Die makabre Suche hat ein Ende
Rechter Arm der toten Journalistin Kim Wall gefunden. Wird Erfinder Madsen jetzt des Mordes überführt?
Kopenhagen Nach weit über drei Monaten scheint die makabre Suche nach den Leichenteilen der schwedischen Journalistin Kim Wall endlich beendet zu sein. Am Mittwoch hat die dänische Polizei einen zweiten Arm in der Kögebucht bei Kopenhagen geborgen. Sie geht davon aus, dass es sich dabei um das letzte noch vermisste Leichenstück von Kim Wall handelt. Rechtsmediziner sollen das heute bestätigen.
„Das hat eine große ethische Bedeutung für die Angehörigen, da sie nun den ganzen Körper haben, den sie begraben können“, sagte Vizepolizeiinspektor Jens Möller Jensen. Der zweite Arm wurde unweit des ersten, vor einer guten Woche sichergestellten Arms gefunden.
Die Fundstelle der Arme liegt rund einen Kilometer entfernt von den Orten, wo Kim Walls Torso am 21. August und ihr Kopf sowie ihre Beine am 6. Oktober entdeckt wor- den sind. Sämtliche Körperteile, auch der am Mittwoch gefundene Arm, wurden mit Gewichten aus dem gleichen Material beschwert.
Nicht nur für die Angehörigen ist der Fund der Arme und damit der gesamten Leiche wichtig. Der Erfinder Peter Madsen soll die Journalistin laut Staatsanwaltschaft bei einer Rundfahrt in seinem selbst gebauten U-Boot am 10. August getötet und zerstückelt haben. Doch Kopf, Torso und Beine konnten bislang keinen eindeutigen Aufschluss darüber geben, ob Madsen die junge Frau bei der gemeinsamen U-Bootfahrt ermordet hat. Auch ein Unfall wäre theoretisch noch möglich.
Madsen selbst behauptet in seiner jüngsten von insgesamt drei Versionen des Handlungshergangs, Wall könnte im U-Boot an einer Luftvergiftung, möglicherweise durch austretendes Kohlenmonoxid, gestorben sein, während er an Deck an der frischen Luft war. Der exzentrische Erfinder, über den Wall eigentlich schreiben wollte, hat nach anfänglichem Leugnen lediglich zugegeben ihre Leiche nach diesem tödlichen Unfall im U-Boot zersägt und ins Meer geschmissen zu haben, weil er Panik bekam. Madsen, der mit einer selbst gebauten Rakete als erster Amateur ins Weltall will, soll sich unter anderem Sorgen darüber gemacht haben, dass dieses Projekt durch den vermeintlichen Unfall in Gefahr geraten könnte. Er habe beim Zersägen der Leiche und der Versenkung ihrer Einzelteile im Meer in einer Kurzschlussreaktion gehandelt, sei aber kein Mörder.
Rechtsmediziner Peter Knudsen sagte vor den Armfunden, es sei fast unmöglich, Madsens Version zu einer Luftvergiftung als Todesursache für Wall zu widerlegen. Dazu hätten Kopf, Toros und Beine zu lange im Wasser gelegen. Doch Spuren an Arm und Hand könnten nun den großen Durchbruch bringen. Sollten nämlich Verletzungen an den Armen und Händen gefunden werden, die auf einen Kampf hindeuten, gilt Madsen als so gut wie überführt. Die Polizei hält ein sexuelles Motiv für wahrscheinlich. Walls genaue Todesursache ist nach wie vor unbekannt. Bei den bisherigen Untersuchungen wurden Messerstiche im Unterleib der Frau entdeckt. Unklar ist, ob sie ihr vor oder nach ihrem Tod zugefügt worden sind.