Die Liebe zum „roschtigen Glump“
Ludwig Blätz aus Köngetried macht aus Schrott Kunst. Und das schon 20 Jahre lang
Köngetried Aus dem Bauch des Kängurus wächst eine Pflanze. Klar, denn das Tier ist aus einer alten Kuhtränke aus dem Stall und rostigen Rohren entstanden und steht jetzt als Deko neben dem Bauerngärtle vor dem Hof mitten im Dorf. Das ist das erste Tier, das Ludwig Blätz aus alten Eisenteilen zusammengeschweißt hat. Mittlerweile sind hunderte hinzugekommen, denn die Leidenschaft für Schrottkunst hält bei Ludwig Blätz bereits seit über 20 Jahren an. „Ich habe keine Ahnung wie viel ich schon gemacht habe“, sagt der Köngetrieder. „Ich zähle meine Sachen nicht.“Zu den Tieren und Figuren kommen Balkongeländer, Rankgitter und Skulpturen, die der 66-Jährige im Laufe der Jahre aus vielen, vielen einzelnen Teilen geschweißt hat.
Als Künstler betrachte sich der Landwirt nicht, nur einfach als jemanden, der gerne etwas herstellt, aus Dingen, die andere achtlos in den Container werfen. Dabei hat seine Liebe zum Eisen eine lange Tradition. „Gegenüber ist die alte Schmiede, da war ich als Kind oft jeden Tag drüben und habe zugesehen“, erzählt Blätz. Doch Schmieden ist keine der Tätigkeiten, die er dabei erlernt hat. Stattdessen schweißt und biegt er die Teile, die er für die vielen Tiere und lustigen Gesellen benötigt, das sei für ihn einfacher. Das Schweißen musste er sich zu diesem Anlass nicht selber beibringen, das konnte er vorher – „In einer Landwirtschaft muss man alles Mögliche mal reparieren.“
Und aus der Landwirtschaft stammen auch die meisten Einzelteile die er für seine Skulpturen benötigt. Stumpfe Messer aus Kreisel- mähern, die Zinken von Heuwendern oder jegliche Rohre, Schrauben und Nägel: unter Blätz’ Händen werden sie zu Spinnen, Hühnern oder ganzen Bäumen.
Viele der so entstandenen Figuren hat er als Deko einem Freund für sein Café in Bad Wörishofen zur Verfügung gestellt. „Dort bin ich immer mal wieder gesessen und hab’ auch mitbekommen, was die Leute sagen“, erzählt Blätz. Dabei gefielen die Sachen den meisten. Trotzdem musste er sich manchmal schon anhören, dass das ja „a roschtigs Glump“sei. Auch wenn die meisten seiner Metallteile mit dem rötlichen Eisenoxid überzogen sind: Wirklich kaputt gehen die Sachen deshalb nicht. „Nur wer Blech verwendet, der sollte aufpassen, denn das hält nicht lange durch.“Seine Sachen seien hingegen seien äußerst solide. Und auf Wunsch fertigt er auch Tei- le, die verzinkt werden und so noch länger halten.
Blätz’ Materialien stammten früher zum großen Teil vom Mindelheimer Schrottplatz, mittlerweile jedoch auch von Menschen die seine Leidenschaft kennen. Köngetrieder bringen ihm die stumpfen Messer aus den Mähwerken, eine Hufschmiedin beliefert ihn regelmäßig mit alten Hufeisen und ein Anruf machte ihn auf die alte Schmiede in Unteregg aufmerksam. Dort wartete ein ganz besonderer Fund: zahlreiche Ochseneisen, mit denen man früher auch Paarhufer beschlug. Wer das nicht weiß, rätselt lange über dieses blattförmige Detail eines großen Baumes mit kugeliger Krone auf dem Grund von Ludwig Blätz.
In einem Teil des Stadels warten noch viele hunderte große und kleine Einzelteile darauf, in das nächste Kunstwerk integriert zu werden. Und eigentlich müsste der ehemalige Landwirt seit seinem Ruhestand mehr Zeit haben, doch viele andere Aufgaben fordern ihn ebenfalls und so kommt er im Moment nicht groß zu seinem geliebten Hobby, dessen Früchte sogar bis nach Alaska gelangt sind. „Das ist jedenfalls ein Stück, von dem ich weiß, wo es gelandet ist“, scherzt er.
Das Schöne am Eisen? Dass man es so gut wie immer reparieren kann, findet er. Und Abfall falle auch fast keiner an. Fast, denn zerbrechlicher als gedacht sind meist die großen Steine, die Blätz als Kopf oder Körper für seine Tiere benutzt. „Fast ein Drittel brechen beim Bohren“, erzählt er. Aber auch das sei in dem Sinne ja kein Müll, sondern einfach kleinere Steine und die könnten bestimmt noch zu etwas benutzt werden, findet der Köngetrieder.