Warum gibt es keine Kneipenkultur in Mindelheim?
Vor allem den Jüngeren fehlt es in der Stadt an Pep. Die Stadträte sehen die Defizite
Mindelheim Die Kreisstadt Mindelheim hat viele Stärken - von Schulen bis Jobs. In einem Bereich allerdings herrscht weitgehend Flaute: Es fehlt an einer Ausgehkultur, an Treffpunkten für junge Erwachsene im Alter von 20 bis 35 Jahre. Eine schonungslose Analyse der tristen Lage hat Markus Putz jetzt vor dem Jugend-, Kultur- und Sozialausschuss abgeliefert. Der Redakteur des Bayerischen Rundfunks, der nach Jahren in der Ferne wieder nach Mindelheim zurückgekehrt ist, hat viel Zustimmung erfahren.
Eine Kneipenkultur gibt es praktisch nicht. Putz hat sich umgehört, ob es nicht nur ihm so geht. Im Mc Donald’s traf er auf junge Leute, die es dorthin aus Mangel an Alternativen zieht. Es fehle an Veranstaltungen und an Orten dafür. Nicht einmal mit Kino oder Diskothek kann die Kreisstadt aufwarten. Und doch gibt es Leute, die alternative Kultur anbieten. Putz nannte das FoodTruck-Festival, die kubanische Nacht oder Marino’s Café. Sie allerdings beklagten, dass sie sich nicht ernstgenommen fühlen. Die Stadt sehe den Mehrwert nicht, man werde nicht unterstützt, die Angst vor Lärm, Dreck und Ärger überwiegen. Diese Offenheit gehe vielen Mindelheimern ab.
Markus Putz ist auch so mancher Leerstand aufgefallen. Die Kontakte mit den Eigentümern seien aber in den meisten Fällen sehr ernüchternd ausgefallen. Dabei könnten diese Orte für junge Leute und deren Veranstaltungen genutzt werden. Vonseiten der Stadt wünscht sich Putz eine Koordinationsstelle, die sich um Stadtmarketing kümmert. Helfen würden finanzielle und moralische Unterstützung, um aus Mindelheim eine lebendige Kreisstadt zu machen. Das Banner über der Maximilianstraße sollte kostenlos genutzt werden können. Mehr Leistungen des Bauhofs könnten gratis bereitgestellt werden. Auch die Idee eines „Nachtbürgermeisters“, wie ihn Amsterdam hat, findet Putz charmant.
Für noch wichtiger hält Putz moralische Unterstützung. Man solle nicht immer gleich die Probleme sehen. Bei Ärger könnte die Stadtspitze auch mal öffentlich Stellung beziehen und um Verständnis für die jungen Leute werben. Auch ein Wettbewerb für eine junge, aktive Kneipenkultur könnte helfen. Bei der Werbung durch die Stadt sollte kein Unterschied gemacht werden, ob eine Veranstaltung privat oder städtisch ist.
Markus Putz regte ferner ein Merkblatt an. Darin sollte aufgeführt werden, welche Schritte ein Veranstalter gehen muss und wie ihn die Stadt dabei unterstützen kann. Darin sollte auch stehen, wer Ansprechpartner bei der Stadt ist, sollte es Probleme geben.
Gut wäre auch eine eigene Veranstaltung ähnlich des Jugendforums. Dort könnten sich Veranstalter, Stadt und junge Erwachsene über ihre Bedürfnisse austauschen.
Stadträte zeigten sich begeistert, etwa Wolfgang Streitel (CSU) und Ulrich Manlig (SPD). Ein Treffen ähnlich des Jugendforums könnte ein guter Anfang sein, um die Dinge zu verbessern. Bürgermeister Stephan Winter sagte, es sei wert, umzusteuern. Er hatte Putz in die Sitzung eingeladen, nachdem dieser bei ihm vorgesprochen und seine Ideen präsentiert hatte.