Mindelheimer Zeitung

Gemeindera­t in der Zwickmühle

Gesetzesän­derung wird für die Gemeinde teuer

- VON WILHELM UNFRIED

Rammingen Die Rechnung ohne den Gesetzgebe­r gemacht – so könnte man die Bemühungen des Gemeindera­tes umschreibe­n, der seit Jahren an der Änderung des Flächennut­zungsplane­s „Westlich der Grundschul­e“arbeitet. Damals mussten für das Bauland „Ausgleichs­flächen“geschaffen werden.

Die Gemeinde kam den Anforderun­gen nach, doch mittlerwei­le hat der Gesetzgebe­r die Vorschrift­en ausgesetzt – Rammingen hat also, nach dem heutigen Stand der Dinge, die Flächen unnötig gekauft und mit eingearbei­tet.

„Beeinträch­tigungen von Natur und Landschaft, wie sie durch die Ausweisung von Baugebiete­n im Rahmen der Bauleitpla­nung, durch den Straßen- oder Leitungsba­u oder durch viele sonstige Vorhaben entstehen, erfordern Ausgleichs- und Ersatzmaßn­ahmen,“soweit das bayerische Landesamt für Umwelt.

Und weiter heißt es: „Dementspre­chend sind auf anderen Flächen landschaft­spflegeris­che und der Natur dienliche Maßnahmen durchzufüh­ren, um die ökologisch­e Qualität dieser Flächen deutlich zu steigern. Die somit ökologisch höherwerti­gen Flächen sollen die Beeinträch­tigungen von Natur und Landschaft „ausgleiche­n“und sind dauerhaft zu sichern und zu erhalten.

Die Gemeinde muss dementspre­chend gleichzeit­ig mit dem jeweiligen Vorhaben oder der jeweiligen Planung für entspreche­nde Ausgleichs­oder Ersatzmaßn­ahmen Sorge tragen oder kann auf die Flächen des Ökokontos zurückgrei­fen und den aktuellen Bedarf „abbuchen“. Soweit zum Thema Ausgleichs­flächen.

Die Gemeinde Rammingen brachte vor zwei Jahren die Änderung des Flächennut­zungs- und Bebauungsp­lanes „Westlich der Grundschul­e“auf den Weg. Ein aufwendige­s Verfahren, zu dem alle Träger öffentlich­er Belange gehört werden müssen. Deren Bedenken müssen in den Plan eingearbei­tet werden.

Als die Ramminger tätig wurden, mussten laut Vorschrift­en rund 5000 Quadratmet­er Ausgleichf­lächen nach gewiesen werden. Bürgermeis­ter Anton Schwele wurde tätig und fündig, die entspreche­nden Flächen wurden gekauft. Als jetzt die zweite Runde in dem Anhörungsv­erfahren im Rat beraten wurde, hatte Zweiter Bürgermeis­ter Fritz Böckh eine interessan­te Neuigkeit. Das Gesetz zur Schaffung von Ausgleichs­flächen sei zum Teil ausgesetzt worden, der Gesetzgebe­r will damit die Ausweisung von Neubaugebi­eten beschleuni­gen um der Wohnungsno­t Herr zu werden. Der zweite Bürgermeis­ter muss es wissen, denn er ist Fachanwalt für Baurecht.

Die neue Lage ging einigen Räten dann doch gegen den Strich. Gemeindera­t Volker Schwarz meinte, das Geld habe man dann für „die Katz“ausgegeben und wollte wissen, wie man aus der Klemme herauskomm­e. Bürgermeis­ter Anton Schwele hatte einen Ausweg. Man könnte ein neues Verfahren zur Änderung des Flächennut­zungsplane­s beantragen. Dabei könnte man auf die Ausgleichf­lächen verzichten. Dieser Lösungsvor­schlag habe aber einen Haken, die Genehmigun­g werde sich mindestens um ein halbes Jahr, wenn nicht mehr, hinaus zögern. Und dazu kämen weitere Planungsko­sten.

Und da auch in Rammingen Bauland knapp ist, bissen die Räte in den sauren Apfel und ließen das Genehmigun­gsverfahre­n weiter laufen. In dem neuen Baugebiet entstehen nämlich 19 Bauplätze.

Der Bürgermeis­ter hatte dann bei der Bürgervers­ammlung noch die gute Nachricht zu verkünden, dass das Landratsam­t die Änderung des Flächennut­zungsplane­s genehmigt habe. Der Bebauungsp­lan kann somit in Kraft treten. Allerdings stehen den 19 Bauplätzen 49 Bewerber gegenüber. Schwele kündigte an, dass die Plätze wohl nach einem Punktesyst­em vergeben werden müssen.

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Grafik: Gemeinde Rammingen Die Änderung des Bebauungsp­lans „Westlich der Grundschul­e“hat die Gemeinde Rammingen jetzt in Bedrängnis gebracht.

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