In Überzahl verloren
Zweitligist ESV Kaufbeuren vergibt im Heimspiel gegen Dresden zu viele Chancen. Obwohl sich die Gäste viele Strafzeiten leisten, unterliegen die Joker knapp mit 2:3
Kaufbeuren Gar nicht so viel über das Gesehene reden wollte der Trainer des Eishockey-Zweitligisten ESV Kaufbeuren, Andreas Brockmann, am Dienstagabend nach der 2:3-Heimniederlage (0:1; 1:1; 1:1) gegen Dresden. Eine knackige Analyse und dann weiter – raus aus dem Stadion, ab nach Hause, dort vielleicht schon die Fehler analysieren. Sein Gegenüber an diesem Abend, Dresdens Coach Franz Steer, war hingegen in Plauderlaune.
Lange nach Spielschluss tauschte sich der Gäste-Trainer noch mit Kaufbeurer Verantwortlichen aus. Steer hatte zuletzt neun Jahre lang die Geschicke in Rosenheim gelenkt („Von den neun Jahren waren sieben toll und zwei zum Vergessen“) und ist seit Sommer Trainer der Dresdner Eislöwen.
Die unterschiedlichen Reaktionen der beiden Trainer sagen viel über das vorangegangene Spiel aus. In gewisser Weise agierten die beiden Mannschaften auf Augenhöhe. Die Joker waren vor über 1900 Zuschauern die aktivere Mannschaft, Dresden die kompaktere. Knackpunkt des Spiels war das zweite Drittel. Nachdem Dresden im ersten Abschnitt einen abgefälschten Schuss im Kaufbeurer Tor untergebracht hatte, sorgte Florin Ketterer kurz nach dem ersten Pausentee in Überzahl für den Ausgleich. Bis zur zweiten Pause spielte Kaufbeuren noch vier weitere Male – also satte acht Minuten – in Überzahl, ein Torerfolg blieb aber aus. Die vielen vergebenen Möglichkeiten rächten sich nach 35 Minuten, als Dresden erneut in Führung ging.
Zu Beginn des dritten Drittels durfte der ESVK dann sogar über dreieinhalb Minuten lang im Powerplay ran – zeitweise sogar mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Doch wieder gingen die Schüsse entweder neben das Tor oder endeten beim starken Eislöwen-Keeper Marco Eisenhut. Brockmann kritisierte später seine Stürmer: „Ich erwarte von den Schlüsselspielern mehr. Dass da mal eine Idee kommt.“Schließlich könne nicht immer nur von Pech die Rede sein. Es habe der letzte Wille und die zündende Idee gefehlt, monierte der ESVK-Coach.
Für Kaufbeuren kam es noch dicker. Denn in der 50. Minute machten die Gäste vor, wie Powerplay gespielt wird: In ihrer ersten Überzahl bauten sie ihre Führung auf 3:1 aus. 108 Sekunden vor dem Ende glückte Sami Blomqvist zwar noch der 2:3-Anschlusstreffer, aber nur Momente später wanderte wieder ein Dresdner auf die Strafbank – bezeichnend, dass der rettende Ausgleich an diesem Abend nicht in Überzahl fallen sollte. Dem ESVK gelang kein Treffer mehr.
Das Powerplay ist sonst eigentlich kein Problem der Joker. In 19,6 Prozent der Fälle gelingt den Allgäuern dabei ein Tor – damit liegt Kaufbeuren sogar knapp über dem Liga-Durchschnitt. Doch Dresden ist dank konzentrierter DefensivArbeit auch das stärkste UnterzahlTeam der Liga. „Ich glaube, wir hätten noch lange spielen können. Wir hätten das Spiel nie gedreht“, zeigte sich Brockmann nach der Begegnung enttäuscht. Sein Pendant auf Dresdner Seite, Steer, beschwichtigte jedoch: „Ich denke das Kaufbeurer Überzahlspiel war schon gut, nur der Abschluss war halt nicht da.“
Genau daran kann Brockmann nun bis Freitagabend feilen. Dann kommt es zum Duell mit den Löwen Frankfurt – 600 bis 700 Fans haben sich aus Hessen angekündigt, ein Sonderzug rollt ins Allgäu. Um 20 Uhr soll es losgehen.
Die Raubkatzen belegen derzeit Rang zwei der Tabelle und dürften ein starker Gegner sein. Doch es scheint, als wären die Löwen auswärts weniger bissig: Vier ihrer zurückliegenden fünf Auswärtsspiele haben sie verloren.
Gegen Schlusslicht Bad Nauheim siegte Frankfurt zuletzt auch zuhause nur mit viel Mühe (6:5). Brockmann sprach zwar von „einem harten Programm“, versicherte aber: „Wir werden unser Bestes geben.“