Sparprofis auf der Insel
Mindelheimer Technikerschüler nutzen einen Englandaufenthalt dazu, Gleichaltrigen Energiesparen nahezubringen
Mindelheim/Crew Jetzt dürfen erst recht nicht alle Bindungen gekappt werden. Im Gegenteil: In Zeiten, in denen England sich von der Europäischen Union abwendet, sind persönliche Kontakte womöglich wichtiger denn je. Die beiden Lehrer Karl Geller und Alexandra Zieger von der Berufsschule Mindelheim denken jedenfalls so. Mit 32 Studierenden der Technikerschule waren sie zwei Wochen lang in Mittelengland unterwegs und haben dafür auch die Herbstferien geopfert.
Neben vielen Gesprächen in den Gastfamilien gehörte ein einwöchiger Lehrgang an einer berufsbildenden Schule in Crew zum Programm. Das Besondere: Die Mindelheimer waren die Lehrenden und haben ihren Unterricht an acht Stationen in englischer Sprache gemeistert.
In der ersten Woche hatten sie Gelegenheit, ihre Sprachkenntnisse aufzufrischen. Am Ende beherrschten sie Englisch so gut, dass sie auch die abschließenden Präsentationen vor 250 Schülern meisterten. Zu sagen hatten sie einiges. Thema war das Energiesparen in den Betrieben. Diesen Wahlkurs hat Karl Geller an der Mindelheimer Berufsschule aufgebaut. Dafür ist die Schule bereits mit mehreren hochkarätigen Preisen bedacht worden. Darunter zählte sogar ein Empfang beim Bundespräsidenten in Berlin.
In England spielt Energieeffizienz bisher offenbar noch keine allzu große Rolle. Diesen Eindruck jedenfalls hatten die jungen Studierenden aus dem Unterallgäu. Die Häuser zum Beispiel sind schlecht gedämmt. Das Interesse an dem Thema allerdings sei sehr groß gewesen. „Wenn ein Teil von ihnen zu denken anfängt, haben wir schon viel erreicht“, sagt Karl Geller.
Die Mindelheimer waren bei Familien untergebracht. Viele Gasteltern haben sich viel Zeit genommen, um mit ihren Gästen ins Gespräch zu kommen. Diesen Einblick in den Alltag englischer Familien hat die Mindelheimer besonders beeindruckt. Das sei komplett anders, als in einem Land nur Urlaub zu machen, sagte ein Schüler.
Geboten war auch ein spannendes Rahmenprogramm. So durften die Mindelheimer die Beatles-Stadt Liverpool besuchen. In Crew besichtigten sie das Automobilwerk von Bentley. Und auch die alte Römerstadt Chester stand auf dem Programm. Für manche war aber auch schon die Anreise etwas ganz Besonderes. Für sie war der Flug nach Manchester eine Premiere. Im nächsten Jahr wollen Briten zum Gegenbesuch aufbrechen. Einziger Wermutstropfen ist die unsichere Zukunft. Die Fahrt war über das europäische Erasmus-plus-Programm finanziert worden. Nach dem Brexit dürfte es schwieriger werden, Mittel für einen England-Aufenthalt zu bekommen.