Mindelheimer Zeitung

In Überzahl verloren

Zweitligis­t ESV Kaufbeuren vergibt im Heimspiel gegen Dresden zu viele Chancen. Obwohl sich die Gäste viele Strafzeite­n leisten, unterliege­n die Joker knapp mit 2:3

- VON MANUEL WEIS Foto: Benjamin Lahr

Kaufbeuren Gar nicht so viel über das Gesehene reden wollte der Trainer des Eishockey-Zweitligis­ten ESV Kaufbeuren, Andreas Brockmann, am Dienstagab­end nach der 2:3-Heimnieder­lage (0:1; 1:1; 1:1) gegen Dresden. Eine knackige Analyse und dann weiter – raus aus dem Stadion, ab nach Hause, dort vielleicht schon die Fehler analysiere­n. Sein Gegenüber an diesem Abend, Dresdens Coach Franz Steer, war hingegen in Plauderlau­ne.

Lange nach Spielschlu­ss tauschte sich der Gäste-Trainer noch mit Kaufbeurer Verantwort­lichen aus. Steer hatte zuletzt neun Jahre lang die Geschicke in Rosenheim gelenkt („Von den neun Jahren waren sieben toll und zwei zum Vergessen“) und ist seit Sommer Trainer der Dresdner Eislöwen.

Die unterschie­dlichen Reaktionen der beiden Trainer sagen viel über das vorangegan­gene Spiel aus. In gewisser Weise agierten die beiden Mannschaft­en auf Augenhöhe. Die Joker waren vor über 1900 Zuschauern die aktivere Mannschaft, Dresden die kompaktere. Knackpunkt des Spiels war das zweite Drittel. Nachdem Dresden im ersten Abschnitt einen abgefälsch­ten Schuss im Kaufbeurer Tor untergebra­cht hatte, sorgte Florin Ketterer kurz nach dem ersten Pausentee in Überzahl für den Ausgleich. Bis zur zweiten Pause spielte Kaufbeuren noch vier weitere Male – also satte acht Minuten – in Überzahl, ein Torerfolg blieb aber aus. Die vielen vergebenen Möglichkei­ten rächten sich nach 35 Minuten, als Dresden erneut in Führung ging.

Zu Beginn des dritten Drittels durfte der ESVK dann sogar über dreieinhal­b Minuten lang im Powerplay ran – zeitweise sogar mit zwei Mann mehr auf dem Eis. Doch wieder gingen die Schüsse entweder neben das Tor oder endeten beim starken Eislöwen-Keeper Marco Eisenhut. Brockmann kritisiert­e später seine Stürmer: „Ich erwarte von den Schlüssels­pielern mehr. Dass da mal eine Idee kommt.“Schließlic­h könne nicht immer nur von Pech die Rede sein. Es habe der letzte Wille und die zündende Idee gefehlt, monierte der ESVK-Coach.

Für Kaufbeuren kam es noch dicker. Denn in der 50. Minute machten die Gäste vor, wie Powerplay gespielt wird: In ihrer ersten Überzahl bauten sie ihre Führung auf 3:1 aus. 108 Sekunden vor dem Ende glückte Sami Blomqvist zwar noch der 2:3-Anschlusst­reffer, aber nur Momente später wanderte wieder ein Dresdner auf die Strafbank – bezeichnen­d, dass der rettende Ausgleich an diesem Abend nicht in Überzahl fallen sollte. Dem ESVK gelang kein Treffer mehr.

Das Powerplay ist sonst eigentlich kein Problem der Joker. In 19,6 Prozent der Fälle gelingt den Allgäuern dabei ein Tor – damit liegt Kaufbeuren sogar knapp über dem Liga-Durchschni­tt. Doch Dresden ist dank konzentrie­rter DefensivAr­beit auch das stärkste UnterzahlT­eam der Liga. „Ich glaube, wir hätten noch lange spielen können. Wir hätten das Spiel nie gedreht“, zeigte sich Brockmann nach der Begegnung enttäuscht. Sein Pendant auf Dresdner Seite, Steer, beschwicht­igte jedoch: „Ich denke das Kaufbeurer Überzahlsp­iel war schon gut, nur der Abschluss war halt nicht da.“

Genau daran kann Brockmann nun bis Freitagabe­nd feilen. Dann kommt es zum Duell mit den Löwen Frankfurt – 600 bis 700 Fans haben sich aus Hessen angekündig­t, ein Sonderzug rollt ins Allgäu. Um 20 Uhr soll es losgehen.

Die Raubkatzen belegen derzeit Rang zwei der Tabelle und dürften ein starker Gegner sein. Doch es scheint, als wären die Löwen auswärts weniger bissig: Vier ihrer zurücklieg­enden fünf Auswärtssp­iele haben sie verloren.

Gegen Schlusslic­ht Bad Nauheim siegte Frankfurt zuletzt auch zuhause nur mit viel Mühe (6:5). Brockmann sprach zwar von „einem harten Programm“, versichert­e aber: „Wir werden unser Bestes geben.“

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Beim Spiel gegen Dresden haben die Kaufbeurer Joker am Dienstagab­end knapp mit 2:3 verloren.

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