwischenbilanz zum Anbau der „Durchwachsenen Silphie“
Markt Rettenbach Der Verein Renergie Allgäu fördert derzeit an acht Versuchsstandorten in vier Allgäuer Landkreisen (Lindau, Oberallgäu, Unterallgäu und Ostallgäu) den Anbau der Energiepflanze „Durchwachsene Silphie“
Sie soll als mögliche Alternative zum Silomais für die Energiegewinnung getestet werden. Drei Jahre lang begleiten Fachleute die Versuche auf einer Fläche von insgesamt 15 Hektar. Bei Gottenau in der Nähe von Markt Rettenbach wurde nun eine Versuchsfläche der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Landkreise, der bayerische Staat und der europäische Landwirtschaftsfonds „ELER“fördern das Projekt.
Renergie-Vorsitzender Richard Mair will damit Landwirte und die
● Allgemeines Die aus Nordamerika stammende „Durchwachsene Sil phie“(Silphium perfoliatum) ist eine sogenannte Energiepflanze. Sie soll fast einen so hohen Biomasseertrag wie Mais liefern. Das erstmalige An säen ist zwar kostspielig und aufwen dig, dafür kann die sehr robuste Pflanze ab dem zweiten Jahr dann 15 Jahre lang ohne weitere Nachsaat und ohne großen Pflegeaufwand ge erntet werden. Von Juli bis Septem Öffentlichkeit für eine Energiepflanze sensibilisieren, die mindestens 15 Jahre lang an einem Standort wächst. Seit Jahrzehnten fördert Mair den Energiesektor in der Landwirtschaft und will die Akzeptanz von Biogasbetreibern beleben. Und die Silphie kann in seinen Augen einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz und zur CO2-Bilanz liefern. Denn die Pflanze werde nur einmal angepflanzt und sei dauerhaft ertragsfähig, erklärt Mair. Die Dauerkultur Silphie braucht zwei Sommer, ehe sie zur Erntereife heranwächst. Um im ersten Jahr nicht ganz ohne Ertrag zu bleiben, war sie auf allen acht Versuchsfeldern als Untersaat zum Mais ausgebracht worden. „Und der kam heuer sehr stark“, sagt Mair. Problem dabei: Im Schatten der dichten ber bieten die Blüten Nahrung für Bie nen und andere Insekten.
● Leader Projekt „Mehr Vielfalt in der Energielandschaft mit Durch wachsener Silphie“heißt ein Leader Projekt, das alle Allgäuer Landkreise umfasst. Auf insgesamt 15 Hektar Ackerfläche wird der Korbblütler von acht Biogaslandwirten angebaut. In dem dreijährigen Versuch werden Anbau, Wachstum, Pflege und Ernteer träge ausgewertet. (fk) Maispflanzen entwickelte sich die Silphie entsprechend langsamer. Ob und welche Auswirkungen das auf das weitere Wachstum und die erste Ernte hat, das wird sich erst im kommenden Jahr zeigen.
Jetzt nämlich geht die Silphie zunächst mal in den Winterschlaf. Die becherartigen Blätter an den vierkantigen Stängeln werden abfrieren, die Nährstoffe sich in den Boden zurückziehen. Im Frühjahr dann erwacht die Pflanze zu neuem Leben, bildet neues Wurzelwerk und beginnt im März/April zu wachsen. Zeit für die Landwirte, ihre Versuchsfelder zu düngen und notfalls Pflanzenschutzmaßnahmen durchzuführen. Rund 20 Prozent aller Äcker, so die inzwischen bundesweite Erfahrung von Silphie-Fachmann Ralf Brodmann, brauchen in den ersten zwei bis drei Jahren Pflegeeinsätze gegen Schädlinge und Unkraut.
Danach fallen keine zusätzlichen Arbeitsschritte mehr an. Ab dem fünften Jahr sei durch die eingesparten Betriebskosten die Ertragsminderung gegenüber dem Mais vollständig amortisiert. „Silphie ist damit nicht nur eine ökologisch, sondern auch eine ökonomisch interessante Alternative“, rechnet Ralf Brodmann vor. Außerdem soll ein SilphieFeld spätestens ab dem dritten Jahr auch als sogenannte „Greening-Fläche“eingetragen werden können. Mindestens fünf Prozent der landwirtschaftlichen genutzten Ackerflächen über 15 Hektar müssen seit Januar 2015 dem Standard einer „ökologischen Vorrangfläche“entsprechen. „Das wird dem Silphie-Anbau nochmals einen ordentlichen Aufschwung geben“, prophezeit Renergie-Fachberater Stephan Ruile.
Das zweite von insgesamt drei Projektjahren beginnt im März 2018 mit Feldbegehungen, bei denen gemeinsam mit den zuständigen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die individuell nötigen Pflegemaßnahmen besprochen werden. Ab Mitte September 2018, wenn die leuchtend gelben Blüten auf den bis zu drei Meter hohen Stängeln allmählich verblühen, beginnt die erste Silphie-Ernte.